Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Bratož, Rajko: Der Bischoff Victorinus und die Kirchengemeinde von Poetovio [2. Hälfte des 3. Jahrhunderts]

10 Bratoz, Rajkó (rusticani in scripturis), dagegen aber trugen sie den Glauben in ihren Herzen 55 . Diese Bezeichnung von guten Christen sollte dem Kern der Christengemeinde von Poetovio entsprechen oder zumindest der Vorstel­lung und dem Wunsch des Bischofs, wie diese Gemein­de sein sollte. Die Christengemeinde wird als "katholische Kirche" (ecclesia catholica) bezeichnet 56 , als "die gesamte Kir­che der Glaubigen" (omnis ecclesia fidelium) 51 , als "die Glaubigen" (fidèles) 5 ^, "aile Glaubige" (uniuersi cre­dentes) 59 , "die Heiligen" bzw. "die Versammlung der Heiligen" {sancti, chorus sanctorum) 6 ®. Die Christen, die ihre eigene Lebensweise (conuersatio) pflegten 61 , gliederten sich ihren Eigenschaften nach in die beste "Auswahl" {electio, electio sanctorum, electio opti­ma) 61 oder in eine "Klasse" (classis)^. Neben den Guten gab es auch schlechte Christen, für die der Bischof verschiedene Bezeichnungen verwendete, die verschiedene inhaltliche Nuancierung beinhalten. Diese beziehen sich entweder auf die allgemeinen Bezeich­nungen des schwachen Glaubens oder auf verschiedene Formen vom sündigen Leben 64 . Victorins Teilung der Gesellschaft in drei Gruppén (gute Christen - schlechte Christen - Heiden) erinnert an die ahnliche Teilung der Gesellschaft bei einem anonymen Zeitgenossen (illyri­scher oder italischer Herkunft?), von dem eine Ausle­gung des 24. Kapitels des Matthausevangeliums erhal­ten ist 65 . Ecclesiafidelium hatte eigene Formel des Glaubens­bekenntnisses (mensura fidei), die durch die Taufkate­chese von altérer auf die jüngere Generation tibertragen wurde (ut didicimus) 66 . Das Leben der guten Christen bestand in der Beharrlichkeit, in der Charakterfestigkeit und in der Glaubenstreue 67 . Victorinus verwendete an verschiedenen Stellen die Metapher aus dem Rechtswe­sen (mit Hervorhebung von Selbstzeugnis, Zuverlássig­keit und Treue) 68 und besonders aus dem Militarleben. Neben allgemeinen und inhaltlich neutralen Ausdrtik­ken 69 verwendete Victorinus diejenige Bezeichnungen aus dem Militarleben, die sich auf die Ausdauer und Treue beziehen. Ein guter Christ ist wie ein Soldat Christi, der, mit dem Glauben bewaffnet, auf seinem Weg beharrt (in fide fortiter perseuerant) und der nie desertiert, sondern seine Taufgelübde schiitzt 70 . Diese Ausdrucksweise ist eine eigenartige Widerspiegelung der schwierigen Zeiten, mit gelegentlichen Christenver­folgungen, mit einem Gefiihl von groBer UngewiBheit, bei vielen mit der Erwartung des baldigen Endes der Zeiten. Im Hintergrund kann man die Kontúrén der Kri­senverhaltnisse im römischen Reich erblicken, die um 260 den Höhepunkt erreichten. In welchem MaBe die Plagen der damaligen Zeit die Christengemeinde von Poetovio unmittelbar betroffen haben, laBt sich auf Grund des Bibelkommentars nur schwer beurteilen. Allerdings kann man feststellen, daB das Unheil und die Katastrophen, die von Victorinus erwahnt werden, in damaliger Zeit tatsachlich als potentielle Gefahr bestanden und daB es dabei nicht nur um biblische Topologie geht. Das Bild der apokalypti­schen Reiter, das inhaltlich verschiedene Auslegungen erlaubte, legte der Bischof von Poetovio als eine Ankündigung des Krieges bei dem gleichzeitigen Erd­beben, als Ankündigung des Hungers und der Seuche aus 71 , also als eine Menge von Ungliicken, die in der nachsten Zukunft, vor dem erwarteten Ende der Welt, auftreten werden. Von den militarischen Ereignissen (bella) und den gleichzeitigen seismischen Aktivitaten (terrae motus magnus) in annâhernd gleicher Zeit und gleichem Raum (Pannonién mit der Nachbarschaft) lassen sind mindestens zehn kriegerische Auseinandersetzungen (Barbárén- und Bürgerkriege) registrieren 72 : der Einfall der Markomannen in Pannonién 254, die über Poetovio und Aquileia bis Ravenna vorgedrungen sein sollten; ihr erneuter Versuch 258; der Eingriff der Iasygen und Roxolanen in Pannonién zwischen dem Herbst 259 und dem Friihling 260; die Feldziige Gallienus' gegen die pannonischen Gegenkaiser Ingenuus und Regalianus 260 73 ; der Einfall der Quaden und Sarmaten in Panno­nién 263 74 ; in der balkanischen Nachbarschaft die Kriege Gallienus' gegen Goten und Heruler Anfang 268 75 , die Kriege des Claudius Gothicus 269 ebenda 76 , der Feldzug Aurelians gegen Vandalen in Pannonién 271 77 , der Feldzug Probus' gegen Sarmaten 278 78 , der Feldzug Carinus' gegen Iulianus und der Krieg Cari­nus' gegen Diocletianus 285 79 . Angesichts der Tatsa­che, daB Poetovio an der Hauptstrasse von Norditalien in Richtung Donau- und Balkanraum und weiter nach Osten lag und daneben auch einen von seltenen Drau­tibergangen kontrollierte, hat zumindest ein Teil der erwahnten kriegerischen Bewegungen die Stadt beriihrt 80 . Für die Zeit zwischen 253 und 270 (253, 260, 262, 267 und 268/270) werden in den schriftlichen Quellén fünf groBe Erdbeben erwahnt, die zwar nicht den pan­nonischen Raum betroffen haben (das erste und das zweite haben Kleinasien heimgesucht, das dritte Klein­asien, Afrika und Rom, das vierte Numidien und das fünfte Nikomedien) 81 . Die Erwahnung des Erdbebens (wie die darauffolgende Erwahnung des Hungers) im Kommentár zur Offenbarung basieren auf einem Bibel­zitat, sie befinden sich also im Kontext des Kommen­tars zum Bild des roten Reiters, weswegen man die Belege als eine Widerspiegelung der Gegenwart als nicht zuverlassig beurteilen kann 82 . Von den Noten und Plagen, die in dieser Zeit recht akut waren, sind noch zwei zu nennen: der Hunger (James), der damais recht haufige Erscheinung war 83 , insbesondere aber die Pest (pestilentia bzw. pestes et mortalitates), die in der Zeit von 250 bis 275 in betrachtlichem Teil des Reiches wütete und offensichtlich auch Pannonién betroffen hat 84 . Die ahnlichen Gedanken bei Cyprianus zeigen darauf, daB sowohl der Bischof von Karthágó wie der Bischof von Poetovio ahnliche Lebenserfahrungen hat-

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