Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Dostál, Bořivoj: Zur Datierungsfrage des Grossmährischen Schmucks

ZALAI MÚZEUM 3. 1991 Dostál, Bofivoj: Zur Datierangsfrage des grossmàhrischen Schmucks Die historische Problematik des 8.—10. Jahrhunderts im Ostalpenraum und im mittleren Donauraum, die das Problem des Unterganges der awarischen Herrschaft und der frankisch-bairischen Kolonisation dieser Gebiete, die Geschichte des Grossmàhrischen Reiches und Schicksale der pannonischen und karantanischen Slawen, sowie die Eingliederung der Ungarn in die Gemeinschaft der europàischen Völker einbezieht, ist ohne Beriicksichtigung der archaologischen Quellén nicht zu losen. Diese gliedern sich in den angefiihrten Gebieten in mehrere, mehr oder weniger kulturhistorisch, chronologisch und ethnisch ausgepragte Fundgruppen: die spatawarische, grossmahri­sche, altungarische, sowie die Köttlacher- und Bijelo Brdo­Kultur. Chronologisch sind sie entweder nachfolgend, oder sie iiberschneiden sich teilweise. Territorial uberdecken sich einige von ihnen, die anderen iiberschneiden sich nur an den Ràndern ihrer Areale. Teilweise wird in ihre Klas­sifikation auch ein sozialer Moment hineingetragen: Die einen warden als Àusserung der Volksmassen, die anderen als Attribut der hoheren Sozialschichten, gegebenenfalls als Reflex der politischen Gebilde bezeichnet. Obwohl sich die Meinungen iiber die chronologische und ethnische Angehörigkeit der einzelnen Fundgruppen unterscheiden, eines wird immer mehr offensichtlich: dass es notwendig ist, allé diese Fundgruppen in gemeinsamen Zusammenhangen zu erforschen, falls man zur objektíven historischen Bewertung gelangen soil. Diesen Vorgang haben schon friiher die österreichischen Archàologen gewàhlt, weil auf ihrem Territórium aile angefiihrten Fundgruppen vorkommen. Immer mehr postulieren, oder teilweise applizieren das auch Forscher aus anderen Landern, die sich mit dieser Problematik befassen (Giesler 1980,96; 1981,156; Justová 1990). Die erwahnten Fundgruppen, besonders die Köttlacher und Bijelo Brdo-Kultur, werden fast ausschliesslich aufgrund des Schmucks charakterisiert und klassifiziert. Darum werde ich mich in meinem Beitrag vor allem mit der Problematik des grossmàhrischen Schmucks befassen, obwohl er nicht den ganzen Gehalt der grossmàhrischen materiellen Kultur erschöpft, und es wird notwendig sein, an einigen Stellen meines Vortrags auch auf andere ihre Bestandteile hinzuweisen. Ich werde auch nicht Resultate einer ausfiihrlichen Analyse vorlegen, sondern ich möchte nur einige Fragen andeuten, die sich aufdrângen und wel­che zu verfolgen und zu lösen wàren. Als grossmâhrisch wird jener Schmuck bezeichnet, den man auf dem urspünglichen Territórium Grossmâhrens (das ist das heutige Màhren mit anliegendem Teil Nie­derösterreichs, die West- und Zentralslowakei) und auf einigen kurzfristig angegliederten Regionén (besonders Böhmen) in Flach- oder Hiigelskelettgrâbern mit den Kennzeichen des heidnischen Begràbnisritus findet, die vor dem Antritt der Reihengraberfelder mit S-verzierten Schlàfenringen und spâter auch mit Miinzen (in der Slo wakei handelt es sich um Bijelo Brdo-Gràberfelder) belegt sind. Die untere Grenze des Auftretens dieser Gràberfelder wird zum Jahre ±800, die obère Grenze zum Jahre ±950 gelegL Dieser Zeitabschnitt, friiher als die mittlere Burgwallzeit bezeichnet, deckt sich nur teilweise mit der Zeit des Grossmàhrischen Reiches und ist mit solchen historischen Fakten abgegrenzt, die mit der Geschichte des Grossmàhri­schen Reiches nicht in direktem Zusammenhang stehen: mit dem Untergang des awarischen Kaganats einerseits und mit der Niederlage der Ungarn am Lechfeld und mit derén Übergang zur Landwirtschaft und zum Aufbau der Staatsorganisation andererseits. Beide Zeitgrenzen sind mit den archaologischen Fakten nur sehr locker verbunden. Die Wende des 8. und 9. Jahrhunderts ist durch die Einwirkung der spâtawarischen Tradition und durch karo­lingische Einfliisse im Kunsthandwerk charakterisiert, die sich auf den Giirtel-, Schwerttragbànder- und Halfter­beschlagen als sy nkretischer Blatnica-MikulÖce- Stil àussern (Poulik 1963, 43; Bialeková 1979); weiter ist sie mit dem Auftreten der altertiimlichen Schwerttypen К und H, mit den Ösensporen und mit den âltesten Typen der Plàttchen­sporen gekennzeichnet. Die Grabkomplexe mit diesen Schwert- und Sporentypen werden mit der Ausstattung der Waffengràber aus Biskupija —Crkvina verglichen (Kla­nica 1987, 77—80), welche zwischen dem letzten Viertel des 8. und der ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts datiert sind (U. Giesler 1974, 532, 535; Werner 1978/9, 232; Vinski 1983,494, Anm. 118). Das ist eines der wichtigsten Indizien, die den Anfang der Körperbestattung in Mahren tiefer im 8. Jahrhundert andeuten, leider ohne eine exakte Beweismöglichkeit. Die obère Zeitgrenze der mit­telburgwallzeitlichen Skelettgrâber istproblematischer, da

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