Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)

Kiss Attila: Das Gräberfeld von Szekszárd-Palánk aus der zweiten Hälfte des 5. Jh. und der ostgotische Fundstoff in Pannonien

58 Kiss Attila 2. Lage der Skelette in den Grâbern Laut Graberbeschreibungen und Gráberzeichnungen befanden sich in alien Grâbern des Graberfeldes die Skelette in auf dem Riicken liegender, ausgestreckter Lage. In zwei Grâbern (Grab 207, 213) waren die Ge­bcine infolge einer zeitgenössischen (?) Zerstöberung (Ausraubung [?]) verrutscht. In den Grâbern 209, 210, 214 lagen die Unterarmbeine neben den Rumpfgebei­nen, also ausgestreckt. in Grab 217 auf das Becken ge­bogen. 3. Tiefe Die Grâber aus dem 5. Jh. waren von seichter Tiefe, 3 Grâber waren etwa 75 cm ticf (Grab 207, 209, 210), zwei Grâber 100-105 cm (Grab 213, 214), wâhrend in Bezug auf Grab 217 keine Angabe zur Verfügung stent. Aufgrund des Grabungsprotokolls kann man leider nicht cntscheiden. ob diese Tiefenangaben die urspriing­liche Tiefe bedeuten. oder die zur Oberflâche relativi­siertc Tiefe nach der „Planicrung 1 ' (vgl. die Ausführun­gen im Kapitel Fundort). 4. Ziegelgrâber Es ist eine offenbare und im allgemeinen akzeptable. These: die Ziegelgrâber, d. h. die Auskleidung der Grabgrube mit Ziegeln und nach erfolgter Bestattung die Bedeckung des über dem - mit oder ohne Sarg bestattetcn - Toten errichteten flachen oder hausdach­förmigen Deckels mit Ziegeln, kann mit Riicksicht auf das zahlreiche Vorkommen in Pannonién und aufgrund der geographisch in der ganzen Provinz vorkommenden Beispiele als allgemeine, spatrömische Bestattungsform gelten. Gegen Ende der Verwendung von Ziegelgràbern gab es - theoretisch - eine Période, in der einerseits die spatrömische Bevölkerung ihre Bestattungsbrâuche noch beibehâlt, in ihren Grâbern aber bereits die Juwelen oder die Keramik der neuen. der barbarischen Epoche verwendet, andererseits aber die in der Provinz erscheinenden foeder'ati oder nicht-foederati Barbárén von der spátrömischen Kultur den Brauch der Aus­kleidung der Grâber mit Ziegeln übernehmen. Da von einem Grenzfall die Rede ist, ist es schwer zu entschei­den, welche der beiden theoretischen Möglichkeiten in den konkréten Fallen {Liste 7) in Betracht kommt. Da die Zahl der konkréten Fâlle klein ist, und auch in diesen wenigen Fallen - weil Teile der Gráberfelder nicht freigelegt sind und in gewissen Fallen eine Beobachtung der Ziegelgrâber fehlt - die Erscheinung nicht eindeutig ist, muft man darauf verzichten, ihre Untersuchung ein für allemal als abgeschlossen zu betrachten. Im Falle der Grâber von Szekszárd-Palánk scheint ­bei Berücksichtigung des gesamten Fundmaterials das Graberfeldes - eher die zweite theoretische Möglichkeit wahrscheinlich: das heiBt, dali die im Gebiet der Pro­vinz ankommenden Barbárén die römische Bestattung­sitte iibernahmen (vgl. Grab 207). Das kann auch im Falle des Graberfeldes von Viminacium der Fall sein. Der Fall des Grabes 214 von Szekszárd-Palánk (nàmlich die Auskleidung einer Seite des Grabes mit Ziegeln) láfit sich ebenso wie der Fall des Grabes von Szekszárd-Balparászta (Ziegelauskleidung einer Lángs­und einer kiirzeren Seite des Grabes) z. B. nicht durch chronologische Grande erklâren, weil die Erscheinung bereits im letzten Drittel des 4. Jh. - auch in spátrö­mischen Grâberfeldern beobachtet wurde (SALAMON­BARKÓCZI 1978 189 = SALAMON-BARKÓCZI 1978-79 76). Diese Erscheinung (nâmlich die bei Grab 214 beobachtete Erscheinung) ist mit der z. B. in Grâ­berfeldern von Intercisa beobachteten und beschricbcnen Erscheinung des sog. Nischengrabes, also mit dieser Bestattungsweise nicht identisch (vgl. OROSZLÁN 1920-22 93. SÁGI 1954 98, Intercisa - Südostfriedhof, Grab 88, 1001, 1002, 1014, 1026, 1087, 1116, 1118, 1122, 1153; VÁGÓ-BÓNA 1976, bes. 144), weil in diesen Grâbern von Intercisa die Ziegel vertikal schrág, also in dieser „Lage standen/lagen, und nicht senkrecht wie in Grab 214 von Szekszárd-Palánk". Ob nun im Grâberfeld von Szekszárd-Palánk rö­mische Frauen, die sich dem „Barbarenvolk" ange­schlossen hattcn nach römischer (Sitte bestattet wurden. oder die „Barbárén" die römische) Bestattungsweise „nur so" ubernommen hatten, das Auftreten der Bestattung in Ziegelgràbern Spiegelt die Wechselwirkung der Kulturen der beiden Völkerschaften (der römischen und der „barbarischen") wider, oder anders gesagt: das Volk von Palánk deutet seine ersten Schritte an auf dem Wege, den wir Assimilation (in der Fachliteratur schlecht: Akkulturation) nemien. Beachtung verdient die régionale Verteilung der Grâber, in denen Römer in Ziegelgràbern mit Beigaben barbarischen Charakters bestattet waren, bzw. der Grâber, in denen Barbárén in Ziegelgràbern römischer Art ruhten: Grâber aus dem 5. Jh. kommen nur in SO­Valeria und im am Limes liegenden Viminacium vor, die Grâber des 6. Jh. - im Barbaricum! - in der heutigen jugoslawischen Batschka. (Abb. 10). 5. Die aufeinander bezogene Lage der Mànner­und Frauengraber Im Grâberfeld aus dem 5. Jh. von Szekszárd-Palánk lagen die weiblichen Skelette (Grab 217, 207) auf der rechten Seite der W-0 orientierten Mánnerskelette (Grab 209, 213). Ohne einen Versuch zu machen, aus den beiden Grab-Paaren (Mánnergrab 209 - Frauengrab 217; Mánnergrab 213 - Frauengrab 207) einen wie immer gearteten SchlulJ zu Ziehen, mufi ich bemerken, dafi eine áhnliche Erscheinung /„Ordnung" auch im germanischen Grâberfeld von Hács-Béndekpuszta

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