Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Glaser, Franz: Die Bildmotive der Scheibenfibeln aus Keszthely

146 Glaser, Franz guren schwebt ein Eros, der zwar nur in Umrissen erkennbar, aber an den Fliigeln eindeutig als solcher zu erkennen ist. Die Frau in der Mitte wendet sich dem knienden Mann zu und trâgt in ihrer erhobenen Linken einen Schirm und sicherlich keinen Palmzweig. 11 Neben der Frau kniet ein bartiger Mann, der eine Kopf­bedeckung tragi, die an einen Helm erinnert, aber auch eine Löwenfellmütze darstellen kann. Seine erhobene Linke stellt den Bezug zur Frau her, wahrend die Rech­te derén Gewandsaum berührt. Damit haben wir einige Ausgangspunkte fur eine Fragestellung gewonnen. In welchen antiken Episoden spielen Spinnrocken, Wolle, Wollkorb, Eros und ein unterwiirfiger Mann eine Rolle? Dazu muB auch noch ein Schirm gehören. Mir fallt dazu nur der Mythos von Herakles und Omphale ein. Zeus lâBt Herakles von Hermes an die Königin Omphale von Lydien (Witwe des Tmolos) ver­kaufen, da er Iphitos, den Sohn der Eurytos und Brúder der Iole getötet hatte, oder nach anderer Version, weil der den delphischen DreifuB geraubt hatte. Die einjah­rige Dienstzeit bei Omphale führt dazu, daB Herakles so sehr verweichlicht, daB er Löwenfell und Keule an Omphale abgibt. Er zieht Frauenkleidung an und arbei­tet mit Spinnrocken und Spindel. An der Statuengruppe in Neapel ist neben Herakles auch der Wollkorb zu erkennen. Hellenistischem und römischem Geschmack entsprach es, das Liebesverhâltnis zwischen Herakles und Omphale zu betonén und den Rollentausch in raf­finierter Weise auszumalen. 12 Demnach ware in der Mitte Omphale mit dem ver­sklavten Herakles dargestellt, auf deren beginnende Liebesbeziehung der Eros hinweist. Spinnrocken und Wollkorb der beiden anderen Gestalten weisen auf die nachste „Tat" des Herakles nach dem Rollentausch. Rechts im Bild erscheint demnach Omphale in Man­nerkleidung und Wollkorb, wahrend links vor dem Palasttor Herakles in Frauenkleidung mit einem Spinn­rocken steht. Was hat nun der Schirm mit Herakles und Omphale zu tun? Dies erfahren wir von einer Darstellung auf einer Terra Sigillata-Schale (Abb. 2). Sie zeigt uns He­rakles und Omphale in einem Gespann, das von gefes­selten Kentaurén gezogen wird (Abb. 2). Omphale lenkt den Wagen und, Herakles in zarten Frauenklei­dern und mit einem Haubchen halt die Spindel als Hin­weis auf seine sonstige Tatigkeit wahrend seiner Dienstzeit in Lydien in der Hand. Die Dienerin halt den Sonnenschirm nicht über Omphale, sondern über He­rakles damit nicht dessen zarte Haut durch die Sonne Schaden leide. Auf der Fibel in Keszthely kommt Omphale ohne Dienerin aus und halt selbst den Schirm. Damit dient der Schirm als Hinweis auf den Orient und die soziale Stellung der Omphale. Der Schirm ist ein Hoheitszeichen orientalischer Fürsten und Könige. Da die Schirme aus Holz gefertigt waren, haben sie sich nur selten wie unter den Weihegeschenken im Heilig­tum der Hera von Samos erhalten. 13 Damit ist die von Garam geauBerte Vermutung, daB die Szene auf der Fibel einen Abschnitt aus einer Bil­derfolge darstellt, durchaus zutreffend. Doch glaube ich, daB die Details nicht sinnlos verwendet wurden, sondern dem antiken Betrachter verstandlich waren. Der Herakles-Omphale-Mythos gehört zum Phanomen der verkehrten Welt, die mit Jenseitsvorstellungen, mit Initiation und den „rites de passage" verbunden ist, wie H. Kenner ausführte. 14 Die Fibel zeigt deutliche Abniitzungsspuren, die auf lángeren Gebrauch hinweisen. Es ware denkbar, daB Bonosa anlaBlich ihrer Hochzeit diese Scheibenfibel geschenkt bekam. Der wesentliche Bezug zu diesem AnlaB wird das Thema der Liebe zwischen Herakles und Omphale gewesen sein. Erzengel und Kreuzbüste mit Engeln Die Engelsdarstellung auf der Fibel aus Nagyhar­sány 15 ist ein Motiv, das den gebrauchlichen Darstel­lungen frontal stehender Victorien mit Kreuz und Kreuzglobus auf byzantinischen Miinzen abzuleiten ist. Auf der Fibel wird die Victoria mit Nimbus durch die Inschrift APXANE zum Erzengel, zum Archangelos, wâhrend die Buchstaben EBO unverstandlich bleiben. Dazu bieten barbarische, beispielsweise langobardische Nachprâgungen byzantinischer Goldmiinzen eine Parallèle, deren Legenden bis zur Unverstandlichkeit entstellt sein können. 16 Die Darstellung der Scheibenfibel aus Grab 14 in Keszthely-Fenékpuszta/Horreum (Abb. 3) hat anderen­orts (Keszthely-Dobogó, zweimal in Pécs-Gyárváros) drei weitere Entsprechungen. Auf einem stilisierten Berg steht ein Kreuz, das von zwei Engeln mit Nimben flankiert wird. 17 Die Buste mit Nimbus über dem Kreuz stellt Christus dar. É. Garam hat bereits treffend auf eine Bleiampulle mit der Kreuzigung Christi samt umstehenden Personen hingewiesen, 18 wo ebenfalls das Christushaupt über dem Kreuz erscheint. Allerdings darf man nicht annehmen, daB eine Anbetung des Standbildes durch die Engel erfolgt, sondern es kann sich nur um Christus selbst handeln. Dem Darstellungstypus der Christusbüste mit dem Kreuz hat R. Grigg eine eigene Untersuchung gewid­met. 19 Er führt die Christusbüsten auf gleichartige Dar­stellungen in der römischen Staatskunst zurück. Ein Bleianhânger des 677. Jh. aus dem östlichen Mittel­meerraum (Abb. 4) zeigt eine Kreuzigung mit den bei­den Schachern. 20 Christus wird mit Büste und Nimbus wiedergegeben, wahrend auf einer Gemme die Apostel Petrus und Paulus neben der Kreuzbüste vorkommen. 21 Das Austauschen von Begleitfiguren der Kreuzbüste ist auch fur die Fibeln aus Keszthely von Bedeutung. Christus wird nicht als Leidender dargestellt, sondern durch die Büstenform gleichsam als Pantokrator, wie er uns wohlbekannt ist aus dem Apsisschmuck frühchrist-

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