Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)
Kiss Attila: Das Gräberfeld von Szekszárd-Palánk aus der zweiten Hälfte des 5. Jh. und der ostgotische Fundstoff in Pannonien
Das Graberfeld von Szekszárd-Palánk aus der zweiten Hülfte des 5. Jh. und der ostgotische Fundstoffin Pannonienbl auseinandergegangene, kegelstumpfförmige Nadelbehâlter gehört zu den wenig aussagenden Gegenstânden des Fundkomplexes. Die darin gliicklicherweise verbliebenen Nadeln gebén aber Hinweise bei der Bestimmung der Funktion anderer, áhnlich gefonnter Funde. Eine Parallèle des Fundes findet sich in den Funden von Acquasanta unter der Bestimmung „Hiilse aus Goldblech", (ANNIBALDI-WERNER 1963 360, Taf41:l = BIERBAUER 1975 261. Taf. 3:4: „leicht konische Griffhülse aus feinen Goldblech'*) oder im Fund von Hódmezővásárhely-Sóshalom (NAGY 1984 218-219, Anm. 89, Abb. 14:3). Die vornehmste Formulierung der Gegenstandsform findet sich im Fundkomplex von Bácsordas (KISS 1983, Abb. 9:4. die Literatur des Fundes s.: DIMITRIJEVIC-KOVACEVIC-VINSKI 1962 42-43), allgemein als Spiegelgriff bestimmt. Bemerkenswert ist, daft ungefahr in der gleichen Zeit, als die Gegenstânde der vorstehenden drei Grabfunde entstanden - der sozialen Stellung ihrer Besitzerinnen entsprechend - zur Erfiillung derselben Funktion parallel silberne (Szekszárd) ung goldene (Acquasanta) bzw. silberne Exemplare mit Kerbschnittverzierung (Bácsordas) existierten. In diesen Fallen gàbe es wahrscheinlich abweichende Datierungen, wenn die Begleitfunde nicht bekannt wáren. 9. Nomadenspiegel In seinem derzeitigen Zustand ist der Spiegel so briichig, daft ich nicht in der Lage bin die Richtigkeit der Typuseinreihung von Á. Salamon und L. Barkóczi (ВARKÓCZI-SÁLAMON 1974-75 104) festzustellen/zu kontrollieren. Dementsprechend kann ich auch bei der Bewertung des sehr brüchigen Spiegels die Feststellungen von Barkóczi und Salamon zitieren: „Der aus dem Grab von Szekszárd-Palánk gehobene Spiegel ist nicht nur deshalb von Wichtigkeit, weil er unversehrt ins Grab gelegt wurde, sondern auch deshalb, weil die Bal ta-KrajnburgVariante im Karpatenbecken nur aus Csökmő bekannt war. Aufgrund des mit ihm zusammen gehobenen Pferdegeschirrs (richtiger: sie wurden zusammen ins UNM) [noch richtiger: ins Museum zu Nagyvárad/Groftwardein/Oradea, vgl. CSALLÁNY 1956 101, Nr. 188, Anmerkung des Verfassers] gebracht) datierte Werner (WERNER 1956a 23-24, 119) ins. 7. Jh. I. Kovrig wiederum bezeichnet den Nomadenspiegel aus Csökmő in der Verbreitungskarte als gepidisch. In Szekszárd-Palánk lag in Grab 11 (recte: Grab 217) eine Frau mit deformiertem Schádel, beigegeben waren ein Paar vergoldete Silberfibeln mit Kerbschnittverzierung und oktaederförmige Ohrringe. Das Vorkommen des Spiegels beweist, daft die BaltaKrajnburgVariante und die Cmi-Brigetio-Variante in Pannonién zur gleichen Zeit in Mode war. Wir haltén es fur wichtig, die Benennung auf Balta-SzekszárdKrajnburg-Variante zu andera." (BARKÓCZI-SALAMON 1974-75 104) Die Einreihung von Barkóczi-Salamon ware historisch sehr intéressant, wenn bewiesen werden könnte, daft die im Kaukasus liegenden Fundorte des Balta-Krajnburg-Typs aus dem 5. Jh. stammen... [Nach dem Abschluft des Ms wurde die Feststellung von E. Istvánovits und V. Kulcsár veröffentlicht: „Heute ist schon eindeutig...dafi der Тур als Bal ta-Krajnburg bezeichnet... in der Wirklichkeit schon im 5. Jahrhundert kommt vor." (ISTVÁNOVITS-KULCSÁR 1993 15)] 10. Fingerringe Wenige Parallèle des spiralförmigen bronzenen (?) Ringen aus Grab 217 sind aus dem Karpatenbecken bekannt: Csorna (HAMPEL 1905, I. Abb. 1213, III. 13:5), Répcelak (MNM Inv. Nr. 57.3.4.) und Szécsény (HAMPEL 1905 II. 56-57, III. 48). Die Summe dieser Analogien umfaftt das 5. Jh. (Csorna: 1 Hàlfte des 5. Jh., Répcelak, Szécsény: zweite Hàlfte des 5. Jh.). Aufgrund der goldenen Spiralringe von Répcelak und Szécsény entspricht der in Grab 217 gefundene bronzene (?) Spiralling nicht nur im Alter, sondern wenn er wirklich aus Bronze oder aus Silber ist - auch soziologisch der gesellschaftlichen Stellung der in Grab 217Bestatteten. VII. Datierung Ein Überblick über die Funde des Gráberfeldes láftt keinen Zweifel bezüglich der Datierung des Gráberfeldes auf das 5. Jh. aufkommen. Innerhalb dieser weiten Zeitgrenzen sind die Fibeln vom Тур Levice-Prsa aus Grab 210 (und 100) und das Fibelpaar vom Тур Sokolnice/Szekszárd aus Grab 217 für eine genauere Datierung geeignet. Der Fibeltyp Levice-Prsa (ung. Léva-Perse) wird von einem Teil der Forschung nach J. Werner „in die Mitte bis zweite Hàlfte des 5. Jahrhunderts" datiert (HEINRICH 1990 95 mit der früheren Literatur), von I. Bona dagegen auf die Hunnenzeit (BÓNA 1991 Abb. 34, S. 248-49). Das Fibelpaar Sokolnice/Szekszárd und das ganze Grab 217 wurde vor kurzem von V. Bierbrauer in die Phase D3, also in die Zeit zwischen 450/460-480/490 datiert (BIERBRAUER 1992 270-272, Abb. 1). Da die eng bei einander liegenden 5 (-7) Grâber des Gráberfeldes aus dem 5. Jh. von Szekszárd-Palánk schon wegen der Lage der Gráber - kein allzu groftes Zeitintervall umfassen können, ist es möglich, das Graberfeld aufgrund der beiden Fibeltypen zu datieren. Da in dem kleinen Graberfeld die Fibeltypen LevicePrsa und Sokolnice/Szekszárd zusammen (und wir