Zalai Múzeum 2. (Zalaegerszeg, 1990)
Mayer, Christian: Aspekte der Chronologie der Badener Kultur (Mittel- und Spätphase) aus der Sicht zweier niederösterreichischer Fundorte
ZALAI MÚZEUM 2 1990 Mayer, Christian: Aspekte der Chronologie der Badener Kultur (Mittel- und Spátphase) aus der Sicht zweier niederösterreichischer Fundorte Die nachstehenden Uberlegungén zur Mittelund Spátphase der Badener Kultur sind Teil der Ergebnisse der Bearbeitung zweier niederösterreichischer Fundorte. Bei beiden handelt es sich um nur ausschnittsweise bekannte Siedlungen, von dem einen, Ossarn, Grasberg, 50 km westlich von Wien sind 29 Fundverbánde bekannt, vom anderen, Lichtenwörth, Lange Klebarn, 50 km südlich von Wien, stammt eine einzelne Grube. Wáhrend Lichtenwörth, Obères Kreuzfeld 1 , im Jahre 1978 im Rahmen einer Notgrabung von J.W. Neugebauer ergraben wurde (Fö 17, 1978, 233; MAYER, 1984), ist Ossarn, Grasberg, bereits durch eine Publikation aus dem Jahre 1928 bekannt (BAYER, 1928; MAYER, 1988). Zwar wurde Ossarn háufig in der Literatur diskutiert, eine eingehende Bearbeitung des dort gefundenen Fundmateriales erfolgte aber bisher nicht, weshalb auch der tatsáchliche Umfang der dort gemachten Funde unbekannt blieb. Viel zu wenig bekannt ist deshalb auch, dass Josef Bayer seine Grabungen auf dem Grasberg, wie aile seine wissenschaftlichen Unternehmungen, durch ein ausserordentlich aufschlussreiches Tagebuch dokumentierte. Es enthált námlich Skizzen der Befunde (Abb. 2.9), ihre detailierten Beschreibungen und Photographien, sodass nachgewiesen werden kann, dass nur zwei der 29 Gruben vom Grasberg als gestört anzusehen sind. Da Bayer auch dafür sorgte, dass die Gruben als Fundverbánde in das Naturhistorische Museum gelangten und dort auch so inventarisiert wurden, blieb der Fundzusammenhang des Ensembles gewahrt. Bayers ausserordentlïchem fachlichen Weitblick ist es daher zu danken, dass dieses Fundmaterial heute noch hohen wissenschaftlichen Wert beanspruchen darf. Die Bedeutung der Funde von Ossarn liegt in erster Linie in ihrer chronologischen Aussagekraft. Erweitert man námlich die etwa 6600 Gef àsse aus Ossarn um die ca. 1200 Gefásse aus Lichtenwörth, so stehen 7800 keramische Objekte aus 28 geschlossenen Fundverbánden für chronologische Untersuchungen zur Verfügung. Voraussetzung für die Bearbeitung dieser Materialmenge war allerdings die Entwicklung eines computertauglichen Aufnahmesystemes und der Einsatz multivariater Verfahren 2 , sowie kombinationsstatistischer Untersuchungen. Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist eine zweistufige Chronologie, nach der sich die Gruben etwa zu zwei Dritteln zu einer àlteren Stufe Ossarn I und etwa zu einem Drittel zu einer jüngeren Stufe, Ossarn II, zusammenfassen lassen. Charakterisiert wird die altère Stufe, Ossarn I, durch folgende Formen: Bei den Krügen herrschen vor allem die zweiteiligen Formen vor, die entweder einen gekanteten oder einen rundlichen Umbruch und ein konisches oder kegelförmiges, unterschiedlich stark eingezogenes Oberteil besitzen (Abb. 1.2—5, 3.2,4—5,8 5.1). Wáhrend die unverzierten Krüge dieser Art, bzw. jene, die nur ein Muster aus Flechtwerk auf dem Gefássunterteil aufweisen, eher als zeitlich indifferent anzusehen sind (Abb. 1.5, 5.1), gehören die Krüge, derén Hals noch zusátzlich mit Bándern aus Kanneluren, Einstichen, Warzen oder Kombinationen, daraus besitzen, klar in den âlteren Abschnitt Ossarns (Abb. 1.2—4, 3.4; MAYER, 1985, Taf. 1.5—6). Bei den dreiteiligen Krügen gehören wiederum diejenigen in den alteren Abschnitt, die Kannelurverzierung nicht nur auf dem Gefâssunterteil, sondern auch auf dem Oberteil tragen (Abb. 1.7, 3.10). Ein für diesen Abschnitt kennzeichnendes Muster sind auch die auf der Gefássschulter angebrachten vertikalen Bander aus Kanneluren (MAYER, 1985, Taf. 1.11). Hángegefásse, Amphoren und Amphorenförmigen aber auch die Fischbutten (Abb. 1.12), zeigen vor allem bei ihrer Verzierung, dieselbe Charakteristik. Zweiteilige Hángegefásse (Abb. 1.9—10) kommen nur in Ossarn I vor. Als zusátzliche datierende Elemente erscheinen in Ossarn I auf den