Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (1876)
Die Schlacht von Königgrätz
Die Schlacht von Königgrätz. 29 wundeten Cameraden, die hilflos dalagen, noch ganz todtschossen und mit dem Kolben schlugen. Als ich sähe, dass sie auch bald an mich heran waren, stellte ich mich todt, aber die Unmenschen (die Kaiserjäger) konnten sich doch nicht massigen und schlugen mich mit dem Kolben auf den linken Hüftenknochen; ich sagte nichts, ich musste meine Schmerzen verbeissen, sonst hätten sie mich auch todtgestochen etc.“ (pag. 197 und 198). Ein Blick in die Ordre de bataille des österreichischen Heeres hätte „Jähns“ die Überzeugung verschafft, dass sämmtliche 6 Bataillone des Tiroler Kaiser-Jäger-Regiments bei der Süd-Armee waren, und kein einziges davon an den Schlachten und Gefechten der Nord-Armee sich betheiligt hatte. Gegen die Division Fransecky kämpften in dem Swiep-Wald Abtheilungen der Feldjäger-Bataillone Nr. 1, 2, 4, 8, 11, 13, 20, 27 und 30. Vielleicht wird eines dieser Bataillone, durch vorstehende Widerlegung einer schwer zu erweisenden, weil von einem einzelnen mit der Agonie ringenden Mitstreiter vorgebrachten Anklage aufmerksam gemacht, in der Lage sein, den Sachverhalt aufzuklären und richtig zu stellen, um den Makel von der österreichischen Soldatenehre wegzulöschen. Wollten übrigens Mitglieder des k. k. Heeres ihre Erlebnisse im Feldzuge von 1866 in Böhmen aufzeichnen und der Öffentlichkeit übergeben, so würde sich vielleicht auch Manches darunter finden, was ihre damaligen Gegner unangenehm berühren und ein Gleichgewicht zu den von preussischer Seite erhobenen Anklagen bilden könnte. Die Schilderung der Kämpfe im Swiep-Walde bei Eintritt der II. Armee des Kronprinzen von Preussen in die Action hat etwas Märchenhaftes, Romantisches und entspricht nicht durchaus den that- sächlichen Verhältnissen. „Ein Schützenzug unter Lieutenant v. Bömcken,“ erzählt das Buch auf Seite 198, „sah sich unerwartet einer österreichischen Abtheilung von 400 Mann gegenüber. Da er sogleich umringt war, wäre Widerstand nutzlos gewesen. Kurz vorher hatte Bömcken den k. k. Major v. Fischer gefangen. Jetzt nahm ihm der selbst den Degen ab, trat sofort den Befehl über die österreichischen Truppen an und schlug ihm vor, gemeinsam nach irgend einer Richtung in dem toddurch- brausten Walde vorzugehen. Wenn man zuerst auf Österreicher träfe, so sei Lieutenant v. Bömcken mit seinen Leuten sein Gefangener; er selbst dagegen der seinige im umgekehrten Falle. Vollständig im Unklaren über die Gefechtslage und Terrainverhältnisse, gieng der k. k. Major auf dem Weg Cistowes-Benatek vor, den preussische Abtheilungen hielten. Sobald deren Helme auftauchten, zog Lieutenant v. Bömcken den Revolver, erklärte den Major für seinen Gefangenen und forderte ihn auf, seine Untergebenen zur Niederlegung der Waffen zu veranlassen. Ein Theil der Österreicher suchte sich und ihre Fahne zu