Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
20 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. directen Marsch nach Gran, sondern stellte sich vorerst, des Angriffes gewärtig, der kaiserlichen Armee bei Sárvár gegenüber, bis er sich der absolut defensiven Haltung derselben völlig versichert hatte. Indess lag es keineswegs in der Absicht des kaiserlichen Oberfeldherrn, unthätig zu bleiben; sobald nur einigermassen die Abgänge an Munition und Proviant ergänzt waren, drängte er auch schon zur energischen Aufnahme der Offensive, — aber an dem üblen Willen der Alliirten scheiterten alle Versuche *). Als die Türken im Begriffe waren, die stark versumpfte Marczal zu übersetzen, um gegen Gran vorzugehen, wollte Montecuccoli die günstige Gelegenheit benutzen, um den Feind während des Überganges mit einem Theile der Armee anzugreifen, „welches, wenn auch nichts anderst, hätte doch gleichwolen dieses effectuirt, dass man den Feind in steter gelousie und Sorgfalt, unsere aber über der Raab liegenden Orter in gutem Muthe würde erhalten haben.“ — Obwohl sich nun schon ein am 9. August abgehaltener Ivriegs- rath gegen jede Offensive erklärte, wollte Montecuccoli, überzeugt von der Nothwendigkeit des Unternehmens, dasselbe dennoch ausführen und gab die hiezu nöthigen Dispositionen für den 11. aus. „Hierüber hat zwar der General-Lieutenant Graf von Waldek allegirt: die Mattigkeit von denen Reichsvölkern, die wenige Anzahl derselben, den Abgang des Brodes und andere Difficultäten mehr; hat es aber gleichwohl nit ganz abgeschlagen“ ; die Franzosen aber Hessen durch den Grafen de laFeuillade und General Gastion erklären: „Dass sie zwar gerne Alles und sonderlich unter meiner Conduite, welcher sie wohl affectionirt wären, thun wollten, es seye aber ihre Intention nicht, zu verhungern. Sie wollten gerne dienen und fechten, aber nit mit so viel Fatigiren und Strapaziren sich verderben lassen. Wenn der Feind an sie kommen werde, würden sie ihn tapfer empfangen, aber dass sie selben mit so grosser Ungelegenheit suchen sollten, könnten sie nicht thun. Sie hätten unzählig viel Kranke und Beschädigte, auch Viele welche aus Mangel des Brodes so matt, dass sie nit stehen könnten. Verlangten 1 Tag oder 14 zu refraichiren, alsdann sie in corpore und zusammen Alles verrichten würden, was man von ihnen verlangte; sich aber zu separiren und von einander zu andern Völkern zu commandiren, wäre wider ihre Instruction, item, dass die Punkte von denen Tractaten, welche mit Ew. kaiserlichen Majestät sie hätten, nicht observirt würden. Erkenneten auch zwar gar wohl die gute Conjunctur, so man hat, des Feindes retroguardi anzugreifen, aber die Unmöglichkeit bei ihnen seye sonnenklar* 2).“ *) Montecuccoli’s Bericht an den Kaiser, 13. August. Kriegs-Archiv; Fase, vm, 58. 2) Montecuccoli an denKaiser, 13. August 1664. Kriegs-Archiv; Fase. VIII, 58.