Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Nagy, Margit: Synkretistische Elemente in der frühawarenzeitlichen Ornamentik. Zur Frage der awarenzeitlichen Variente des Motivs „Maske bzw. Menschengesicht zwischen zwei Tieren

154 Nagy, Margit Werner bearbeiteten Schnallen Gáva-Acquasanta-Typs sind aber die Mannerköpfe oder die Masken nicht mit Tiergestalten, sondern mit Rankenverzierung regelmá­fiiger Linienführung umgeben. Die auf den Masken­schnallen auftretende Spiralrankenornamentik ist der Verzierung der Gürtelgarnituren des spatrömischen Militarstils sehr âhnlich, auch die kreuzförmig ange­ordnete Rankenverzierung kommt vor. Auf einer Prunkschnalle von unbekanntem ungarischem Fundort wurde eine kreuzförmige Steineinlage in der Mitte der mit Spiralranke verzierten Beschlagplatte angewandt (ANNIBALDI-WERNER 1963, 369-371, Taf. 74, 1,4). Es ist bekannt, daB die italischen ostgotischen Prunkschnallen in einigen Fallen umgeformt wurden: nachtraglich wurden Kreuzdarstellungen in der Mitte der Beschlagplatten angewandt (BIERBRAUER 1975, 136-139, Taf. XLVII, l-l a; Taf. XLI, 1). Auf den Prunkschnallen der in den mittleren Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts tâtigen donaulândischen ostgermanischen Goldschmiedeschule (ANNIBALDI-WERNER 1963, 369; BIERBRAUER 1995, 587, Abb. 10) weist die Verânderung der Ornamentik darauf hin, daB das die zentrale Stelle der Verzierung eingenommene Men­schengesicht und die kreuzförmige Steineinlage über einen einander ersetzenden gedanklichen Hintergrund verfügten (AMBROZ 1980, 258-259). Die im Karpatenbecken vorgekommene früheste "Maske-zwischen-Tiergestalten"-Komposition, die den halbmondförmigen Pferdestirnanhanger des Fundes von Veszkény verziert, ist von nordgermanischem Ursprung (BÓNA 1974, 54, Abb. 78). Der Anhânger selbst ist das âlteste Stuck dieses Fundes. Er wurde im 5. Jahrhundert gemacht und ist der erste von Norden stammende Importgegenstand des langobardischen Gebietes (HASELOFF 1981, 695-697). Auf dem An­hânger Nydam-Stils sind zwei Varianten dieser Kom­position zu sehen: Unterhalb der Hángeöse umgeben vierfűBige Tiere mit offenem Mâulern die mit einem langen Schnurrbart dargestellte Menschenmaske. Wird der Anhânger in umgekehrter Lage betrachtet, sind bei­derseits der auf dieser Halfte des Gegenstandes sichtba­ren Menschenmaske Köpfe von Raubvögeln erkennbar (HASELOFF 1981, Abb. 506 a-b; MENGHIN 1985, Taf. 23) (Abb. 1). Das andere Beispiel der "Maske-zwischen Tierge­stalten "-Komposition ist im gepidischen Gebiet be­kannt. Auf der Kopfplatte der im Grab 73 von Szol­nok-Szanda gefundenen Fibel viereckigen Kopfes (Langweid-Typ) umgeben zwei Tiergestalten eine stark geometrisierte Maske. Diese Fibel kann fűr einen skan­dinavischen Importgegenstand gehalten werden, der nach dem quergestrichelten Körper beider Tiergestalten beurteilt in der Phase В des I. Tierstils, in der ersten Halfte des 6. Jahrhundert hergestellt wurde (HASE­LOFF 1981, 702-705, Abb. 510) (Abb. 2, 1). Die Verzierung der im Grab 34 des langobardischen Graberfeldes von Szentendre vorgekommenen Schwertgurtbeschlâge besteht aus von kralligen Tier­beinen umgebenen Menschenköpfen (BONA 1974, 104, 62-63; BONA 1976, 122; die Rekonstruktion der Verzierung s.: NAGY 1999, 290-292, Abb. 4, 1-1 a) (Abb. 2, 2). Die Darstellung der mit Nielloeinlage ver­zierten vergoldeten Silberbeschlage ist auch hinsicht­lich unseres Themas bemerkenswert. Einerseits handelt es sich um eine ganz eigentilmliche Variante der Men­schenköpfe-Tierdetails-Komposition, die aus dem bestém Material in der bestén Qualitât ausgefuhrt wur­de. Aus Mangel an Parallelen könnte man die Frage schwer beantworten, ob die Beschláge für die Arbeit eines örtlichen Meisters gehalten werden können, oder sie in einer frankischen oder einer anderen Werkstatt in Westen hergestellt wurden. Obwohl Schwert­gurtbeschlâge in dem langobardischen Pannonién nur in Szentendre bekannt sind (seit der Erscheinung der Karte von MENGHIN 1985, 171, Abb. 163 kamen sol­che auch in Maria Ponsee vor, s. untén!), kann es fúr die örtliche Herstellung sprechen, daB die Darstellung von Szentendre unter den zahlreichen ahnlichen westger­manischen und italischen Beschlâgen - die übrigens ebenfalls mit "Maske-Tiergestalten"-Komposition ver­ziert wurden - auch noch keine annahernden Parallelen hat. Aufgrund der Analysen der pannonischen langob­ardischen Tierstils ist es feststellbar, daB die Gold­schmiede die Elemente des I. Tierstils schöpferisch behandelten; sie konnten auch selbstandige, eigentüm­Hche Kompositionen entwerfen (HASELOFF 1981, 692-694; BONA 1993, 135, 149-151). Das geometri­sierte Zeichen der Tierkrallen auf den Beschlâgen von Szentendre und die anderen, zweifelsohne existieren­den ahnlichen Kompositionen konnten eine bestim­mende Wirkung auf die Entfaltung der Muster der awa­renzeitlichen Goldschmiedekunst ausiiben. Der Ursprung der kennzeichnenden awarenzeitlichen Ver­zierungsart, nâmlich der Zâhnung kann wahrscheinlich im Kreis der bis zum ÀuBersten stilisierten langobardi­schen Kompositionen des I. Stils zu suchen sein (NAGY 1999,290-292). Die Bedeutung der Komposition der vor 568 ge­machten Beschláge von Szentendre (BONA 1992, 38) besteht darin, daB die Proportionen des Themas wesent­lich verândert wurden: die geometrisch bezeichneten Tierbeine wurden in den Hintergrund gedrângt; die Betonung wurde auf die langhaarigen, schnurrbârtig­bârtigen Gesichter gelegt (Abb. 2, 2a-b). Beidé Köpfe vertreten ein Übergangsstadium zwischen der Maske und dem Menschengesicht. Am mittleren Teil des Beschlages wurde ein kreuzförmiges Füllelement ange­wandt (Abb. 2, 2). Anhand der Analyse der aus dem 6. bzw. 7. Jahrhundert stammenden Tier- und Men­schendarstellungen bewies B. Arrhenius iiberzeugend, daB christliche Symbole, sogar Christus-Gesichter oder Christus-Figuren in gewissen Fallen von Tierfiguren begleitet werden können. Das Christus-Gesicht der Scheibenfibel von Linon (Abb. 13, 1-la) und der

Next

/
Oldalképek
Tartalom