Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino. 61 Es lässt sich nicht in Abrede stellen, dass nur die beständigen Vorstösse, welche die Truppen der I. Armee gegen Rebecco, Baite und Cá Nuova geführt, die Einnahme von Guidizzolo hintertrieben haben. Ohne Mitwirkung des 11. Armee-Corps wären diese Schläge weder so zahlreich, noch so vehement und blutig gewesen, und der Feind hätte sich dann schon um 2 Uhr in den Besitz von Gruidizzolo gesetzt. Aus obiger Auseinandersetzung geht zunächst hervor, dass: 1. der von Guidizzolo gegen Castiglione von dem linken Flügel — I. Armee — zu unternehmende Offensivstoss nur dann reussirt haben würde, wenn das I. Armee-Commando aus eigener Initiative am 23. Juni Abends Medole mit Einer Armee-Division des 9. Armee- Corps besetzt, oder wenn es nach der muthmasslichen Annahme des grossen Hauptquartiers in Volta, schon um 6 Uhr Früh mit dem 9. und 3. Armee-Corps und der Cavallerie-Division Zedtwitz den Feind in Medole angegriffen und diesen Ort genommen hätte; 2. dass weder die Verstärkung der I. Armee durch das 7. Armee- Corps der II. Armee bei Guidizzolo, noch die Verstärkung dieser durch das 11. Armee-Corps jener Heeresabtheilung bei Solferino behufs Führung eines Offensivschlages gegen das feindliche Centrum geeignet waren, der Schlacht eine günstigere Wendung zu geben. Schlussbetrachtung. Auf die Ursachen, welche den Verlust der Schlacht von Solferino für Österreichs Waffen herbeigeführt haben, wirft der Armee-Befehl ddo. Verona 28. Juni *) helle Streiflichter. Strategische Fehler waren es, wie oben dargelegt, bestimmt nicht, welche die Niederlage vom 24. Juni 1859 verschuldet hatten. Die Darstellung der Schlacht in dem österreichischen Generalstabs­werke zeigt, dass der Aufmarsch des k. k. Heeres strategisch richtig angeordnet war, und dass alle Heerestheile auch unter den unverhofft eingebrochenen Verhältnissen auf den entscheidenden Punkten recht­zeitig entwickelt sein konnten. Ferner wurde constatirt, dass von der Armee-Oberleitung auch während der Action jene Dispositionen erlassen wurden, welche bei einiger Initiative von Seite der Unter­befehlshaber einen günstigen Erfolg herbeigeführt haben würden^) Es ist nicht hinwegzuläugnen, dass den Unterbefehlshabern des öster­reichischen Heeres im Allgemeinen am Vorabend, so wie am Tage der Schlacht von Solferino die Initiative gemangelt habe. Obgleich es unendlich schwer fällt, in dieser Beziehung Grenzen ziehen und be­stimmen zu wollen, wann es einem General gestattet sei, aus seiner *) Vergleiche: „Der Krieg in ItaUen 1859.“ II. Band, Seite 390 bis 392.

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