„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Zsámbéky Mónika: Der Kirchenmaler Stephan Dorffmaister II. 1781–1797

gemalt Figuren, die eine beugt sich nach einem Stein, eine andere zerreißt sein Gewand. Links sprechen zwei Männer über das Geschehen, Saulus bewacht die Kleider der Steiniger, eine rote Draperie. Oben im Bild steht im Kreise von Engeln der auferstandene Christus mit dem Kreuz, sowie Gottvater und die Taube des Heiligen Geistes - so ist der obere Teil eine Dreifaltigkeit. Einer der Engel hält einen Palmzweig und einen Kranz über den Heiligen. Die nach oben schauende, auf den Boden niedersinkende Figur des Heiligen Stephan hatte Dorffmaister in einer entgegengesetzten Stellung schon im Saal des Heiligen Paulus im Bischofspalais von Szombathely gemalt, und zwar in der Szene in der sich Paulus von den Gläubigen von Ephesus verabschiedet. Auf letzterem Bild hat man den Eindruck, daß der große Gefühlsausbruch bzw. die Haltung des Heiligen Paulus zu pathetisch sind (Abb. 29.). Die verfallene Kirche von Nyúl im Komitat Győr ließ Maria Theresia 1769-1776 auf eigene Kosten wiederherstellen. Der Bischof von Győr stiftete aber das Gut Nyúl zur Versorgung des Seminars in Szombathely, sodaß Bischof Szily nun zum Patronatsherrn dieser Kirche wurde. Er beauftragte 1786 Dorffmaister mit der Ausmalung der Kirche. 17 Die Dokumente und Korrespondenzen über diesen Akt werden im bischöflichen Archiv von Szombathely aufbewahrt. Szily schrieb am 12. Oktober 1785 an Dorffmaister nach Sopron einen Brief in dem er die Arbeiten für Nyúl skizzierte: die vollständige Bemalung des Sanktuariums, die Herstellung des Hauptaltares und von Nebenaltären, ein Bild gegenüber der Kanzlei ähnlich dem Fresko mit der Taufe Jesu in Nova. Gleichzeitig wurde der Künstler nach Szombathely gerufen, um den entsprechenden Vertrag zu unterzeichnen. Bereits am 19. Oktober antwortete Dorffmaister, daß er nach Nyúl aufbräche, um sich die Kirche anzusehen. In den darauffolgenden Monaten macht er Skizzen für die Altarbilder und im'Frühling 1786 begann er mit der Arbeit in der Kirche. Schon am 4. Juni war er mit sämtlichen Fresken und Altar­bildern fertig. Das Deckenfresko des Sanktuariums zeigt die Krönung der Jungfrau Maria und die Vision des Heiligen Norbert (Abb. 30.), an den Seitenwänden des Sanktuariums gibt es zwei großformatige Fresken mit Heiligen. Neben den ungarischen Heiligen sind hier die Heiligen Michael, Florian, Martin, Apollónia, Helene und andere männliche und weibliche Heilige zu finden (Abb. 31.). Die einzelnen Figuren sind schön geordnet und mit hellen Farben (gelb, rosa, hellblau, grün) gemalt. Auf dem Hauptaltarbild sieht man neben dem Martyrium der Heiligen Barbara ebenfalls verklärte Heiligen (Abb. 32.). Die im Hintergrund in himmlischem Licht erstrahlen­den Figuren erscheinen in lockerer Ordnung und in leichterer Form als jene auf den Allerheiligerbildern von Csehimindszent oder Vásárosmiske. Stolz lud Dorffmaister Bischof Szily ein, die Fresken von Nyúl zu besichtigen, da sie gut gelungen seien und er damit zufrieden sei. Der Hauptaltar wird von gemalter Scheinarchitektur umrahmt, mit je zwei Säulen und Grisaille-Figuren der Heiligen Stephan und Ladislaus. Auf dem dekorativen Gesims sitzen Engel und eine Allegorie der Kirche. Der Triumphbogen und die Gewölbezwickel werden von gemalten Putti, Girlanden und ornamentalen Dekorationen geschmückt. Auf der rechten Seite des Triumphbogens, über dem späteren Nebenaltar hält ein Engel das Schweißtuch der Veronika. Die Fresken wurden 1916 stark übermalt, doch 1978-81 restauriert und die aufgetragenen Farbschichten entfernt. An der Wand des Kirchenschiffes hängt ein großes Kalvarien-Bild, das in die Bildserie des Themas von Dorffmaister hineinpaßt. Ein kleineres Bild mit dem Thema „Darbringung Mariae im Tempel" ist in schlechtem Zustand und wartet auf eine fachmäßige Restaurierung. 18 Die Skizze des Bildes des Heiligen Norbert gehörte einst Anna Hiermayer in Sopron, Ernő Mihályi publiziert ein Foto davon. 19 Zur selben Zeit bekam Dorffmaister an einem anderen Bischofssitz, in Pécs eine wichtige Arbeit: Die Ausmalung der Kapelle Corpus Christi, die an das südliche Schiff der mittelalterlichen Domes angebaut war. Im Auftrag des Bischofs Esterházy verhandelte das Hochstift mit dem Soproner Meister über den Auftrag. Das damals entstandene Wand­bildensemble ist leider nicht mehr erhalten, da es bei der großen Umbauarbeiten nach 1881 verkam, doch wissen wir aus der ausführlichen Beschrei­bung von Ottó Szőnyi über sie Bescheid. 20 Dorff­maister malte in die Wölbung der Decke vier Bilder: 1. Die Allegorie des Glaubens (eine weibliche Figur mit Engeln). 2. Christus mit zwei Jüngern in Emmaus. 3. Abraham und Melchisedech. 4. Musizierende Engel über dem Orgelchor. An der nördlichen Seitenwand wurde Moses und das Osterlamm dargestellt, an der südlichen Seite Moses und die das Manna sammelnden Juden. Das letztere Bild wurde signiert: „Pinxit Stephanus Dorffmaister e. caes. R. Vindobon. Academia 1786". An der nördlichen Seite der Kapelle hing ein Ölbild mit dem letzten Abendmahl, das zwar der Zerstörung während des Umbaues entging, aber eine bewegte Geschichte hatte. Zuerst schmückte es das Refektorium des Priesterseminars, war dann im Bischofspalais und kam schließlich in die Kirche 73

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