Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Daim, Falko: Pilgeramulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln der frühen Keszthely–Kultur

Pilgeramulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln derfrühen Keszthely - Kultur 115 ranya stellen teilweise unbeholfene Imitationen der vorigen dar und sind daher zumindest um weniges jün­ger. Interessanterweise sind sie etwas gröBer als die sicher früheren Stücke. Wie auch bei den Körbchenohr­gehangen lâBt sich also auch bei den Fibeln eine Ten­denz zur Monumentalisierung feststellen. Die jüngsten Exemplare sind mit Flechtbandern, Kettenzier und geo metrischen Mustern versehen, wobei christliche Bezü­ge nicht mehr direkt zu erkennen sind. 17 Einige der frühen Scheibenfibeln stammen aus auBergewöhnlich reichen Grabern. Hier ist vor allém die kleine Kastenfibel mit Herakles und Omphale zu nennen (Abb. 1 ), die in Keszthely - Fenékpuszta - Hor­reum, Grab 5, mit einem goldenen halbmondförmigen Ohrringpaar, mit einem Juwelenkragen sowie einer gol­denen Gewandnadel mit echten Perlen und der Inschrift BONOSA gefunden worden ist. Die Frau aus Grab 18 hatte nicht nur die goldene Scheibenfíbel mit echten Perlen und Bergkristallzier ins Grab bekommen, son­dera dazu noch goldene Körbchenohrgehánge und eine Perlenkette, unter anderem mit Bernstein- und Bergkri­stallperlen sowie einem goldenen Anhanger. Eine der prachtigen Fibeln mit Reiterdarstellung aus Keszthely ­Fenékpuszta oder Dobogó (Abb. 4) lag mit goldenen Körbchenohrgehangen, mit einer Perlenkette aus Pasta­und Bernsteinperlen und einem halbkugelformigen GlasgefaB im Grab. 18 Die ovale goldene Fibel mit Bergkristalleinsatz gehört zweifelsohne zu den wert­vollsten Schmuckstücken der Zeit. Die Untersuchung der Kastenfibeln hingegen ergab zu unserer Überra­schung, daB sie weder einen hohen Materialwert besit­zen noch kunsthandwerklich hochstehend sind. Der Rahmen besteht meist aus einem schmalen dünnem Sil­berblechstreifen, der mit einem konisch eingezogenen Blechrand verlötet ist. Das Bildfeld besteht aus einem Bronzeblech, das offenbar in einem Negativmodel tief­gezogen und anschlieBend feuervergoldet wurde. Man legte das Zierblech innen an den Silberblechrahmen und goB die Füllmasse ein. Zum SchluB wurde eine Bronzeblechscheibe mit Nadelhalter und Nadelrast auf­gelegt und der Rahmen umgebörtelt. Auch wenn bis­weilen noch zusâtzlich Perldrahtverzierungen auftreten und Nachbearbeitungen der Bildflache festzustellen sind, handelt es sich doch eindeutig um Massenproduk­te, die weder nach mediterránén noch nach awarischen Vorstellungen einen besonderen materiellen Wert reprâ­sentierten. Was macht also die Attraktivitât der Kasten­fibeln von Keszthely aus? Éva Garam vermutete in ihrer grandiichen Arbeit von 1993, daB die Scheibenfibeln aufgrund der christ­lichen Darstellungen fur die Trager (Kinder und Frau­en) eine ideelle Bedeutung gehabt hatten, daB sie Unheil abwehren und Schutz gebén sollten. 19 Tivadar Vida ging anlaBlich der Tagung in Keszthely im Herbst 2000 noch weiter: Gesprachsweise meinte er, die Fii 11­materialien der Kastenfibeln könnten - zumindest in einigen Fallen - Sekundarreliquien gewesen sein, bei­spielsweise Erde aus dem Heiligen Land. Wie es nun aussieht, hat Vida dabei den Nagel auf den Kopf getrof­fen, denn die chemischen Analysen, die dank der Kurá­torén Éva Garam (Budapest), Franz Glaser (Klagenfurt) und Rainer Kahsnitz (München) durchgeführt werden konnten, stützen die These. 20 Dazu kommt die Verbrei­tung der bestén Vergleichsstücke zu den Kastenfibeln aus Keszthely, die vermutén laBt, daB die mediterránén Originale über die Adria und dann die StraBe über Emona, Celeia und Poetovio an den Plattensee gekom­men sind. Zwar sind die Forschungen noch im Gang und end­gültige Ergebnisse sind erst zu erwarten, wenn die tech­nischen und chemischen Untersuchungen auch an den Fibeln aus dem Komitat Baranya, sowie weitere ikono­graphische und typologische Analysen am Gesamtbe­stand abgeschlossen sind, doch erlauben die bisherigen Ergebnisse einerseits die chronologische Ordnung Éva Garams zu stützen und - darüber hinausgehend - doch einige neue Thesen. 2.2 Kastenfibeln mit Figuráidékor und glattem Sil­berblech rahmen Diese Scheibenfibeln gehören zu den frühesten unter den pannonischen Exemplaren. Hier ist zunachst die Fibel aus Keszthely - Fenékpuszta - Horreum, Grab 5, zu nennen, die zwar ebenfalls kein Prunkstück darstellt, aber immerhin etwas aufwendiger gefertigt ist, als die anderen (Abb. 1). Wie Birgit Bühler zeigen konnte, wurde das Bildfeld entweder getrieben oder in einem Negativmodel tiefgezogen und anschlieBend noch auf der Vorderseite nachgearbeitet. (Da sie vorzüglich erhalten ist, konnte die Rückseite des Motivblechs nicht studiert und auch keine Probe des Füllmaterials genom­men werden) AuBerdem wird das Bildfeld von einer mitgepreBten Perlleiste eingefaBt, ein starkerer Perl­draht bildet den auBeren Fibelrand. 21 Wie erwahnt, brachte die ikonographische Analyse durch Franz Gla­ser eine Überraschung. Glaser konnte überzeugend dar­legen, daB die Darstellung, die bisher als „Anbetung der Hl. drei Könige", „Unglaubiger Thomas" und „Aufer­weckung des Lazarus" gedeutet worden ist, ein wah­rend der römischen Kaiserzeit durchaus beliebtes Sujet umsetzt, namlich „Herakles und Omphale", die ihre Kleider getauscht habén. 22 Die Fibel stammt aus einem der reichsten Graber im Bereich des Horreums von Keszthely - Fenékpuszta, das noch ein Paar halbmond­förmiger Goldohrringe, einen goldenen Fingerring, eine mit Goldfolie überzogene und mit echten Perlen verzierte Gewandnadel mit der Inschrift BONOSA sowie einen von Éva Garam rekonstruierten Juwelen­kragen und eine hervorragende Perlenkette enthielt. 23 Formai sind mit dieser Fibel drei weitere zu verglei­chen, die allerdings ein frommes Motiv tragen, ein zen­trales Kreuz, darüber eine Christusbüste, darunter, als Basis angedeutet die vier Flüsse des Paradieses, die

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