Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. II. Major Moriz Edlen von Angeli: Die kaiserliche Armee unter dem Ober-Commando des Markgrafen Ludwig von Baden in den Feldzügen 1689-92 gegen die Türken - B. Der Feldzug 1690 in Serbien und Siebenbürgen

224 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Zugeständnisse hinaus sollte aber „Alles gewagt, und eher der letzte Heller angewendet werden, als von diesen limitibus abzustehen“. Wie sehr der Markgraf von Baden auch bemüht war, seine Anschauungen in klarer, überzeugender Weise darzustellen und die Situation wahrheitsgetreu zu schildern, so gelang es ihm doch nicht, die Zustimmung des Kaisers für seine Operations-Vorschläge zu erhalten. Man konnte sich nun einmal nicht entschliessen mit den That- sachen zu rechnen, und die einseitigen, überschwenglichen Berichte Veterani’s, der sich nicht mit dem Gedanken befreunden mochte, das, was er als seine eigenen Eroberungen ansah, aufzugeben, sondern sich hoch und theuer vermass, Nis bis in den Juli hinein zu halten, thaten das Übrige. Wohl konnte sich auch die Majorität des Hofkriegs- rathes der Ansicht nicht verschliessen, wie schwierig die Behauptung so ausgedehnter Landstriche sein würde, und hätte am liebsten den Friedensschluss kommen sehen; von einer defensiven Kriegführung aber, die „den Feind ebenso sehr ermuthigen müsse, als sie die eigenen Truppen decouragire“, wollte man doch nichts hören. Auch ein Ver­mittlungsvorschlag Veterani’s, nach genügender Besetzung von Nis eine Stellung bei Widdin zu nehmen, wodurch man gleichzeitig Serbien und Siebenbürgen decke, wurde massgebenden Ortes als zu defensiv verworfen, und endlich die Festhaltung aller besetzten Punkte und die Concentrirung der Armee an der Morava bei Jagodina zum Beschluss erhoben. Veterani hatte demgemäss etwa 4000 Mann in Nis zu belassen und mit dem Reste nach Jagodina zu marschiren; in Siebenbürgen blieben ausser den nothwendigen Besatzungen noch ungefähr 3000 Pferde unter FML. Heissler, und zur Verbindung desselben mit der Haupt-Armee ein Detachement von 1200 Pferden unter GWM. Heister bei Karansebes. Der Rest der siebenbürgischen Armee hatte ebenfalls nach dem Rendezvous abzumarschiren. Der Markgraf von Baden, welcher unter solchen Bedingungen den Oberbefehl übernehmen sollte, legte in einer umfangreichen Denk­schrift an den Kaiser1) die Gebrechen des Feldzugsplanes bloss und gab die Motive an, „warumb er die von Ihro kaiserl. Majestät ihm durch Anvertrauung des Ober-Commando’s Dero Armee allergnädigst zu erkennen gegebene kaiserliche unverdiente Gnaden, zu seinem höchsten Bedauern allerunterthänigst zu depreciren gezwungen worden“. Er hob sowohl die Unhaltbarkeit von Nis, als auch die Unzweckmässigkeit der Concentrirung der Armee bei Jagodina hervor, welchen beiden Punkten der Feind nicht nur alle Subsistenz abschneiden, sondern sie auch in Verbindung mit der, auf mindestens 20.000 Mann anzuschlagenden bosnischen Miliz, sowohl von Seite der serbischen, als auch der bulgari­schen Morava umgehen und, bis Belgrad vorrückend, vollständig um- *) *) Grossherzogliches Haus-Archiv zu Carlsruhe. Köder: Urkunde XXII.

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