Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino. 43 Ergreifung vorerwähnter Massnahmen und stärkerer Besetzung der Vorstellungen von Medole, Ca Morino, Le Grole und S. Martino die Möglichkeit zum raschen Aufmarsch und zur Führung eines ver­nichtenden Schlages gegeben. Anstatt aber eine offensive, durch die Vorrückungs-Dispositionen gebotene Handlungsweise zu adoptiren und am 23. Abends noch aus eigener Initiative Alles vorzukehren, um am nächsten Morgen die unaus­weichlich gewordene Entscheidungsschlacht mit Chancen des Erfolges durchzukämpfen, sehen wir den Commandanten des 5. Armee-Corps am 23. Abends in defensiver Absicht den Ort Solferino in Vertheidigungs- stand setzen, den Commandanten der II. Armee die Armee-Geschütz- Reserve bei Rosegaferro am linken Mincio-Ufer im Lager belassen und den Commandanten der I. Armee, das schwache Detachement in dem für die Vorrückung und offensive Wirksamkeit seines Heeres so wichtigen Orte Medole blos durch 1 Bataillon und 2 Geschütze verstärken. Unbedingt richtig ist es, dass den die Initiative ergreifenden Unterbefehlshabern auch dann, wenn sie Armee-Commandanten sind, ein ausserordentlich hoher Grad von unberechenbarer Verantwortung zu­wächst, wenn sie eine Angriffsschlacht improvisiren. Anders ist es je­doch, wenn sie blos Vorbereitungen zu einer solchen, ohnehin durch die Dispositionen vorgezeichneten Action selbständig zu treffen haben. Die Armee-Oberleitung war vollständig zu der Voraussetzung berechtigt, dass alle einleitenden Massnahmen zur Durchführung eines grossen offensiven Schlages, ohne ihr Dazwischenkommen, durch die Armee- und Corps-Commandanten allein getroffen seien, als sie am 24. Juni 83/4 Uhr Morgens von der Höhe von Volta die Anfänge der Schlacht überblickte, von den Gefechts Verhältnissen jedoch noch nichts Bestimmtes wusste, da keine Meldungen hierüber im grossen Haupt­quartier eingegangen waren. In dieser Überzeugung allein konnte der Befehl — dem seit der Rückzugsbewegung von der Sesia consequent verfolgten Zweck, den Feind gegen die Alpen zu drängen, entsprechend — ertheilt worden sein. Der rechte Flügel — 8. Armee-Corps — habe den Gegner in der Richtung des Garda-Sees zurückzuwerfen und dann dem bei Solferino kämpfenden Centrum zu Hilfe zu eilen; das Centrum soll die Stellung bei Solferino so lange als möglich fest- halten und hiezu ausser dem 5. noch das 1. und 7. Armee-Corps heranziehen, indess der linke Flügel — I. Armee — die Tags vorher angeordnete Vorrückung über Medole vollzieht. Die Cavallerie-Divi- sion Mensdorff endlich habe diese Vorwärtsbewegung der I. Armee in der Ebene zu unterstützen, mithin von Val del Termine in gerader Richtung über Campo di Medole gegen Cä Morino zu marschiren. Vorstehende Weisungen, welche die der I. Armee und dem 8. Armee- Corps vorgeschriebenen Marschrichtungen in ihre Angriffsrichtungen

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