Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Bühler, Birgit: Technologische Untersuchungen an awarenzeitlichen Scheibenfibeln aus Keszthely [Ungarn]

134 Bühler, Birgit sten Stelle der „Perle" verlaufende, Rillen auf. Die Form der im Doppelgesenke hergestellten Per­len hângt nach Duczko 2 , von folgenden Faktorén ab: Form und Tiefe der Vertiefungen. Die Abstânde zwischen den Vertiefungen. Ob der Drahtdurchmesser der Breite der Rule des Organariums angepaBt worden war. Die Kraft, mit der auf das Oberteil des Werkzeugs gehammert worden war. Duczko 3 ist der Ansicht, daB die ersten im Doppel­gesenke hergestellten Perldrahte auf byzantinischem Goldschmuck des 6. Jahrhunderts auftreten und daB dieses Werkzeug daher von byzantinischen Gold­schmieden erfunden worden sein könnte. Auch Whit­field 4 konnte an einigen byzantinischen Goldschmiede­arbeiten des 6. Jahrhunderts Perldrahte feststellen, die in einem Doppelgesenke angefertigt worden sein könn­ten. Als charakteristisch fur solche Perldrahte bezeich­net sie eine auffallende GleichmaBigkeit hinsichtlich Form und Abstanden der „Perlen" sowie das Fehlen des „Âquatorschnitts". Der wesentliche Unterschied zwi­schen der Perldrahtherstellung durch „Rollen" und jener im Doppelgesenke besteht, so Whitfield, darin, daB infolge des Hammerschlags auf das Doppelgesen­ke viel mehr Druck auf den Draht ausgeiibt wird als beim „Rollen". Infolgedessen besitzt im „Doppelgesen­ke" hergestellter Draht ein sozusagen „maschinell gefertigtes" Aussehen. Allerdings habe es sich aufgrund praktischer Versuche gezeigt, daB die Herstellung sehr feiner Perldrahte im „Doppelgesenke" nicht so einfach ist, wie mit der „Perldrahtfeile". Wie Drescher 5 fest­stellt, wird das „Doppelgesenke" in den Schriftquellen ausschlieBlich bei Theophilus („Schedula", Buch 3, Кар. 9; im Jahre 1122/23 entstanden) 6 erwahnt, der es als „Organarium" bezeichnet. AuBerdem ist bisher kein „Doppelgesenke" gefunden worden. Als drittes, wichtiges Merkmal der Scheibenfibel aus Keszthely-Fenékpuszta Horreum Grab 5 ist die Herstellung des Ornaments des zentralen Bildfeldes anzuftihren: Die - von einem (ebenfalls mitgepreBten bzw. treibziselierten) Perlrand eingerahmte - figurale Darstellung des vergoldeten Silberbleches weist ein auffallend deutliches Relief auf, das hinsichtlich seiner Plastizitat bzw. der „Scharfe" seiner Kontúrén aile anderen hier gezeigten Beispiele übertrifft. Angesichts dieser Tatsache kommen grundsâtzlich zwei Herstel­lungstechniken in Frage: Das Treibziselieren sowie die „PreBblechtechnik" mit einem „negativen" (= einge­tieften) Model. Ziselieren 7 ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von spanlosen Techniken zur feineren Bearbeitung von Metal loberflâchen mit Hammer und Punzen vorwie­gend auf weicher Unterlage (z.B. Blei, Harz, Pech, Wachs, Ledér). Bei modernen Punzen handelt es sich um gehârtete Stahlstifte, deren polierte Arbeitskanten je nach Aufgabenstellung unterschiedlich geformt sind 8 . Die aus dem 12. Jahrhundert stammende Beschreibung des Theophilus 9 zeigt, daB die damais zur Ziselierung verwendeten Werkzeuge hinsichtlich Form und Materi­al den heutigen weitgehend entsprachen. Für frühere Zeiten ist jedoch unter Umstanden auch die Verwen­dung von Punzen aus gehurteter Bronze 10 , möglicher­weise sogar aus Holz oder Bein, denkbar. Die Gestal­tung von Detailformen (Linien, Flâchen) durch Bear­beitung eines Metallbleches mit Hammer und Punzen von Vorder- und Rückseite nennt man Treibziselieren. Die drei grundlegenden Techniken beim Treibzise­lieren bezeichnet man als Schroten, Modellieren und Absetzen 11 . Das Schroten wird sowohl zur Gestaltung linearer Ornamente, als auch zum Vorzeichnen von Modellierungen bzw. zur Gestaltung von Details an modellierten Flâchen verwendet. Der Schrotpunzen wird mit einer Hand über die Metalloberflache gefiihrt und durch leichte Schlage mit dem Ziselierhammer vor­wârts getrieben. Er „lauft nach vorn schlank zu und endet in einem mehr oder weniger scharfkantigen, keil­förmigen Kopf' 12 . Für gerade Linien eignet sich am bestén die Variante mit gerader Arbeitskante, für gebo­gene Linien jené mit gewölbter Arbeitskante. Die Ver­wendung eines Schrotpunzen mit gerader Arbeitskante zum Schroten von gebogenen Linien hinterlaBt charak­teristische, vertikal bis leicht schrag verlaufende Absat­ze an den Wânden der so entstandenen Rillen 13 . Der Vergleich von experimentellen Arbeiten zum Schroten und anderen linearen Verzierungstechniken mit dem Erscheinungsbild von linearen Ornamenten an Origi­nalmaterial hat es erlaubt, einige Merkmale herauszuar­beiten, die für die einzelnen Techniken als charakteri­stisch gelten können. Die praktischen Arbeiten von Lowery - Savage - Wilkins 14 haben gezeigt, daB geschrotete Linien im allgemeinen ein runderes, wei­cheres Profil aufweisen als gravierte Linien. Die Kan­ten von geschroteten Linien sind weniger scharf und werden auBerdem durch Abnützung weniger beein­trachtigt als die scharfen Kantén von gravierten bzw. gemeiBelten Linien. Bei perfekter Handhabung von Schrotpunzen und Ziselierhammer ist die Oberflâche der Linien glatt und es sind daher keine Rückschlüsse auf die Lange der Arbeitskante des Werkzeuges mög­lich. Wird die Technik weniger gut beherrscht, hinter­lassen die Ecken der Arbeitskante des Schrotpunzens kleine, quer zur Lângsachse der Linie verlaufende Absatze, die fallweise sogar Rückschlüsse auf die Lange der Arbeitskante erlauben können 15 . AuBerdem erleichtern solche Absatze die Erkennung von geschro­teten Linien an Originalmaterial 16 . In einigen Fallen erlaubt die unterschiedliche Form und Tiefe von geschroteten Linien verschiedener Bereiche eines Werkstückes Rückschlüsse auf die Zahl der zur Bear­beitung eines bestimmten Werkstückes verwendeten Schrotpunzen. Es soil in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, daB es sich bei MeiBel und Schrotpunzen um fast identisch geformte und zu hand­habende, namlich keilförmige Werkzeuge, die beide

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