Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)
Szameit, Erik: Anmerkungen zur Chronologie des 8.–9. Jahrhunderts im Ostalpenraum
ZALAI MÚZEUM 3. 1991 Száméit, Erik: Anmerkungen zur Chronologie des 8.—9. Jahrhunderts im Ostalpenraum lm Jahre 1980 wurde im Archâologischen Korrespondenzblatt ein Artikel J. Gieslers veröffentlicht, der sich kurzegefasstmitdem Material der sog. „Köttlacher Kultur" auseinandersetzt. 1 Dieser Artikel, der offenbar die Quintessenz der bis dato bedauerlicherweise nur in Teilen veröffentlichten Dissertation J. Gieslers darstellt, 2 hat sich mit dem karolinger- bzw. ottonenzeitlichen Fundstoff des Ostalpenraumes und der anschliessenden Gebiete beschâftigt. Giesler teilt in diesem Artikel das Fundgut dieser Region in drei chronologisch deutlich differenzierte Horizonté, die er mit „Vorköttlach-Horizont", und die Stufen „Köttlach I" bzw. „Köttlach П" bezeichneL Obgleich der Artikel nur sehr randlich die Problème der relativen, wie der absoluten Chronologie dieses Raumes berührt, wird vom Autor eine Gleichsetzung des „Vorköttlach-Horizontes" mit der Zeit „um 800 bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts" vorgenommen, wobei der Horizont „Köttlach I" die Zeitspanne nach der Mitte des 9. Jahrhunderts bis zur Mitte des 10. Jh.s erfasst und der jüngere Horizont „Köttlach II" erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts einsetzen soil. Wie Giesler selbst feststellt, kann die vorgeschlagene Datierung nicht als absolut angesehen werden. Die zeitliche Festlegung dieser drei Horizonté begriindet Giesler mit der Möglichkeit, Gegenstande des Horizontes „Köttlach П" mit Materialien der sog. В ijelo-Brdo Kultur zu verknüpfen, wahrend sich solche der Stufe Köttlach I mit Funden grossmàhrischen Charakters verbinden lassen. Das Fundgut des sog. „Vorköttlach-Horizontes", das reichlich mit spàtawarischen Kulturerscheinungen vermengt ist, wird nun von Giesler u.a. deshalb in die 1. Hâlfte des 9. Jahrhunderts datiert, da der Autor davon ausgeht, dass der Formenvorrat der awarischen Kultur auch noch lange nach der Niederlage der Awaren gegen Kari d. Gr. wirksam war. Als unmittelbaren Parallelfall für ein langes Nachleben bestimmter Kulturerscheinungen wird von Giesler der Formenschatz grossmáhrischer Prágung angeruhit. Dieser soil trotz des politischen und wirtschaftlichen Niederganges des grossmâhrischen Reiches am Ende des 9. Jh.s, bis über die Mitte des 10. Jahrhunderts weiter wirksam gewesen sein. 3 Den Veröffentlichungen Gieslers nach, scheint der Schwerpunkt seiner kritischen Auseinandersetzung mit dem in dieser Region vorhandenem Material aber eindeutig in der jüngeren und jüngsten Phase des spezifischen Fundstoffes zu liegen. Die Datierung seines sog. Vorköttlach- Horizontes, der nach dem derzeitigen Forschungsstand sicher mit dem âltesten Körpergraberhorizont slawischer Prágung im Ostalpenraum gleichzusetzen ist, alléin in die 1. Hâlfte des 9. Jh.s, regt aber zu Widerspruch an. Ebenso wie Giesler, sind auch B. M. Szőke und R. Müller als Vertreter der ungarischen Awarenforschung der Auffassung, dass sich die spâtawarische Kultur, trotz der Awarenkriege und des Zerfalls der awarischen Herrschaft im Karpatenbecken, ohne tiefere Einbriiche bis tief in das 9. Jh. erhalten hat. 4 Ihrer Meinung nach ist die Spâtphase der awarischen Kultur mit ihren z.T. reichen, barocken Erscheinungen im wesentlichen in die 1. Hâlfte des 9. Jh.s zu datieren. Erst um die Mitte des 9. Jh.s soil es zu einer deutlicheren Vermengung spâtawarischer und frühkarolingischer Materialien in der westlichen Randzone des Awarenreiches und damit zur Ausbildung einer neuen Kulturform gekommen sein. Demgemáss wird von В. M. Szőke angenommen, dass die aus bairisch-frankischen, awarischen und slawischen Elementen bestehende friihkarolingische Mischkultur im Ostalpenraum erst im Laufe des 9. Jh.s entstanden ist. 5 Dieser Forschungsmeinung ist der Verf. erstmals mit einer genaueren Untersuchung der frühkarolingischen Spathen, 6 Saxe und Flügellanzen 7 Österreichs entgegengetreten. Aufbauend auf den typologischen und chronologischen Erkenntnissen F. Steins, 8 W. Menghins 9 und M. Müller— Willes 10 ergab die Überprüfung der karolingerzeitlichen Schwerter Österreichs, dass die bisher gehandhabte Typisierung fehlerhaft und damit ihre Datierung in das 9. Jh. nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Gleichzeitig bestátigte die Übeфгüfung der spâtawarischen Begleitfunde in der Seriation awarischer Mânnergrâber durch P. Stadler, 11 die vom karolingischen Fundstoff gewonnenen chronologischen Ansàtze des Verf. und damit eine Datierung der Schwertgràber in das 8. Jh. Mit der Feststellung eines in das 8. Jh. zu datierenden, von westlichen Formen gepragten frühkarolingischen Waffengráberhorizontes in Kârnten, der Steiermark und im östlichen Oberösterreich, ergibt sich die Frage nach der zeitgleichen Trachtausstattung der weiblichen Bevölkerung. Die zeitliche Bestim-