Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Szameit, Erik: Anmerkungen zur Chronologie des 8.–9. Jahrhunderts im Ostalpenraum

Anmerkungen гиг Chronologie des 8.—9. Jahrhunderts im Ostalpenrawn 77 Einfachere, aus vergoldetem Bronzeblech hergestellte Exemplare lassen sich u.a. auch aus Grâberfeldern friihka­rolingischer Pragung in der Oberpfalz 64 und Thüringen 65 nachweisen, wo sie wohl in die 2. Halfte des 8. Jh.s daue­rén. In der Steiermark sind sie aus dem gut ausgestatteten Frauengrab 75 des Gráberfeldes von Krungl bekannt, 66 ge­meinsam mit einer bronzemen Nadelbiichse, einer Kreuz­fibel, zwei gegossenen, punzierten awarischen Armreifen, einem Fingerring, einer Glasperlenkette mit Augen-, Mo­saikaugen- und Mehrfachperlen, einem Messer und bron­zenen Gürtelringen. Mit frühen, schmalen Schildchenfin­gerringen, wie sie bereits im Laufe des 8. Jh.s in den spat­awarischen Frauengrabem auftreten, 67 finden sich zusam­mengesetzte Bommelohrringe z.B. im Grab 58 des Gráber­feldes von Auhof/Perg, 68 im Hùgelgrab 26 des Hügelgráber­feldes von Wimm 69 und im Grab 4 des Gráberfeldes von Eggendorf am Wagram. 70 ffier können sie mit der 2. Halfte des 8. Jh.s bzw. mit der Zeit um 800 bestimmt werden. Fránkischen Werkstátten entstammen wahrscheinlich auch die nach mediterránén Vorbildern gearbeiteten Kett­chenohrgehánge mit angehângten Klapperblechen bzw. Ohrringe mit mehrfachen Schleifenösen und angehangter Kettchenzier. 71 Frühe Formen lassen sich innerhalb des Ka­rolingerreiches bereits in der 1. Halfte des 8. Jh.s feststel­len. 72 Mit ihrer Verbreitung im östlichen bairischen Grenz­raum ist mit Sicherheit bereits im Laufe des 8. Jh.s zu rech­nen. Dafür spricht nicht nur ihr haufiges Auftreten, sondern auch ihre öfter zu beobachtende Verknüpfung mit spátawa­rischem Frauenschmuck, wie z.B. im Grab 20 des Gráber­feldes von Hohenberg in der Steiermark, 73 im Gráberfeld von Hainbuch, 74 in Auhof 75 und in Pottenbrunn, Grab 42. 76 Westlichen Einfluss verraten auch die verschiedenen Fi­belformen, wie Scheibenfibeln, Vierpassfibeln und Kreuz­fibeln, die sich z.T. von merowingischen Vorbildern ablei­ten lassen und die daher sicher bereits im 8. Jh. verbreitet waren. 77 Ebenfalls über Vermittlung durch das Reichsge­biet ist nicht zuletzt eine reiche Glasperlenvielfalt in der Form von Augenperlen, Mosaikaugenperlen und bunten Mehrfachperlen in den Grenzraum gekommen. Nach R. Andrae kommt dabei den Mosaikaugenperlen eine beson­dere chronologische Aussagekraft zu, 78 wobei sich der Hauptverbreitungszeitraum auf das letzte Drittel des 8. und das erste Drittel des 9. Jh.s bestimmen lásst Spátawarischer Provenienz sind hingegen die háufig auftretenden gegossenen Armreifen mit eingepunzten Mu­stern, Spiralohrringe, verschiedeneFingerringformen (Spi­ralfingerringe, Rosettenfingerringe und schmale Schild­chenfingerringe) sowie bunte Melonen-bzw. Kürbiskern­perlen und kleine Hirsekornperlen. 79 Ebenfalls aus dem spátawarischen Kulturmilieu sind die gedrechselten, bei­nernen Nadelbüchsen und doppelkonische Spinn wirtel ent­lehnt Wáhrend gegossene und punzierte Armreifen, dop­pelkonische Spinnwirtel und die Perlen auch schon am Be­ginn der spátawarischen Phase auftreten, gelten etwa die Spiralohr- und Fingerringe, die Schildchenfingerringe und Ohrringe mit S-förmig gedrehtem Ende als kennzeichnend für den letzten Abschnitt der Spátawarenzeit, 80 obgleich vereinzelte, sehr frühe Belege auch nicht fehlen. Es stellt sich somit auch hier die Frage nach der Gültig­keit der bisher angewendeten Datierang dieses Fundstof­fes. Angesichts der vielen, sowohl im fránkischen Reichs­gebiet, als auch im awarischen Khaganat bereits im 8. Jh. weit verbreiteten und archáologisch nachweisbaren Schmuckformen, sollte ein Vorrücken des „Vorköttlach"­Horizontes in die 2. Halfte des 8. Jh.s in Betracht gezogen werden. Aus der Kombination der westlichen und östlichen Schmuckformen ergibt sich, dass zumindest ein Teil der gut ausgestatteten Frauengráber im Ostalpenraum bereits in die 2. Halfte des 8. Jh.s gestellt werden kann. Das Zusam­menfliessen westlicher und östlicher Schmuckformen zu einer eigenstándig geprágten, friihkarolingischen Rand­kultur beginnt aber wesentlich friiher. Der Ursprung liegt sowohl im karantanischen Gebiet (Grabelsdorf), als auch bei den Slawen des Traungaues (Hausleiten, Gusen), wo bereits in der 1. Halfte des 8. Jh.s derartige Erscheinungen auftreten. Voll ausgeprágt wird diese Kultur bzw. Mode allerdings erst im Laufe der 2. Halfte des 8. Jh.s fassbar. Aus den bai­rischen Grenzgebieten verbreitete sich diese Mischkultur im spáteren 8. Jh. in die von Slawen bewohnten Teile des niederösterreichisch Alpenvorlandes. Nach der Einbezie­hung der westlichen Teile des awarischen Khaganats in das fránkische Reich wurde diese Mode am Beginn des 9. Jh.s auch von den Awaren und Slawen Pannoniens über­nommen. Absolutchronologisch gesehen setzt also das Fundmaterial des Gieslerschen „Vorköttlach-Horizontes" im Ostalpenraum bereits in der 2. Halfte des 8. Jh.s ein und geht vermutlich noch innerhalb des 1. Viertels des 9. Jh.s zuende. Die altère Halfte dieser Zeitspanne wird dabei durch den Horizont der überwiegend blau gefárbten Mo­saikaugenperlen angezeigt, die jüngere, etwa um 800 ein­setzende Phase, durch die in grüner Farbe gehaltenen Exemplare. 81 In Anbetracht des im Vergleich zum Ostal­penraum etwas spáteren Einsetzens dieser Kulturerschei­nungen in Westungarn, ist hier eine régionale Fortdauer des Horizontes bis in das 2. Drittel des 9. Jh.s nicht völlig auszuschliessen.

Next

/
Oldalképek
Tartalom