É. Apor (ed.): Jubilee Volume of the Oriental Collection, 1951–1976. Papers Presented on the Occasion of the 25th Anniversary of the Oriental Collection of the Library of the Hungarian Academy of Sciences.

Zs. KAKUK: Ignác Kúnos' Nachlass in der Orientalischen Sammlung der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften

115 ZS. KAKUK IGNÁC KÚNOS' NACHLASS IN DER ORIENTALISCHEN SAMMLUNG DER BIBLIOTHEK DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Wir müssen die Tatsache als einen ungewöhnlichen und seltenen his­torischen Widerspruch betrachten, dass die grausamen Ereignisse des ersten Weltkrieges in gewissen Hinsicht der Wissenschaft einen Nutzen brachten. In den Gefangenenlagern der Österreich-Ungarischen Monarchie trafen Kriegs­gefangene aus den verschiedensten Gebieten des mächtigen russischen Reiches zusammen. Unter ihnen fanden die Forscher Vertreter solcher Volksgruppen, bei denen sie wertvolles Material für die Fachgebiete der Volksmusik, der Ethnographie und der Volkssprache sammeln konnten. Im Gefangenenlager bei Eger in Böhmen hielt der Volksmusikforscher R.LACH seine reiche Volkslieder­sammlung auf Phonographplatten fest. Das von ihm gesammelte Material wurde im Jahre 1952 von Herbert JANSKY unter dem Titel 'Volksgesänge von Völkern Russlands' herausgegeben. Die Sammlung, die aus mehreren Bän­den besteht, enthält unter anderem Volkslieder der finnisch-ugrischen und türkischen Völkern. Im Gefangenenlager bei Wilnsdorf in Österreich wurden die wertvollen tatarischen Texte der Sammlung von G. WEIL auf Phonograph­platten aufgenommen. [1] In Ungarn wurde in Kenyérmező bei Esztergom ein Gefangenenlager errichtet. Hier sammelten bei den Gefangenen aus den finnisch-ugrischen Sprachgebieten Bernát MUNKÁCSI, Ödön ВЕКЕ, Béla VIKÁR und József BALASSA. Auch Ignác KUNOS, der sich besonders für die türkische Folklore interessierte, nutzte diese Möglichkeit aus, die infolge der besonderen Umstände zustande be­kommen sind. Er besuchte mehrmals die Gefangenenlager bei Eger und in Kenyér­mező. In beiden Lagern waren die Mohamedaner, unter ihnen die verschiedenen Gefangenen aus den türkischen Sprachgebieten, in einer Gruppe untergebracht. Ignác KUNOS berichtete über seine Besuche in den Lagern bei Eger und in Kenyérmező in einem Vortrag in der Sektionssitzung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften am 3. Januar 1916. Sein Vortrag ist im Jahre 1916 in der Zeitschrift Budapesti Szemle [ Budapester Rundschau] erschienen. Die Soldaten waren auf den Abhängen von Kenyérmező und in der Nähe des Tales bei Eger un­tergebracht. Hier, bei Eger wohnten zur Zeit des Besuches von KUNOS, im Jahre

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