Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Daim, Falko: Pilgeramulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln der frühen Keszthely–Kultur

116 Daim, Falko Szene flankiert von zwei Engeln. 24 Ein gut erhaltenes Exemplar stammt Keszthely - Fenékpuszta -Horreum, Grab 14 (Abb. 2). Der Rahmen besteht aus Silberblech, das Bildfeld wurde wohl ebenfalls auf einem Negativ­model hergestellt, und dann feuervergoldet. Auch das Grab 14 gehört zu den reichen Bestattungen in der Festung und enthielt abgesehen von der Fibel noch Reste eines Haarnetzes in Form von fast 1000 Gold­röhrchen und 16 Bernsteinperlen. 25 Eine gute Parallèle zu dieser Fibel befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum unter der Inventarnummer MA 275. 26 (Abb. 3) Scheibenfibel Rahmen aus Silberblech, wobei ein Blechstreifen mit einem kreisförmig ausgeschnittenen leicht konisch geformten Blechteil verlötet wurde. 27 Dahinter wurde ein Bildfeld aus Kupfer- oder Bronzeblech plaziert (Befestigung?), welches höchstwahrscheinlich in einem Negativmodel tiefgezogen („gepreBt") wurde, dann stellenweise mit einem Glattstein (Blutstein?) poliert, abschlieBend feuervergoldet. Die Kastenfibel hatte man dann mit Bienenwachs (die endgiiltige Analyse ist noch ausstàndig) ausgegossen und zum SchluB eine Riicken­platte aus Bronzeblech mit Nadelhalter und Nadelrast eingesetzt. Zur Befestigung wurde der seitliche Silber­blechstreifen hinten umgebörtelt. Das Bildfeld ist mittig leicht beschâdigt, doch laBt sich das Motiv aufgrund des Vergleichs mit dem genannten Stuck aus Keszthely - Fenékpuszta - Hor­reum 14 leicht erganzen. In der oberen Hâlfte ist eine Christusbiiste mit Nimbus erkennbar, seitlich je ein ste­hender Engel, unten durch zwei ineinandergestellte Sockel angedeutet die vier Fliisse des Paradieses. Die Darstellung ist gut erhalten, detailreich, auffallend ist die feine Zeichnung der Flügel und der FüBe der Engel. Manche erhabene Stellen sind einerseits scharf gezeichnet, ohne daB jedoch begleitende Stichelspuren erkennbar waren, âhnlich, wie wir es von frisch geprâg­ten Münzen kennen. Zwar kann die Riickseite des Bild­feldes nicht zum Vergleich untersucht werden, doch scheint es wahrscheinlich, daB hier ein Negativmodel verwendet wurde. MaBe: Dm 48-49 mm, H ohne Nadelhalter 8-8,5 mm, mit Nadelhalter 17 mm, Gewicht 32,4 g. Bayerisches Nationalmuseum, München, Inv.Nr. 275 MA. Das Objekt wurde am 5. Juli 1888 vom Kunsthand­ler R. Forrer in StraBburg erworben, der vor allem kop­tische Antikén vertrieben hat. Das Datum des Ankaufs laBt allerdings vermutén, daB die Fibel aus einem der Gràberfelder von Keszthely stammt, die in den 80er­Jahren des 19. Jahrhunderts ergraben, teilweise aber auch gepliindert worden waren. Es handelt sich aller­dings mit Sicherheit nicht um die verschollene Fibel der ehemaligen Sammlung Fleissig aus Pécs - Gyárváros, da letztere zwar das gleiche Motiv aufweist, allerdings iiber einen Rahmen mit Arkadeninnenrand verfugt. 28 Eine dritte Fibel desselben Typs stammt aus Keszt­hely - Dobogó, und zwar aus der Füllerde eines Kin­dergrabes. 29 Sie war zwar stark fragmentiert, doch sind die entscheidenden Elemente auf der Abbildung gut erkennbar. Éva Garam nimmt an, daB dièse Fibel mit dem erhalten Exemplar des Ungarischen Nationalmu­seums 30/1885.27. (=61.129.4.) zu identifizieren ist, deren Bildblech jedoch verloren ist. 30 Der in Budapest erhaltenen Fibel sind einige Fragmente des Fiillstoffes beigepackt, eines davon durfte chemisch und physika­lisch untersucht werden. 31 Da nur eine winzige Probe zu Verfùgung stand, und die bisherige Fachliteratur stets von einer „gipsartigen Substanz" spricht, wurde das Fragment zunachst durch Michael Götzinger, Insti­tut für Minéralogie und Kristallographie der Universitat Wien, im Rasterelektronenmikroskop begutachtet. Dazu wurde die Probe in zwei Teile gebrochen und die Bruchflachen analysiert. Dabei zeigte sich, daB sie keine (!) anorganischen Bestandteile enthalt. Ich ver­mutete nun, daB der Füllstoff aus einem Baumharz besteht, das einen leicht zu verarbeitenden und wider­standsfàhigen Werkstoff abgeben würde, und übergab die Proben nun einem Spezialisten fúr fossile Harze, Norbert Vavra, Institut fur Palâontologie der Univer­sitat Wien. Die gaschromatographisch/massenspektro­metrische Analyse erbrachte allerdings ein negatives Ergebnis, was bedeutet, daB die Probe keine niedermo­lekularen Ester enthált. Baumharz schied somit aus. Norbert Vavra gab die Probe daher an Anton Beran, Institut für Minéralogie und Kristallographie, weiter, der sie erfolgreich einer Infrarotspektralanalyse unter­zog. Es handelt sich demnach um einen hochmolekula­ren Ester, mit höchster Wahrscheinlichkeit um ein tieri­sches Wachs. Vavra fuhrte nun einen Schmelzversuch unter dem Mikroskop durch, der einen Schmelzpunkt knapp unter 70° erbrachte. Zwar liegt der Sollwert fur Bienenwachs bei 65°, doch kann der leicht erhöhte Schmelzpunkt mit der Alterung erklart werden, dem die Probe ausgesetzt war. Bienenwachs ist freilich als tech­nischer Füllstoff im frühgeschichtlichen Kunsthand­werk völlig unbekannt, hingegen eine beliebte Sekun­darreliquie. 32 Wir hatten also einen ersten deutlichen Anhaltspunkt, daB zumindest die gegenstandliche Kastenfibel mit einem Bedeutungstrager gefullt war. Wie erwâhnt, enthalt die Kastenfibel aus München mit höchster Wahrscheinlichkeit ebenfalls Bienenwachs, gleiches dürfte fur die Fibeln aus Kalabrien gelten, die weiter unten angesprochen werden sollen. 2.3 Kastenflbeln mit Figuráidékor und Arkadenin­nenrand Die drei Kastenflbeln mit glattem Rand sind mit zwei Scheibenfibeln aus Pécs - Gyárváros verwandt, die sich ehemals in der Sammlung Fleissig befanden,

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