Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. II. Major Moriz Edlen von Angeli: Die kaiserliche Armee unter dem Ober-Commando des Markgrafen Ludwig von Baden in den Feldzügen 1689-92 gegen die Türken - B. Der Feldzug 1690 in Serbien und Siebenbürgen

222 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. gewählten Vertheidigungsrayons liegenden Landstrichen, bevor der Feind dies hindern oder erschweren könne. Als Defensionslinie bezeichnete er die von der Unna diesseits der Save und Donau bis Orsova, und von dort südlich der sieben- bürgischen Karpathen bis zur Moldau reichende Landstrecke. Auf dieser, wenn auch von Natur starken, so doch immer sehr ausge­dehnten Linie sollte die Haupt-Armee zur Sicherung Nieder-Ungarns an der Save, und ein Corps von 6—8000 Mann zur Sperrung der Donau und des Zuganges nach Temesvár, Grosswardein und Ober- Ungarn bei Orsova stehen, während in Siebenbürgen ein Corps von solcher Stärke zu versammeln wäre, um die Angriffsseite mit Erfolg vertheidigen zu können. Die Vertheidigung der croatischen Grenze bliebe der National­miliz zu überlassen. In weiterer Ausführung dieses Defensions-Projectes war Nis zu räumen; FML. Veterani hatte mit einem Theile der Infanterie Belgrad und Sabac gut zu besetzen, mit dem Rest aber nach Slavonien zu gehen, das Land jenseits der Save in eine Wüste zu verwandeln und alle am rechten Ufer gelegenen festen Punkte, mit Ausnahme von Türkisch-Brod, Jasenovac und Sabac, zu schleifen. An der Donau waren die festen Orte Semendria, Ram, Golubac, Fethislam und Widdin vorläufig noch besetzt zu halten und erst bei Beginn der Operationen rechtzeitig zu räumen und zu demoliren, und die Schiffbrücke bei Orsova nach Belgrad in Sicherheit zu bringen. Die Belagerung von Temesvár, Grosswardein und Kanizsa war nicht in den Feldzugsplan aufgenommen, da sie bei der gänzlichen Isolirung voraussichtlich von selbst fallen mussten; das Belagerungs-Materiale sollte jedoch für alle Fälle in Bereitschaft gehalten werden. Den grössten Nachdruck legte jedoch der Markgraf auf die Behauptung Siebenbürgens, dieser „Citadelle Ober-Ungarns“, dessen Besitz für den Kaiser werthvoller sei, als alle übrigen Eroberungen. Nach der Ansicht des Markgrafen von Baden war dieser Feld­zugsplan, mit Rücksicht auf die Stärke der kaiserlichen Armee sowohl, als auch auf die strategischen Verhältnisse, vollkommen entsprechend, und liess die Wechselwirkung der drei Haupt-Armeetheile mit Sicherheit eine effectvolle Vertheidigung der gewählten Defensionslinie voraussehen. Durch Brücken über die Donau und Save in Communication gesetzt, hinderte die Haupt-Armee mit dem Corps bei Orsova ein Vorrücken des Feindes über Nis gegen Belgrad; letzteres konnte leicht unterstützt werden, und das Corps in Siebenbürgen, in Verbindung mit jenem bei Orsova, auch einem Hauptangriffe des Feindes nach jener Richtung bis zum Eingreifen der Save-Armee in die Operation Widerstand leisten. Ein Zug feiner Ironie durchweht das Memoire dort, wo es die Grundzüge eines Offensiv-Feldzuges entwickelt: „ ...............Und dieses

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