Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino

52 Betrachtungen über die Schlacht hei Solferino. weil sie auf unüberwindliche taktische Hindernisse gestossen und ge­scheitert wäre. Es kommt nämlich zu ermessen, dass der zeitliche Aufbruch des Feindes und dessen taktischer Aufmarsch zwischen Cä Nuova- Medole und Cä Morino, welcher durch Nichtbesetzung dieser Punkte Tags vorher mit stärkerer Macht ermöglicht wurde, den Franzosen ausser der taktischen Initiative auch noch eine starke Position in die Hände geliefert hatte. Um das 4., 3. und 2. französische Corps nebst den beiden Cavallerie-Divisionen Partouneaux und Desvaux, welche schon gegen 12 Uhr Mittags, als das I. Armee - Commando den zweiten Vorrückungsbefehl erhielt, der I. Armee den Weg nach Castiglione verlegt hatten, aus dem starken Terrainabschnitte südwestlich der Hauptstrasse Guidizzolo-Castiglione und seinen zur Vertheidigung ein­gerichteten, blos auf Kanonenschussweite von Guidizzolo entfernt liegenden Vorpositionen Rebecco, Baite, Cä Nuova, Cä Morino und Barcaccia zu vertreiben, reichten die verfügbaren Streitkräfte nicht hin. Dies beweist sowohl der thatsächliche Verlauf der Schlacht auf dem linken Flügel der österreichischen Schlachtordnung, als die Hartnäckig­keit der Kämpfe und ihre Opfer auf dem Gefechtsfelde zwischen Guidizzolo und Medole. Wenn schon die Passivität des ganzen 2. französi­schen Corps (Mac Mahon) und eines Drittels des 3. Corps (Canrobert) ein ungünstiges Gefechtsergebniss geliefert, wie erst hätten sich die Kampfverhältnisse gestalten müssen, wenn diese Heerestheile, durch die Vehemenz des von österreichischer Seite geführten Angriffes zur Erkenntniss nahender Krisis gelangt, ihre gesammten Kräfte behufs gemeinsamer Abwehr oder behufs gemeinsamen Vorstosses auf Gui­dizzolo eingesetzt haben würden? Alle zwischen Cä Nuova, Medole und Cä Morino aufgestaffelten Truppen-Abtheilungen wären durch die Schwankungen des Kampfes freiwillig oder gezwungen, in denselben hineingezogen worden. Dadurch würden die Streitkräfte der Franzosen in der Richtung von Cä Nuova allein auf 9 Infanterie-Brigaden an­gewachsen sein. Die Angriffsrichtung ä cheval der Hauptstrasse Guidizzolo- Castiglione führte gerade auf deujenigen Theil der feindlichen Schlacht­ordnung, der sowohl in Folge des Geländes als auch der daselbst angehäuften Streitkräfte und ihrer taktischen Disposition die stärkste Seite der feindlichen Stellung bildete. Kein anderer Theil des Schlacht­feldes war einem übereinstimmenden Zusammenwirken der drei Waffen günstiger, und nirgends hatte dies der Gegner in einem grösseren Masse vorbereitet. Die drei Gehöfte von Cä Nuova, Cä Morino und Barcaccia gewährten der Infanterie der Franzosen drei hinter einander liegende Stützpunkte. Der Vormarsch gegen Castiglione musste über ein freies, unbedecktes Terrain — Campo di Medole —

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