Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Bühler, Birgit: Technologische Untersuchungen an awarenzeitlichen Scheibenfibeln aus Keszthely [Ungarn]

Technologis che Untersuchungen an awarenzeitlichen Scheibenfibein aus Keszthely (Ungarn) 135 mit dem Hammer vorwârtsgetrieben werden, handelt. Der Unterschied besteht lediglich darin, daB der MeiBel eine scharfe und der Schrotpunzen eine stumpfe Arbeitskante besitzt. In vielen Fallen kann daher nicht mit Sicherheit entschieden werden, ob es sich um Spu­ren eines feinen MeiBels oder eines Schrotpunzens han­delt, zumal es bei entsprechend vorsichtiger Handha­bung durchaus möglich ist, auch mit einem MeiBel spanlos zu arbeiten („SchrotmeiBel"). Beim Modellie­ren wird eine reliefartige Gestaltung erreicht, indem die Rtickseite des Bleches mit gewölbten Punzen von der Rückseite her bearbeitet wird 17 . Diese Technik wird auch als „Repoussé" bezeichnet 18 . Wird das Blech aus­schlieBlich von der Rückseite her modelliert, wirkt das so hergestellte Relief weich. Durch Schroten der Kon­túrén laBt sich das Relief etwas deutlicher vom Hinter­grund abgrenzen. Dies gelingt am bestén, wenn die Kontúrén vor dem Modellieren auf der Vorderseite ein­geschrotet werden, jedoch ist zwecks Vorzeichnung auch das Schroten auf der Rückseite möglich 19 . Um die Kontúrén noch schârfer hervortreten zu lassen, kann man sie absetzen. Zu diesem Zwecke verwendet man meist einen Setzpunzen, der die Form eines „flachen, einseitigen Keils" aufweist 20 . Mit einem Setzpunzen kann man nicht nur die unmittelbare Umgebung eines aus einem Blech herausmodellierten Reliefs auf das ursprüngliche Niveau zurücksetzen und so dessen Kon­túrén deutlicher hervortreten lassen. Man kann auch einen ursprünglich flachen, von geschroteten Linien begrenzten Bereich erhaben erscheinen lassen, indem man ausschlieBlich dessen Umgebung absetzt. Das Punzieren steht in technischer Hinsicht dem Ziselieren nahe. Die mit einem Ornament versehene Arbeitskante des Musterpunzen 21 wird durch Hammern in die Metalloberflâche eingeschlagen, wobei Metall verdrangt, aber nicht entfernt wird. Die Muster können einfach (z.B. Dreiecke, einfache bzw. mehrere konzen­trische Kreise) oder komplex (z.B. Pflanzen- oder Tier­motive) sein 22 . Zur Herstellung einer gröBeren Anzahl von Blechen mit identischer Reliefverzierung kann man sich anstatt der aufwendigen Ziseliertechnik auch der sogenannten „PreBblechtechnik" mit positiven (= erhabenen) 23 oder negativen (= eingetieften) 24 Modeln bedienen. Zur Unterscheidung von PreBblechen, die mit positiven bzw. negativen Modeln angefertigt worden sind, lâBt sich sagen, daB sich das Relief jeweils auf jener Seite des Bleches deutlicher abzeichnet, die mit dem Model direkt in Berührung gekommen war 25 , also bei positiv gepreBten Blechen die Rückseite und bei negativ gepreBten Blechen die Vorderseite. Die Unterscheidung zwischen gepreBten und zise­lierten Blechen ist auf technologischem Wege aus­schlieBlich durch die Erkennung von individuellen Werkzeugspuren (z.B. eines Schrot-, Modellier- oder Absetz- oder Musterpunzens) möglich. Jedoch kann auch nicht ganz ausgeschlossen werden, daB einige PreBbleche anschlieBend ebenfalls mit Punzen überar­beitet worden sind, um das Muster deutlicher hervor­treten zu lassen. Auf der Schauseite des figurai verzierten Innenfel­des der Scheibenfibel aus Keszthely-Fenékpuszta Hor­reum Grab 5 konnten stellenweise individuelle Werk­zeugspuren beobachtet werden. Es scheint sich hierbei in erster Linie um geschrotete Linien an den Kontúrén des auffallend plastischen Reliefs (Abb. 4 und 5) sowie um geschrotete und punzierte Details, beispielsweise im Bereich der Gewandfalten bzw. an der Oberflâche der Gewander (Abb. 6) zu handeln. Beides könnte dar­auf hinweisen, daB sowohl die figurale Verzierung als auch der sie umgebende Perlrand durch Treibziselieren entstanden ist. Allerdings kann angesichts des nicht optimalen Erhaltungszustandes der Metalloberflâche (Abnützung) und der Tatsache, daB es aufgrund des Vorhandenseins der Rückplatte nicht möglich war, die Rückseite des betreffenden Bleches zu untersuchen, die Möglichkeit, daB es sich hierbei vielmehr um „Nachbe­arbeitungsspuren" eines ursprünglich gepreBten Orna­ments handeln könnte, keinesfalls ausgeschlossen wer­den. Die schon eingangs erwahnte Deutlichkeit des Reliefs spricht jedoch dafúr, daB die figurale Verzie­rung dieser Scheibenfibel mittels eines Verfahrens her­gestellt wurde, das keinesfalls der „früh- bis mittelawa­renzeitlichen Norm" zu entsprechen scheint. In der Früh- und Mittelawarenzeit dominierte bei der Herstel­lung von Trachtbestandteilen und Schmuckstücken aus Gold, Silber und Kupferlegierungen das PreBverfahren mittels positiver Model, wie sie z.B. aus dem Gold­schmiedgrab von Kunszentmárton 26 , aus Grab 11 von Gátér 27 , aus den Fundkomplexen von Fonlak 28 , Adony 29 und Biskupija-Pliskov bei Knin (Dalmatien) 30 sowie als Streufunde 31 bekannt geworden sind. Allé diese Model wurden aus Bronze gegossen und besitzen eine glatte Rückseite. Daraus laBt sich schlieBen, daB die Verzierung der awarenzeitlichen PreBmodel keines­wegs durch Hammerschlage auf die Rückseite des Models in das unmittelbar darunter, auf einer weichen Unterlage liegende, Metallblech „eingepreBt" worden sein kann, wie das beispielsweise von Capelle ­Vierck 32 fur einige merowingerzeitliche Model vorge­schlagen worden ist. Vielmehr ist anzunehmen, daB der Model als Unterlage gedient hat. Das zu verzierende Blech lag über der Vorderseite des Models, dariiber befand sich ein dickes Lederstück. Durch gleichmaBige Hammerschlage auf das Leder 33 wurde das Blech in das Relief des Models eingepreBt 34 . Bereits László 35 hat die für awarischen Blechzierat charakteristische Herstellung mittels einfacher Positiv­modeln der Serienfertigung von byzantinischem Gold­blechschmuck mit Hilfe negativer Model („Gesenke") gegenübergestellt und darauf hingewiesen, daB das letztgenannte Verfahren eine wesentlich qualitatvollere Schauseite (deutlichere Kontúrén, siehe oben) ergibt.

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