„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)
Kostyál László: Der Kirchenmaler Stephan Dorffmaister I. 1760–1780
in Sitke, und 1774 das Deckenfresko des Prunksaales des Ligvánder Schlosses der Familie Niczky gemalt haben. Der Auftrag bedeutete somit den Beginn einer neuen lebendigen Beziehung. Das genannte Altarbild ist mehr als eine einfache Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit: es stellt allegorisch die Erlösung von Adam und Eva aus dem Fegefeuer durch den Kreuzestod Christi dar, was wir als Hinweis auf die Fürbitten und frommen Gaben der Witwe für die Seele ihres verstorbenen Mannes deuten können. Die bewegte Szene mit vielen Personen ist mit sicherer Hand komponiert. Das Kreuz wird von Engeln getragen, die auch das erste Menschenpaar aus der nebelig-wolkigen Unterwelt in Richtung der Heiligen Dreifaltigkeit geleiten. Dorffmaister hat sich hier sehr eingehend mit dem religiösen Inhalt der Szene auseinandergesetzt und das Glaubensgeheimnis in eine originelle Allegorie gefaßt. Die sehr ansprechenden Arbeiten in den zwei genannten Schlössern wirkten offenbar mit, daß Dorffmeister 1775 die Berufung erhielt, die von Jakob Fellner gebaute Pfarrkirche von Császár in der Esterházyschen Herrschaft Tata auszumalen. 17 Der Maler, der gerade seine Kunst voll zu entfalten begann, schuf hier, in dem klassizistisch-spätbarocken Gebäude, eine seiner prächtigsten Werke, wenngleich er dadurch sein angestrebtes Ziel, bei der Magnatenfamilie in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis zu kommen, nicht erreichte. Die mit Scheinarchitekturen umgebenen fünf Altarbilder, die drei Deckenfresken, die beiden Nischenfiguren und die in Grisaille gemalte Taufe Christi sind ausgereifter und überzeugender als alles bisher von Dorffmaister Geschaffene. Er selbst hielt seine ín Császár gemalten Bilder für gut gelungen, was nicht zuletzt dazu führte, daß er ihre Komposition später neuerlich verwendete. Das gilt vor allem für das Hochaltarbild, das den Kirchenpatronen, den Heiligen Peter und Paul gewidmet ist. Das Hochaltarbild zeigt den „Abschied der beiden Apostelfürsten". Der Meister ging hier offensichlich von einer Troger-Komposition aus (Hochaltarbild der Pfarrkirche von Gottsdorf), ,8 wobei er diese zwar in wesentlichen Teilen umgestaltete, aber die Figuren der beiden Henkersknechte gleich ließ. Die Darstellung verfeinerte er etwas später auf dem Hochaltarbild in Tüskesszentpéter, wobei er sie einheitlicher komponierte, und verwendete sie 1781 noch einmal - diesmal im ovalen Format - auf dem Deckenfresko der Kirche von Kiskomárom. Einzelne Figuren und Details aus Császár wiederholt er später immer wieder: In Kiskomárom den auf der linken Seite des Deckenbildes „Die Predigt des Heiligen Paulus" sitzenden geharnischten Soldaten, in Balf die auf der anderen Seite sitzende, den Rücken zeigende Frauensgestalt mit nacktem Oberkörper, in Nova die von Michelangelo Unterberger übernommene 19 - hier in Grisaille gemalte - „Taufe Christi". Die Szene der „Predigt des Heiligen Paulus" stellt er mit explosiver Erzähllust dar und die ausführlich gemalte natürliche Umgebung ergänzt er sogar mit ausgelassenen Figuren, wie dem Jungen, der von einem Baum aus der Predigt zuhört. Beim Gewölbefresko mit der „Übergabe der Schlüssel an den Heiligen Petrus" (Abb. 8.) verwendet er zum ersten Mal nach dem Kreuzgewölbe in Türje (Abb. 2.) ein hochformatiges Oval auf einem Stufenpodest, eine Lösung, die auch Maulbertsch gerne verwendete. Die als einzige noch in Császár vorkommenden perspektivischen Fehler bei den Stufen verbessert er in Nova (1779/80) und dann auch in Toponár (1781). Er bezog sich auch wieder auf eines seiner frühen Altarbilder bei der „Anbetung der Heiligen drei Könige", wobei er allerdings nur bestimmte Details übernahm. Schon in Császár hatten sich seine Aufträge so vermehrt, daß er diese nicht mehr durch neue Einfalle verwirklichen konnte und neben schon bisher benützten Vorbildern auch in seinem eigenen Oeuvre genug Zitate finden konnte. Eine ikonographisch ziemlich einzigartige, inhaltlich aber etwas weniger aktuelle Lösung wandte er beim Altarbild „Maria mit dem Kind" an, wo er das Titelthema mit dem Thema der „Patrona Hungáriáé" vereinigte: die auf einem Wolkenthron sitzende Himmelskönigin trägt die ungarische Stephanskrone, hinter ihr hält ein Engel das Wappen des Landes, ihre Füße ruhen auf der Mondsichel als deutlicher Hinweis auf den Sieg des „Regnum Marianum" über den türkischen Halbmond; ein Thema, das in der Gedankenwelt dieser Zeit - wie auch dieses Bild bezeugt - noch sehr bestimmend war. 1776 malte Dorffmaister auch das signierte und datierte Altarbild „Der Tod des Heiligen Antonius" für die Kirche von Somogyszentpál und zur selben Zeit - sicher nicht viel später - das unsignierte aber ihm mit Sicherheit zuzuschreibende, schon erwähnte Altarbild für die kleine Kirche von Tüskeszentpéter „Der Abschied der beiden Apostelfürsten" (Abb. 9.). Mil 778 arbeitete Dorffmaister wieder in Eisenstadt. Diesmal malte er das Hochaltarbild der Stadtpfarrkirche (des heutigen Domes), eine Apotheose des Heiligen Martin, und Deckenbilder im Sanktuarium, die jedoch zugrunde gingen. Das Hochaltarbild, heute hängt es an einer Seitenwand des Domes, ist in seiner Komposition ein Nachfolger des Johann NepomukAl tares in Mesztegnyö. Der Heiligen Martin, Bischof von Tour, schwebt 37