Varga Imre: A magyarországi protestáns iskolai színjátszás forrásai és irodalma
Schultheater der Protestanten
20 der Nation her erschliessen wollen, sondern das lateinische, deutsche, slowakische und ungarische Schultheater als die Produkte einer einheitlichen „ungarischen" (hungarus) Gesellschaft betrachten. Folglich bedurfte die bisher literaturzentrische Untersuchung auch anderen Methoden und mehr Komplexität bei der Erschliessung der Quellen. Wir waren daher bestrebt, alle möglichen Angaben über das Repertoire der Schulen, und über die Einzelheiten der Aufführungen (Zeitpunkt, Ort, Sprache, Besetzung, Publikum, szenische Elemente, Frequenz und Wirkimg der Aufführungen usw.) zusammenzusammeln. Dank dieser komplexen theatergeschichtlichen Methode bei der Materialsammlung haben wir nicht nur die traditionellen dramatischen Gattungen wie Tragödie, Komödie, Komikotragödie, sondern - durch die Erweiterung des Begriffes Drama — alle jene Produktionen in den Kreis des Schultheaters einbezogen, die nicht nur in Klassenrahmen, sondern vor einem Publikum, unter Mitwirkung von mehreren Schülern aufgeführt worden sind, oder - laut den erhaltengebliebenen Texte und Angaben — aufgeführt werden konnten; sowie jene Werke, die eigens mit dieser Zielsetzung verfasst worden sind, von Lehrern, Präzeptoren, Schülern, bzw. von Personen, die mit der Schule in Berührung gekommen sind, wie Pfarrer, ehemalige Lehrer oder Schüler. Es gab Gattungen, die enger mit der Schule, mit den Klassen verbunden waren, wie die öffentlichen, feierlichen actus oratorii, declamationes, actus declamatorii; und es gab Festlichkeiten und Spiele im Familienkreise, wie Hochzeits- und Namenstagssprüche, Weihnachts- und andere Spiele. Mal reichte für" das Publikum das Klassenzimmer oder das Auditorium der Schule aus, mal diente im Hof der Schule ein Laubenzelt oder eine hölzerne Bühne als Theater, mal hat man einfach auf der Strasse gespielt. Als Schauplatz dienten ferner der Beratungssaal des Rathauses, Wagenschuppen, Dachraume, oder — an Namens- und Geburtstagsfeierlichkeiten — Privathauser, aber auch die Kirche. Während den Frühlingsfesten und Ausflügen oder am Gallustag hat man im Freien gespielt. Wir haben — unabhängig von dem Schauplatz — alle, in dramatischer Form, vor einem Publikum vorgestellten Spiele, Deklamationen als Studentenproduktionen, Schultheatervorstellungen aufgenommen, worin die nacheinander auftretenden Personen geistliche, historische oder philosophische Fragen erörtern, Ereignisse rezitieren, Spass oder Streit haben. Bei den einfacheren Spielen tun die Darsteller nichts anderes, als dié Gedanken der vorher aufgetretenen Person weiterzuführen oder sie zu beantworten. Bei der mehr entwickelten Form der Spiele kommen die Personen bzw. einige von ihnen wiederholt zu Wort. Als dramatisches Spiel betrachten wir auch jene Auftritte, als eine der Personen die Anwesenden begrüsst und sie auf die Produktion aufmerksam macht, bzw. sich am Ende des Spiels den Zuhörern zuwendet und das Wesentliche der Vorstellung zusammenfasst. Zum Schultheater ordnen wir auch jene Abschiedsszenen zu, die sich zwischen den ins Ausland ziehenden und verbleibenden Studenten abspielen, wie auch jene, als sich die Schüler am Ende des Schuljahres von ihrem Lehrer und von den Musen verabschieden. Es gibt welche, die keine konkrete Handlung, doch eine dramatische Strukturordnung haben, und wo die Handlung allmählich, mit Einbeziehung von immer mehr Personen vorangetrieben wird — wie Fragen, ob das weibliche oder das männliche Geschlecht, ob Wasser oder Wein Vorrang haben, oder welcher von den rivalisierenden Handwerken die Palme erringt. Selbstverständlich sind jene Werke, wo die