Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Kürti Béla–Wicker Erika: Bemerkungen zur Agraffenfrage der Awarenzeit

20 Kürti Béla-Wicker Erika lm Frauengrab 69 des CMbeifeldes in Csólyospálos (Komitat Bács-Kiskun) wurden von Erika Wicker ein herz­förmiges Agraffenpaar und zwei ovale, vergoldete Ohrrin­gemit Perlenanhangerentdeckt (Wicker 1985). Die Ag­raffen waren mit auf dünner Bronzeplatte mitgepresster Goldfolie bedeckt, und mit Rankenmotiven und Zellen ver­ziert (Abb. 6.2). • Ein kurzer Überblick über die Agraffenfrage in der Fachliteratur (Kovrig 1963. 115—116, 143—144, 165— 166; Szabó 1969.47—48; Cilinská 1975. 81—82; Garam 1978,207,215; Garam 1980; Kiss 1984.115—116) zeigt für uns, dass man über dieses Problem noch viel sagen kann. Zur Zeit habén wir um 30000 freigelegte Grâber aus dem Karpatenbecken. Aus dieser Sicht gesehen scheint es inté­ressant zu sein, dass sich die Anzahl der Graberfelder auf 71, die Anzahl der Gráber mit Agraffen auf 154 belauft. Wie bei jeder áhnlichen Forschung, wo die einzelnen Er­scheinungen und Funde gesammelt werden, führt der gros­se Unterschied zwangsmassig zu der folgenden Erkennt­nis: wir haltén die Tracht mit Agraffen unterden Awaren im Raum und Zeit nicht allgemein charakteristisch. Mit besonderer Rücksicht darauf, dass es sich um einen zur Kleidungstracht gehorenden Gegenstand handelt, be­deutet es ganz gewiss Abweichungen der Tracht und immer ein anderes Traditionssystem. Dieses wird noch von den Fallen betont, in denen in einern Gráberfeld mehrere Ex­emplare vorkommen, oder wenn die Anzahl der Funde aus denzueinandernahliegendenGraberfeldernzunimmt.Dem­entsprechend zeichnen sich die Gruppén bzw. die Hiatus auf unserer Fundortkarte (Abb. 8) ab. Wir können die Typologie, Chronologie und Verbrei­tung des gesammelten Fundmaterials folgendermassen kurz zusammenfassen: Wir haltén die typologische Zusammenstellung von Zla­tá Cilinská (1975.81—82) auch heute noch im Grundé ge­nommen für gültig. Trotzdem ist das Bild noch viel weiter ergánzbar. Der Grund unserer typologischen Systematisierung wird von der Méthode und Form der Herstellung gebildet—mit der Bemerkung, dass es bei einigen konkréten Stücken bestreitbar ist, in welche Gruppé sie eingeordnet werden können. Die Gruppén: I. Zellenverzierte, mit Filigrantechnik oder Granulation ausgeformte Agraffen mit Steineinlagen und derén Imita­tionen (Abb. 1 und 9). II. Pressblechagraffen (rundé, viereckige und herzför­mige Typen sind aufgrund der Verzierung auf der Ober­flache in weitere Untergruppen aufgeteilt— Abb. 2—6 und 10). III. Rundspange mit Glaseinlage in Blumenblattzellen (Abb. 7 und 11). IV. Schachtelagraffen (rund, oval, viereckig — Abb. 7 und 12). V. vergoldete Bronzeagraffe aus Mödling. 4 Die obige, in der ersten Annaherung mechanise he Auf­teilung kann eine Antwort auf zahlreiche weitere Fragen gebén. Wenn wir die (in grösstem Teil aus Gold gefertig­ten) Gegenstánde der ersten Gruppé mit den weiteren Gruppén vergleichen, können wir eikennen, dass es sich hier im wesentlichen um die Variation der mit verschiede­ner Technik hergestellten Nachahmung einiger Grundty­pen handelt So kann das zellenverzierte Agraffenpaar aus Ozora (Abb. 1.1) mit den Exemplaren von Tápé (Abb. 2.4) und Táp als verwandt erklárt werden; in erweitertem Sinn mit dem Тур von Knin-Biskupija (Abb. 2.1), dessen Stück mit Glaseinlage aus Dunaszekcső (Abb. 2.2) bekannt ist Sehr eng ist der Zusammenhang zwischen den Agraffen des Types von Zelovce Grab 72 (Abb. 1.5) und den ovalen Gruppén der Schachtelagraffen (Abb. 7.4), usw. Bei Über­prüfung der wesentlichen Verzierungselemente der Agraf­fen können wir feststellen, dass das Grandmotiv aller ge­pressten Agraffen auf die Schmuckstücke und Kleidungs­verzierung der Goldschmiedekunst von byzantinischem Charakter zurückzuführen ist, wo diese Schmuckstücken und Kleidungsverzierungen mit Kugelreihe umrahmt und mit Steineinlage in Granulationsfassung, Zellen- und Filig­ranverzierung versehen sind. — Man kann sogar das Vor­bild der herzförmigen Agraffen (Abb. 6) auch in diesem Kreis — in dem Schlussglied der Halskette aus Zalesie (Fettich 1951. Taf. IV) — vorfinden. Es ist vielmehr eine wichtigere Parallelé, weil das filigrán- und zellenverzierte Goldscheibenpaar aus dem Funde von Igar— П (Fettich 1929. Taf. VII. 28—29), das als einer der Prototypen der Agraffen genommen werden kann (es wird auch von vielen so genommen), auch nichts anderes ist als ein Schlussglied einer goldenen Halskette (Garam 1978.207). Unsere Schachtelagraffen zitieren formmâssig auch die obigen Agraffen, weil ihre Oberplatte durch Pressung ge­fertigt ist (natürlich mit Ausnahme des Agraffenpaares von Dunapataj—Hampel 1905. Taf. 282). Ausschliesslich hin­sichtlich der Form kann man sie auch mit den Scheibenfi­beln der Awarenzeit für verwandt betrachten, weil auf die­sen auch áhnlich verzierte Deckplatte vorkommt. Dass ih­re Genetik nicht unbedingt gemeinsam ist, zeigen die Ver­breitungskarten (Abb. 12.—und Kiss 1966. Abb. 12.), wo­bei das Vorkommen von Schachtelagraffen im grossen und ganzen vom Verbreitungsgebiet der Scheibenfibeln ab­weicht. Ф Die Gegenüberstellung der Verbreitungskarten und der Typen weist darauf hin, dass das Vorkommen der Agraffen vom Тур I selten ist und sie auff&llig im mittleren und obe­ren Theissgebiet auftreten (Abb. 9). Die gepressten Agraf­fen verbreiteten sich entlang der Donau, der Theiss und Zagyva, und einige ihrer Fundstellen erscheinen auch im Hinterland des Plattensees (Abb. 10 ). Ausgesprochen intér­essant ist die Verbreitung der Rundspangen mit Glasein­lage in Blumenblattzellen (Abb. 11): von dem Dévény-Tor entlang der Donau-Linie bis zum Komitat Baranya. Sie sind auch auf dem Donau-Theiss-Zwischenstromland und

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