Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Glaser, Franz: Die Bildmotive der Scheibenfibeln aus Keszthely

ZALAI MÚZEUM 11 2002 Glaser, Franz Die Bildmotive der Scheibenfibeln aus Keszthely Einleitung Kostbarer Schmuck und Trachtzubehör sind nicht von erlesener Kleidung zu trennen. Mehrfach wurde diskutiert, ob Trachtzubehör mit christlichen Motiven nur von Christen getragen wurde. Wie die berühmte Strafpredigt des pontischen Bischofs Asterius von Amaseia am Ende des 4. Jh. zeigt, deklarierten sich die wohlhabenden Christen vielfach durch ihre Kleidung. 1 Als Asterius über Lazarus und den reichen Prasser spricht, kritisiert er den Luxus seiner Gemeinde, die sich in Seide und Purpur kleidet. Er tadelt den MiBbrauch des Reichtums der reichen Herren und Damen, die fúr sehr fromm gelten, sie stellen eine Blü­tenlese aus den Geschichten des Evangeliums dar und bestellen diese bei den Webern. Die Bilder auf den Kleidern zeigen Christus mit seinen Jüngern und sámt­liche Wunder, wie z.B. die Hochzeit zu Kana mit den Wasserkrügen, den Gichtbrüchigen mit dem Bett auf den Schultern, den geheilten Blinden, die Blutflüssige, die den Gewandsaum Christi berührt, die Sünderin zu FüBen Jesu und die Auferweckung des Lazarus. Indem sich die Reichen so auffiihrten, bilden sie sich ein, fromm zu handeln und gottgefállige Kleider zu tragen. Kritik am Luxus übt auch Clemens von Alexandria und kritisiert unter anderem die reichen Frauen, die Fri­seure und Zofen beschuftigen und eine eigene Dienerin für das Aufsetzen des Haarnetzes besitzen. 2 Wie in Keszthely wurden zuletzt auch Goldfolieröllchen von einem Haarnetz in Teurnia (Österreich) und in La Tour­de-Peiltz (Schweiz) in Grabern gefunden, die auch sonst eine hervorstechende Ausstattung aufweisen. 3 In Keszthely-Fenékpuszta/Horreum sind vier Graber mit derartigen Haarnetzen entdeckt worden. 4 In Grab 14 ist die énorme Menge von 985 Goldfolieröllchen mit einer silbernen Scheibenfibel vergesellschaftet, deren Relief zwei Engel mit Kreuzbüste zeigt. Die Goldröllchen in Teurnia mit 0,7 mm AuBendurchmesser konnten nur auf einem Netz aus feinsten Faden aufgefadelt gewesen sein, welches wegen der enormen Verwicklungsgefahr stets von der gleichen geschulten Dienerin aufgesetzt werden muBte. Zuletzt gelang es ein solches Haarnetz zu rekonstruieren. 5 Clemens von Alexandria meint auch, daB Frauen goldenen Schmuck tragen, weil sie fürchteten, man könnte sie ohne solchen für Sklavinnen haltén. Diese Bemerkung wird eher ironisch gemeint sein, doch zeigt sie, daB Goldschmuck als Kennzeichen des sozialen Standes gewertet wird. Herakles und Omphalc In Grab 5 von Keszthely-Fenékpuszta entdeckte man eine Vier-Figuren-Scheibenfibel neben einem halb­mondförmigen Goldohrring, einem goldenen Finger­ring, einem Juwelenkragen und einem Tonkrug. Dazu gehört noch eine mit Goldblech überzogene silberne Kleidernadel mit der Inschrift BONOSA. Die vier Figuren auf der Scheibenfibel erfuhren unterschiedli­che Deutungen, die É. Garam zusammenstellte. 6 1968 wurde die Auffassung vertreten, es handle sich um eine Auferstehung Christi, 7 wahrend 1971 der Vorschlag gemacht wurde, daB hier die Episode mit dem „unglau­bigen Thomas" geschildert ware. 8 Dagegen wurde 1990 die Meinung geâuBert, durch die stehenden Figu­ren und den Knieenden werde die Auferweckung des Lazarus wiedergegeben. 9 1993 war É. Garam der Ansicht, daB die Szene nicht eindeutig sei und der Goldschmied nur ein Detail einer langeren Bildfolge dargestellt, und eine Szene sinnlos herausgeschnitten hatte. 10 Demnach sind gewisse Details und Attribute auf der Scheibenfibel zu erkennen (Abb. 1), auch wenn sie wie auf weniger qualitâtvollen Gemmen reduziert erschei­nen. Links im Bild wird ein Haus mit Giebel skizziert, vor dem eine Frau steht. Sie hat die Rechte mit einem Spinnrocken erhoben. Allerdings könnte es sich auch um den linken Arm handeln. Dann wâre die Rechte am scheinbaren Mantelsaum zu suchen und hatte eine Spindel gehalten. Die mânnliche Gestalt am rechten Bildrand schreitet weit aus und blickt zur Frau vor dem Haus. Er ist mit einer geschürzten Tunika zur Arbeit bekleidet, die um die Körpermitte einen Wulst bildet. Auf dem Kopf tragt er einen Petasos, dessen Hutkappe fur diesen Тур der Kopfbedeckung zu hoch geraten scheint. Die FiiBe stecken in Stiefeln mit Überschlag, die man als Emba­des bezeichnen könnte. Der Korb, den er tragt, kann nicht allzu schwer sein, da er ihn nicht an den Körper preBt, sondern vor sich hait. Demnach dürfte es sich um einen Wollkorb handeln, in dem Spindeln mit aufge­wickelten Wollfaden stecken. Diese geben damit einen Bezug zur Frau vor dem Haus. Über den zwei Mittelfi-

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