Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
23 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. und als er mit kaiserlichem Befehl vom 23. Juni Vollmacht „zu tractiren und zu schliessen“ erhielt, eilte er wieder zum türkischen Heere, „damit auf begebende gute Conjunctur nichts verabsäumt werde“. Der Grossvezier nahm nun auch die Verhandlungen wieder auf, und am 31. Juli, an demselben Tage, wo Montecuccoli die Verhaltungsbefehle für die Schlacht ausgab, wurde Ren inger zum „vierten Friedens verhöre“ nach Körmend berufen *). Aber auch hier zerschlugen sich die Verhandlungen, und der Gross vezier gab Ren ing er die letzten Bedingungen kund, unter welchen Unterhandlungen überhaupt noch gepflogen werden könnten: Neuhäusel wird nicht restituirt, — Székelyhid und Szt. Jobb nicht geschleift. Dagegen sollte der Kaiser Neutra schleifen, falls die Türken dasselbe nicht noch vor Eintritt des Waffenstillstandes genommen haben sollten, und die Erbauung einer neuen Festung an der Waag davon abhängig gemacht werden, dass kaiserlicherseits auf den Wiederaufbau von Klein-Komorn und Szerinvár verzichtet, anderseits aber gegen die Wiederherstellung der türkischen Plätze Babocsa und Berzencze kein Ein wand erhoben würde. Von der Entrichtung eines jährlichen Tributes oder Bezahlung einer Kriegsentschädigung wollte der Grossvezier absehen, dagegen aber hätte der Kaiser Geschenke im Werthe von 200 000 Gulden, wovon jedoch die Hälfte in baarem Gelde, an die Pforte zu senden. Vergebens waren die Vorstellungen Reninger’s, dass diese Forderungen unannehmbar, und hauptsächlich die letztere Bedingung, als einem Tribute gleichkommend, mit der Ehre des Kaisers unvereinbar seien; — der Grossvezier blieb unerschüttert bei seinem Begehren und verweigerte jede weitere Conferenz, die dasselbe nicht zum Ausgangspunkte hätte. Die Niederlage am 1. August und gewiss noch weit mehr das Bestreben, der bevorstehenden Ankunft des Sultans bei der Armee, durch eine vollbrachte Thatsache zuvorzukommen, stimmten jedoch den Hochmuth des Grossveziers bedeutend herab. — Zur Zeit als die türkische Armee nach ihrem Rückmärsche von Szala- Egerszeg zwischen der Raab und Marczal stand, berief er Reninger in das Hauptquartier bei Vasvár und knüpfte von Neuem Unterhandlungen an. Reninger, die veränderten Verhältnisse mit Geschick benutzend, bestand nun mit solchem Nachdruck auf seinen Anträgen, dass schon am 10. August ein Vertrag zu Stande kam, welcher den beiden kriegführenden Monarchen zur Ratification übersendet wurde. Gleichzeitig wurde jedoch beiderseits beschlossen, dass über die getroffene Vereinbarung das tiefste Schweigen beobachtet und bis zu erfolgter Ratification durch den Kaiser, auch die Operationen unbeirrt fortgesetzt werden sollten. 4) Die ersten drei in Belgrad, Esseg und Ofen.