Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Dostál, Bořivoj: Zur Datierungsfrage des Grossmährischen Schmucks

82 Dostál, Bofivoj wir die Entstehungszeit der S-beendeten Schlàfenringe nicht kennen, obwohl sich um ihre Feststellung mehrere Autoren versucht habén; sie suchen sie zwischen dem 9.— 11. Jahrhundert (Sláma 1957,264; Sikulová 1958, 122— 124; Kralovánszky. 1957; Szőke 1959, Abb. 1.). Die mâhri­schen Archáologen datierten den Anfang des Auftretens der Schlàfenringe mit S-Schlingen von der Mitte des 10. Jahrhunderts an (Poulík 1948,46; 1955,344; Hruby 1960, 94), wâhrend z. В. Solle (1959,438) mit diesem Fakt von dem Jahre 950 rechnet, höchstwahrscheinlich vom Anfang des zweiten Drittels des 10. Jahrhunderts an, obwohl sie massenhaft erst spáter erscheinen. Ein àhnlicher Zustand ist auch in Máhren nicht auszuschliessen, besonders wenn hier prachtvolle Ohrringe byzantinisch-orientalischen Gepráges mit S-Schlingen erscheinen und wenn auch zwi­schen den donaulândischen Ohningtypen auch dünne Haar­ringe mit S-Schlaufen auftreten. Der grossmáhrische Schmuck ist nicht einheitlich. Er zerfállt in zwei Gruppén: einfacher Schmuck des gemeinen Volkes und prunkvoller Schmuck der höheren Ge­sellschaftsschichten. Zum Zieratder Oberschicht gehörten die erwàhnten Beschláge des Blatnica—Mikulcice-Stils und die Schmuckstücke byzantinisch-orientalischen Gepráges, vor allém silberne, goldene oder vergoldete Ohrringe, Fingerringe und Kugelknöpfe, die mittels vollkommenerTechniken.wie Granulation, Filigrán, Press­und Ritztechnik und Punzierung angefertigt wurden. Zum Volksschmunk gehörten die Zierstücke donaulândischen Gepráges aus Bronzedraht oder Bronzeblech, die durch verschiedene Ohningtypen, band- und schildchenförmige Fingerringe, Stirnbánder und vielleicht auch Glasknöpfe vertreten sind. Wáhrend man den Volksschmuck in allén Gráberfeldern, sowohl in den dörflichen als auch in den Gráberfeldern der Burgwálle fmdet, kommt der Schmuck der Oberschicht fast ausschliesslich in den zentralen Burgwall- oder Gehöftgráberfeldern vor. Nur ganz verein­zelt taucht er auch in den Dorffriedhöfen auf, meistens unweit von Burgwállen; am öftesten handelt es sich um einfachere Ohrringe mit traubenartigen Anhangseln, die ins Repertoire des Volksschmuckes ùbergingen. Dies ist aus den böhmischen dörflichen Gráberfeldern des 9.—11. Jahrhunderts gut ersichtlich (Krumphanzlová 1974, 43— 44, Abb. 1). Der grossmáhrische Volksschmuck donaulândischen Gepráges ist chronologisch wenig ausgepràgt, weil hier solche Formen erscheinen, die sowohl in den spàtawaren­zeitlichen (oder nachawarenzeitlichen) Grâbern, als auch in den Gràbern der Köttlacher und Bijelo Brdo-Kultur vorkommen. Es handelt sich um einfache kreisförmige Ohrringe, manchmal mit massiven Knoten an den Enden des unteren Bogens; dièse Knoten wurden manchmal durch einen zwei- oder dreimal umwickelten Draht ersetzt Wàhrend dièse einfachen Formen langfristig (vom 7. bis zum 11. Jh.) vorkommen, gehören Stiicke aus diinnem Draht mit Ösen oder S-Schlingen offensichtlich dem Ausgang des 9. und dem 10. Jahrhundert an. Ohrringe mit máanderartigen Schlaufen erscheinen in awarenzeitlichen Gráberfeldern von der Wende des 7./8. Jahrhunderts und bleiben im Gebrauch mindestens 200 Jahre láng (Cilinská 1975, 77); nach einer Meinungsgruppe verschwinden sie nach der Mitte des 9. Jahrhunderts (Sláma 1957, 267; Friesinger 1971/4, 100), andere Forscher sehen ihre Fortsetzung noch im 10: Jahrhundert (Kralovánszky 1957, Abb. 5; Szőke 1959, Abb. 1). Sie kamen auch im Grab Nr. 107 in der südlichen Vorburg von Pohansko (in tordierter Ausführung) vor. Die gleiche chronologischePosition haben auch die Ohrringe mit Spiralenden; einer von ihnen wurde z. B. auch im Grubenhaus Nr. 105 im Areal des Herren­hofes in Pohansko gefunden (Dostál 1975,227, Taf. 88:8). An diese Form kniipfen die Stiicke mit zylindrischen oder konischen, manchmal mit einem Kugelchen beendeten Spiralanhângseln an, die mittels eines Hàftchens zum un­teren Bogen des Ohrringes angebracht sind; chronologisch sind sie sicher ihren Prototypen nicht zu sehr entfernt. Einen hàufig verbreiteten Тур stellen die Ohrringe mit einem glatten Bőmmel (an den unteren Bogen entweder eingesteckt oder angehângt) dar, die seit der Awarenzeit auftauchen; Z. Cilinská (1975,64) behauptet, dass sie um die Mitte des 7. Jahrhunderts schwinden, gleichwohl sind sie in Österreich in slawischen Gráberfeldern des 9. Jahrhun­derts geláufig (Friesinger 1984, Taf. 28:5,37:5). Als Vari­ante dieser Form darf man die Ohrringe, deren bikonischer Bőmmel aus Draht gewunden ist (Pëncïn, Sady usw.), be­trachten. Wahrscheinlich schon in der ersten Hálfte des 9. Jahrhunderts erscheinen die Ohrringe mit zwei glatten Bommeln (die an die Enden des unteren Ohrringbogens angesteckt sind), die aus Unterwisternitz (Poulík 1948/50, Abb. 38,137), Stëbofice (Dostál 1966, Taf. 46:31,32) und Sady bekannt sind; aus einem Grab von Sady stammt ein Stuck mit zwei blauen Glasperlen anstatt bronzener Bom­meln (Mareáfová 1983,Taf. 17:29),dieauf Zusammenhánge mit dem Schmuck der Skelettgraber im Karpatenbecken hindeuten. Die Ohrringe mitdrei glatten Bommeln, die aus dem Hùgelgràberfeld in Vysocany (Krai 1959, Abb. 18:2, 12) und aus dem Kirchenfriedhof in Pohansko (Kalousek 1971, 213, Abb. 398) bekannt sind, knüpfen auf beide vorher erwáhnte Typen der Bommelohrringe offensicht­lich noch im Rahmen des 9. und des anfangenden 10. Jahrhunderts an; zum Unterschied von Köttlacher Ohrrin­gen sind sie nicht mit einer Öse und einem Hákchen versehen, wie das an einigen Stiicken in Vysocany und Un­terwisternitz zu sehen ist. Sehr verbreitet sind im máhrisch­slowakischen und niederösterreichischen Raum Ohrringe mit zylindrischen Blechanhángseln, die manchmal mit Kugelchen beendet sind. Ein Vorbild, welches auf spàt­awarische Tradition anknüpft, könnte der Ohrring aus dem Grab Nr. 345 von Pohansko darstellen, welcher am unteren Bogen zwei Glasperlen hat, und auch sein langes Blechanhángsel mit einer Glasperle beendet ist (Kalousek 1971, 189,Abb. 345:3). Jüngerwarenoffenbar die Ohrringe mit rohrenartigen Blechanhángseln aus Vysocany, deren unterer Bogen mit Öse oder S-Schlinge versehen war (Kral 1959,222). Im Volksschmuck wurden auch hàufig Ohrringe mit traubenartigen Anhângseln nachgeahmt. Die

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