Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)
Nagy, Margit: Synkretistische Elemente in der frühawarenzeitlichen Ornamentik. Zur Frage der awarenzeitlichen Variente des Motivs „Maske bzw. Menschengesicht zwischen zwei Tieren
Synkretistische Elemente in der frühawarenzeitlichen Ornamentik. 155 о gekrönte Kopf der Schnalle von Aker (Abb. 13, 2-2 a) (beide Christus-Rex-Darstellungen) sind mit hervorgehobenen Tierköpfen und —beinen umgeben (ARRHENIUS 1986, 141-142). Das goldene Blechkreuz von Giengen, das Menschengesichts- und magische Knotendarstellungen aufweist, wurde in Begleitung von zwei Adlerfiguren an das Leichentuch angenaht (RIEMER 1997, 449, Abb. 519) (Abb. 14, 1). Bei der Komposition der Schwertgurtbeschlage kann dieser synkretistische Inhalt vorlaufig nur vermutét werden (NAGY 1999, 291-292). Der gedankliche Inhalt des Musters der das Schwert umgebenen Gegenstande, die Bitte um Schutz und die Sicherung des Glückes bedeutete für die Kampfer Lében oder Tod. Es ist nicht zu verwundern, wenn man nach dem Tragen eines je wirkungsvolleren' Heilbildes auf dem Wehrgehange strebte. Der Zusammenhang der auf den Schwertbeschlágen sichtbaren Darstellungen und der frühen christlichen Symbole kann mit dem im Mannergrab 53 von Maria Ponsee vorgekommenen, mit Tatzenkreuzen verzierten Beschlag unterstützt werden (I LONGOBARDI, 27, 1. 9). Die "Maske-Tiergestalten"-Komposition trat auch in der frühesten Période der awarenzeitlichen gezáhnten Tierornamentik auf, eben auf einem der bekanntesten Gegenstand von bester Qualitat. Auf dem Beschlag der goldenen Schwertgurtschnalle der Jankovich-Sammlung (GARAM 1993, No. 88, 77, Taf. 43,1; VIDA 2000, 161-171, Abb. 5-6) wird eine stark stilisierte, aus geometrischen Linien bestehende Maske von zwei Tiermenschenfiguren umgeben. Die Formung der Tierfiguren der Schnalle und die Komposition selbst deuten Vorbilder von nordgermanischer Wirkung an, wahrend aber die Maske und die sich an die Tiere knüpfenden MenschenfüBe den EinfluB der italischen langobardischen Ornamentik spiegeln (NAGY 1988, 392-394; 1992, 29 Abb. 10, 3, За-d; zur Maske: Nocera Umbra Grab 104, Kopfplatte der Fibel: ROTH 1973, 30, Abb. 29) (Abb. 3). Ein von Tierfiguren umgebenes Augenpaar (nach den Verfassern eine Löwenmaske) ist auf dem Beschlag der Gürtelschnalle des awarischen Khagans von Kunbábony zu sehen (H. TÓTH-HORVÁTH 1992, 97-104, Taf. 1). Die schwer erklarliche Komposition der Schnalle bietet auch eine andere Lösung: nach der Erklarung von J. Werner ist ein stilisiertes Vogelpaar mit Lebensbaum zwischen zwei Meerestieren (Kétoi) zu sehen. J. Werner bemerkte noch, daB der Bügel ursprünglich als ein christlicher Reliquienschrein (Phylakterium) diente (WERNER 1986, 55, Anm. 157). Die Komposition der Schnalle von Kunbábony gehört sicher zum Kreis des "Maske zwischen zwei Tieren"Themas, bei dem eine Rankenverzierung in der Mitte zu sehen ist (Abb. 4, la-b); die an Vogelköpfe erinnernden Formen skizzieren ein Augen- und Augenbrauenmotiv (Abb. 4, le). Diese mit mehrerlei Goldschmiedetechniken auf hohem Niveau ausgefúhrte Schnalle wurde in einer der bestén byzantinischen Werkstatten als Einzelprodukt hergestellt (H. TÓTH -HORVÁTH 1992, 104). Auf eine christliche Beziehung kann das untén auf die Spitze des Schnallendornes eingravierte Omega hinweisen. Auf eine gemeinsame byzantinische Verzierungspraxis ist es zurückzuführen, daB die Struktur der Komposition des Schnallenbeschlags an die Einteilung des im Grab 119 von Castel Trosino gefundenen goldenen Sattelbeschlags von ebenfalls mediterranem Charakter erinnert (H. TÓTH-HORVÁTH 1992, 101-102). Die gegossenen Bronzeschnallen kleinen Wertes, die als Handelswaren auf die Randgebiete gelangten, weisen nicht komplizierte Kompositionen auf, sondern die Verzierungen bestehen aus bartig-schnurrbartigen Mánnerköpfen, mit Vogelköpfen umgeben (Abb. 4, 2-3) (VINSKI 1974, Tab. XXV, 4-5). Unter den frühawarenzeitlichen Funden der bewaffneten Mannergraber sind auch die von den bis dahin bekannten Stücken abweichenden Varianten unserer Komposition zu entdecken. GepreBte Gürtelgarnituren mit menschlicher Gesichtsdarstellung kamen bis jetzt nur in Transdanubien vor, námlich in Keszthely-Fenékpuszta, Budakalász, Oroszlány, Csákberény, Vértesacsa, Szárazd und Szekszárd (eine Ausnahme: Frauengrab) (Karte und Fundliste). Die Gürtelgarnituren sind von verschiedener Zusammensetzung: zu einer Hauptriemenzunge mit Menschengesichtern können zusammengesetzte fischschwanzförmige Beschlage gehören (Keszthely-Fenékpuszta, Grab I) (SOMOGYI 1987, 130, Abb. 2, 17). Auf ein Gesicht hinweisendes Musterdetail ist nur auf einer Hauptriemenzunge zu sehen (Vértesacsa). Die doppelschildförmigen Beschláge und die mit bogenförmigem Rand und spitzem Ende wurden mit Gesichtern und Masken verziert; auf der Hauptriemenzunge sind fischfórmige Muster sichtbar (Oroszlány). Aus diesen Gürtelgarnituren besteht eine der leicht absonderbaren Gruppén des frühawarenzeitlichen Fundmaterials byzantinischer EinfluB. In ikonographischer Hinsicht ist die gepreBte silberne Riemenzunge des Mannergrabes I von Keszthely-Fenékpuszta (1885) fur uns am interessantesten (BÓNA 1982-1983, 117-119, Abb. 12, 16) (Abb. 5, 1). Die mit Médaillon verzierte Hauptriemenzunge von Keszthely gehört dem vom Anfang des 7. Jahrhunderts datierbaren Kunágota-Mersin-Typ an (BÁLINT 1993, 204-207, Karte 5; BÁLINT 1995, 302-305). Es ist nicht leicht, die auf den Riemenzungen angewandten Menschengesichtsdarstellungen in awarischem Milieu zu deuten; beim Exemplar von Keszthely dachten Gy. László und N. Fettich an Silenos-Köpfe (LÁSZLÓ 1935, 8; FETTICH 1937, 21-22). 1st es begründet, bei dieser Erklarung im Falle der Riemenzungen byzantinischen Charakters zu bleiben? Diese Frage beantworten zu können, müssen wir die Details der Komposition untersuchen. Worin unterscheiden sich die Men-