„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Kostyál László: Der Kirchenmaler Stephan Dorffmaister I. 1760–1780

leuchtende Gekreuzigte, der niedrige, von unten beleuchtete Horizont und der lang herabhängende, fein gemalte Lendenschurz. Die für diese, im Komitat Somogy gelegene Kirche gemalten Bilder - oder das, was man heute von ihnen sehen kann - spielen in der Kunst von Dorffmaister keine wirklich wichtige Rolle. Sie widerspiegeln jedoch gut die Veränderung, die zu dieser Zeit in seinem Malstil endgültig erfolgte: die Zeichnung wird sicherer, bei den illusionistischen Verkürzungen hat der Künstler schon ausreichende Erfahrung, seine gemalten Architekturen sind über­zeugend. Die Merkmale des Rokoko werden zurück­gedrängt, verschwinden aber - wie wir in der Figur der Königin im erwähnten Hochaltarbild gesehen haben - nicht vollständig. Seine Figuren sind nicht mehr so langgezogen wie früher, sie werden aber theatralischer. Die in Türje manchmal spürbare innere Glut fehlt, doch sind die Bilder trotzdem ansprechend, manchmal ausgesprochen narratív und übersichtlich komponiert. Man spürt, daß der Künstler bereits mit Routine arbeitet, was aber der Ausdruckskraft etwas schadet. Seine Malweise ist ­wahrscheinlich wegen der Zunahme seiner Aufträge - schneller, geschmeidiger, sein Umgang mit dem Pinsel ist gelöster. Seine Farbenwelt ist harmonisch, auf seinen Altarbildern herrschen oft dunkle Töne vor. Die Beleuchtung der Bilder wird immer schärfer, er baut mit Vorliebe auf Hell-Dunkel­Kontraste. Der Kreis seiner Vorbilder - das bewei­sen die Adaptionen der Pittoni-Kompositionen ­beginnt sich zu erweitern, was ein Charakteristikum seiner zweiten Periode - die 1770-er Jahre - wird. 1773 malte Dorffmaister zwei, den Heiligen Joseph und die Schmerzhafte Muttergottes darstellende Altarbilder, die heute in der Kirche von Rábahídvég sind. 11 Beide zeigen einen engen Ausschnitt und konzentrieren sich im Thema auf innere Ereignisse, auf die Spannung der Seele. Die Gestalt der Figuren ist ein wenig theatralisch, was der Maler durch eine gleichzeitig geheimnisvolle und eindrucksvolle Beleuchtung zu erreichen versucht. Eine spätere Variante der Marien­Darstellung (1786?) befindet sich in der Sammlung der Abtei von Pannonhalma (Kat. Nr. 51.)} 2 Hier betont er zum ersten Mal auf einem kirchlichen Bild, ein akademischer Maler zu sein: „Steph. Dorffmaister pinxit Ex Caes. Reg. Vienen. Academia 1773" 13 (in der rechten, unteren Ecke über dem Heiligen Joseph). Übrigens stand schon auf den Fresken von Sárvár im Jahre 1769 diese Formel und sie wieder­holte sich oft auch später. Es ist dies allerdings schwer zu erklären, da er nie als ordentliches Akademiemitglied erwähnt wird; nach einer Annahme von Klara Garas könnte er vielleicht ein Ehrenmitglied 14 gewesen sein, oder er wollte in dieser mißverständlichen Art nur auf seine Aus­bildung an diesem Institut hinweisen. 1774 bekam Dorffmaister von den Franziska­nern einen dritten Auftrag, uzw. die Schmückung ihrer Kirche in Mosonmagyaróvár. Das aus Altar­bildern, Deckenfresken und Scheinarchitekturen bestehende Werk ist heute so stark umgemalt, daß man den Spuren Dorffmaisters nur auf den Deckenbildern einigermaßen folgen kann. Das Fresko im Altarraum zeigt den vor Maria und dem Jesukind betenden Heiligen Dominikus im Verein mit anderen Heiligen. Der Großteil der Bildfläche ist heute leer, die ursprüngliche Vorstellung des Malers ist nicht mehr zu rekonstruieren. Das in ein längliches Rechteck komponierte Bild des Kirchenschiffes zeigt zwei Szenen: Die Bekehrung des Saulus (Abb. 6.) bzw. seine Ankunft in Damaskus und seine Heilung durch Ananias. Die im Hintergrund heute sichtbare Stadtansicht ist offenbar das Ergebnis einer nach Feuchtigkeitsschä­den durchgeführten dilletantischen Restaurierung bzw. Ergänzung und besteht aus zwei, architek­tonisch völlig voneinander abweichenden neuen und alten Teilen. Die Szene selbst spielt auf einem bühnenartig schmalen Streifen des Vordergrundes, fast ein „theatrum sacrum". Die Komposition der anderen Seite. „Die Bekehrung des Saulus". macht die Zuschreibung des Werkes an Dorffmaister auch in dem umgemalten Zustand sicher, da zahlreiche andere, teils signierte Varianten des Bildes bekannt sind. Das Göcsej Museum in Zalaegerszeg besitzt ein entsprechendes Bild in kleinerem Format (Kat. Nr. 49., es ist ebenfalls unsigniert), die Diözese Pécs besitzt ein andersformatiges Bild mit demselben Sujet (Kat. Nr. 31.) und schließlich gibt es eine dritte, spiegelbildliche Variante im Privatbesitz in Szombathely (diese ist signiert und mit 1789 datiert, Kat. Nr. 65.). Der Künstler hatte diese Darstellung, die er von einem, als Kupferstich (Kat. Nr. 65.) gut bekanntem Rubens-Bild schöpfte, 15 so gern, daß er seine Einstellung sowohl auf dem Deckenfresko von Szentgotthárd, als auch auf dem von Szigetvár als Detail eines Schlachtbildes verwendete. Hier stößt man zum ersten Mal auf eine Dar­stellung, in der der Maler - zwar aus unterschied­licher Ansicht - Szenen, die auf verschiedenen Orten und zu verschiedener Zeit spielen, in ein Bild komponiert. Später treffen wir in Szigetvár und dann in Kiskomárom wieder auf diese Eigenheit. Im Jahr der Entstehung der Fresken von Mosonmagyaróvár bestellte Barbara Niczky, die Witwe von György Nagy von Felsőbük, ein großes Dreifaltigkeitsbild für die Kirche von Sitke (Abb. 7.). 16 Wahrscheinlich gleichzeitig dürfte Dorffmais­ter auch die Wandbilder des Schlosses der Familie 36

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