Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. II. Major Moriz Edlen von Angeli: Die kaiserliche Armee unter dem Ober-Commando des Markgrafen Ludwig von Baden in den Feldzügen 1689-92 gegen die Türken - B. Der Feldzug 1690 in Serbien und Siebenbürgen

Der Feldzug 1690 in Serbien und Siebenbürgen. 223 Alles ist zum Stato defensive* vermeint; sollte aber — welches mir doch unbekannt — etwa von anderwärts grössere Macht oder Beihilfe von Truppen zu erwai’ten sein, und Ew. kaiserl. Majestät die gloriose Intention führen, Dero Conquisten bis zu völliger Austilgung aller türkischen Tyrannei aus Europa zu erweitern, so wären nicht allein die in Vergangener Campagne gemachte Progressen und eroberte Plätze auf alle Weise zu behaupten, sondern gleich bei Eingang des Früh­jahres und hervorbrechenden Gras, der Krieg derorten mit möglichstem Eifer anzufangen.“ Auch für die Offensive, deren Haupt-Operationslinie durch das rechte Ufer der Donau bezeichnet wurde, verlangte der Markgraf drei gesonderte Armeen. Die Haupt-Armee von 30.000 Mann regulärer Truppen und einigen tausend Ungarn hätte im Vereine mit der Flottille längs der Donau gegen Nikopolis zu operiren und dieses zu belagern. Ein Corps von 10.000 Mann, verstärkt durch Ungarn, Raizen und Albanesen, welch’ letztere sich aller Voraussicht nach in Masse erheben würden, wäre von Nis bis Albanien aufzustellen, um die rechte Flanke der Haupt-Armee zu sichern und Bosnien zu isoliren. Zur Deckung Slavoniens gegen Einfälle von Bosnien aus würde unter solchen Ver­hältnissen die Grenzmiliz, der man noch ein Regiment zu Pferd bei­geben könnte, ausreichen. Ein drittes Corps von 10.000 Mann, welches durch Zuzüge der Ungarn, Siebenbürger und Szekler auf 20.000 Mann verstärkt werden würde, hätte sich in Siebenbürgen zu sammeln und längs der Aluta in die Walachei einzurücken, um vorerst im Contacte mit der Haupt-Armee bis Nikopolis, dann aber gegen Braila, Foksan und den Sereth vorzugehen. Nach dem Falle von Nikopolis könnte sich die Haupt-Armee entweder nach Sofia oder Salonichi wenden und dort Winterquartiere beziehen, oder noch besser, sich nach Rücklassung entsprechender Kräfte an der Donau, mit dem albanesischen Corps vereinigen und die vollständige Incorporation Bosniens und der Herzegowina vollziehen. Hinsichtlich der bei dieser Offensive in Betracht kommenden Cooperation der Polen, wäre weder gegen eine Besetzung, noch gegen eine förmliche Besitzergreifung der Moldau durch dieselben ein Einwand zu erheben, da sie in diesem Falle gewissermassen eine Vorwacht gegen die Türken und Tataren bildeten, ihre eventuelle Feindschaft aber nur wenig zu fürchten wäre, da dem Kaiser der Weg ins Herz von Polen jederzeit offen stehe. Als Basis für einen Friedensschluss endlich bezeichnete der Markgraf von Baden die Grenzlinie der Unna, Save und Donau mit den siebenbürgischen Karpathen; er hielt selbst dann den Frieden noch für sehr vortheilhaft, wenn man Belgrad geschleift den Türken überliesse, und die Festungen Kanizsa, Temesvár und Grosswardein nicht anders als demolirt zu erlangen wären. Uber diese äussersten

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