Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)
Klíma, Bohuslav: Die Anfänge und Entwicklung des grossmährischen Burgwalles Pöltenberg (Znojmo)
108 Klíma, Bohuslav: von V. Hruby an (Bialeková 1977,130—131; Hruby 1956, 185). Dadurch ist die Datierung des Grabes in die Mitte des IX. Jahrhunderts gégében. In der bis jetzt durchforschten Flâche konnte man auch einige vorgrossmahrische Siedlungsobjekte untersuchen. Aus einem von diesen stammt ein bronzener gegossenen propellerartiger Sperrstift und auch intéressante Keramikscherbern. Der Sperrstift ermöglichte eine überzeugende Datierung in die zweite Hâlfte des VIII. Jahrhunderts. Die gesamte Fundsituation ergânzte eine betrachtliche Anzahl von kleineren seicht eingetieften Objekten von elliptischen Grundriss, mit jungburgwallzeitlichem keramischem Material. Die Bedeutung dieserEintiefungengelang aber noch nicht ganz genau zu erklaren. Zu den interessantesten Feststellungen gehörte auch die Entdeckung eines Hauses, das man an den Anfang des V. Jahrhunderts datieren капп (Klíma 1989,53—54). Seinen seicht eingetieften Fussboden bildete eine harte mergelerdige Schicht, die das felsige Liegende ebnete. Am Rande des Fussbodens blieben einige Pfostengruben der Wandund Dachkonstruktion erhalten. Mit diesem Hause hing zeitlich eine tiefe Grube zusammen, die nur teilweise blossgelegt werden konnte. Aus beiden Objekten barg man reiches keramisches Material und zwar sowohl feine graue Keramik als auch Scherben von groben Gefassen. Es kamen auch kleine eiserne Gegenstande zutage. Auf der Flâche wurden ebenfalls Spuren von einer noch alteren urgeschichtlichen Besiedlung erfasst Schon das erste Jahr der erneuten archaologischen Grabungen erbrachte manche bisher unbekannte Belege zur Besiedlunsentwicklung Pöltenbergs. Es sind vor allem einige aneolithische, bronzezeitliche, hallstattzeitliche und auch wichtige spatrömerzeitliche Objekte, die in einem Zusammenhang mit friiher, von Palliardi entdeckten Urnengrabern stehen (Palliardi 1891,153—161). Ein solches Grab wurde auch heuer und zwar erst vor einigen Tagen im Zentrum der Vorburg erfasst. Die slawische Bevolkerung gründete auf dem Pöltenberg seine Siedlung schon in der Mitte des VIII. Jahrhunderts, indem sie wahrscheinlich die friiheren Befestigungsuberreste ausnützte und diese auch emeuerte. An der Schwelle des LX. Jahrhunderts fing ein Ausbau des stark befestigten Siedlungsareales an. Die innere Mauer, die die Vorburg von der eigentlichen Burg trennte, verlief ebenfalls in der Trasse des urgeschichtlichen Wallkörpers. Als wichtige Bestandteile der grossmahrischen Fortifikation entstanden zu dieser Zeit auch eine mâchtige Mauer und ein tiefer Graben, die die Vorburg von der durch Terrainsmorphologie nicht geschiitzten Westseite begrenzten. Die urgeschichtliche und frühmittelalterliche Besiedlung auf dem Pöltenberg zeigte sich also trotz der spàteren und neuzeitlichen Bebauung als unerwartet dicht. Innerhalb der grossmahrischen Objekte verdient ein im nördlichen Teile der Burg entdecktes Miihlhaus aussergewöhnliche AufmerksamkeiL Es handelte sich um ein langrechteckiges Objekt in üblicher Grosse mit leicht im felsigen Liegenden eingehauten Fussboden. Es enthielt wichtige Fundgegenstande. Von diesen sind zwei kompiette Mühlsteine aus Glimmerschiefer in der urspriinglichen Funktionslage hervorzuheben. Neben diesen kamen insgesamt 23 kompiette, oder rekonstruktionsfahige Gefàsse zutage, die eine reprasentative Keramikkollektion fiir die Mitte und zweite Halfte des DC. Jahrhunderts darstellen. Und dies nicht nur fur Znaim selbst, sondern auch fur den breiteren Umkreis von Südwestmahren und fur den angrenzenden Teil Niederösterreichs. Die Kollektion beinhaltet zwar einige altertiimliche Formen aber neben diesen auch progressive Typen mit ausgeprágter Randprofilierung. Es kamen auch einige Gefàsse vor, die an den Blucina Typus erinnern (Poulík 1948,19—23). Von grosser Bedeutung ist aber die Feststellung, dass diese Keramik stark graphithâltig ist Aus dieser Tatsache ergibt sich folgende Konsequenz: der Graphit erscheint im keramischen Fundgut im breiteren Bereich von Westmâhren schon friiher als zu Beginn des X. Jahrhunderts, wie bis jetzt vorausgesetzt wurde. Die Kollektion stellt nicht nur typologisch, sondern auch von anderen Gesichtspunkten aus ein vollkommenes keramisches Vergleichsmaterial fur die ganze Region??? Das Fundgut des Mühlhauses wird ergânzt durch eine ausreichende Menge von Getreidekornchen, eine grosse keramische Backpfanne und in der nordostlichen Ecke ein Kindergrab mit einem einfachen Bronzeohrring (Klíma, im Druck). Die grossmahrische Bliitezeit des Burgwalles fand zu Ende der ersten Hàlfte des X. Jahrhunderts ihr Ende, das sich in der verbrannten und niedergerissenen àusseren Befestigung widerspiegelt. Unter seinen Triimmern lagen Úberreste eines Frauenskelettes mit Ziergegenstànden, die in die angefiihrte Zeitspanne zu datieren sind. Die Katastrophe von Pöltenberg brachte aber in keinem Fall seinen Niedergang. Sein Leben fand bald kontinuierte Fortsetzung. In der jüngeren und spàteren Burgwallzeit wurden neue Siedlungsobjekte und auch ein grösseres Gebâude mit steinernerGrundmauerundtonigemBindungserdreichaufgebaut. Ihre Überreste bilden stratigraphisch eine auffallende Schicht im Hangenden der Befestigungsdestruktion. Es ist sehr wahrscheinlich, das die Triimmer der grossmahrischen Fortifikation mindestens teilweise auch spáter beniitzt wurden. Das eben in Pöltenberg erreichte wieder im XI. Jahrhundert eine neue Kulmination. Die Grabung in unmittelbarer Nâhe der Kirche vom hi. Hypolitus brachte dariiber ausreichende Belege. Bei der Sud wand des Presbyteriums ist es gelungen, eine steinerne Ecke der alteren Bauphase der Kirche, aus dem Zeitabschnitt vom XIII. bis Mitte des XVII. Jahrhunderts zu erfassen. In der untersten Wandpartien des Presbyteriums war endlich der Teil des àltesten Baues — einer Rotunde wahrnehmbar, die gewiss schon im XL Jahrhundert entstanden ist. Durch den spàteren Aufbau einer grösseren Kirche im XIII. Jahrhundert, sowie durch weitere grosse bauliche Veranderungen im XVII. bis XVIII. Jahrhundert, war die àlteste Rotunde völlig iiberdeckt worden. Auf ihre Existenz machte heute nur der unterschiedliche Charakter der Steinwand aufmerksam, die durch einen ausgepragten Bogen aus der geraden