„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)
Galavics Géza: Die Histrienbilder von Stephan Dorffmaister
Szily, Bischof von Szombathely, zurück, und zwar gerade im Zusammenhang mit einem Historienbild. Es handelt sich dabei um Dorffmaisters nächstes Historienbild, das eigenartiger Weise zum Altarbild des Doms von Szombathely bestimmt wurde. Das Werk wird eindeutig zu den Historienbildern gezählt, obwohl es eine sakrale Funktion erfüllt. Gleich bei der Themenwahl ist die Grenze genau erkennbar, jenseits der sich das Bild auch in einem anderen Gattungsbereich werten läßt. Der Auftraggeber, Bischof Szily, verzichtete nämlich auf den anderthalb Jahrhunderte alten Bild-Topos, die Darstellungsform „der heilige König Stephan bringt sein Land der Madonna dar" (die erste Skizze des Werkes hat noch dies zum Thema), und wählte statt des legendären Ereignisses eine reale Begebenheit, die Stiftung der Abtei Pannonhalma durch König Stephan, ein Ereignis, das das Christentum in Ungarn bis heute maßgeblich prägte. (Abb. 57.) König Stephan steht in ungarischer Tracht und im ungarischen Krönungsmantel vor einem Triumphbogen inmitten seiner Höflinge in ungarischer Tracht und in Begleitung von Soldaten. Vor ihm steht ein Baumeister, der durch seine Kleidung etwa als ein Deutscher gekennzeichnet ist, und zeigt dem König den Grundriß einer dreischiffigen Kirche. Hinter dem König steht mit Mithra und Hirtenstab der Abt von Pannonhalma, der mit dem König den Grundriß studiert. Auf die Funktion des Altarbildes weisen nur der blaße Heiligenschein um das Haupt des Königs und die Engelsgruppe im obersten Teil des Gemäldes hin, ohne jedoch den weltlichen Charakter des Bildes zu beeinträchtigen. Es ist ein Historienbild von reiner, klarer Struktur, wohl überblickbar und „lesbar", in dem die Absichten eines entschlossenen Auftraggebers von ganz bestimmter Konzeption deutlich zum Ausdruck kommen. 19 Der Auftraggeber, Bischof Johannes Szily, eine charakteristische Gestalt des führenden ungarischen Klerus, war der erste Bischof der von Maria Theresia gegründeten Diözese Szombathely. Der hochgebildete, in Rom studierte Kirchenfürst erbaute das neue Bischofpalais, den neuen Dom und das Priesterseminar und sorgte auch für die Ausstattung all dieser Bauten durch hochrangige Kunstwerke. Er erlebte die um sich greifende Aufklärung als eine Gefahr für die katholische Kirche, mit seiner Kirchenpolitik widersetzte er sich dem aufgeklärten Absolutismus und geriet mit Joseph IL in Konflikt. Zur gleichen Zeit übernahm er zahlreiche Elemente der Aufklärung in seine Mäzenatentätigkeit und seine kirchenorganisatorische Praxis. 20 Das gilt auch für die Wahl des Themas „Der heilige König Stephan stiftet eine Abtei". Es popularisiert den modernen Herrscher, wie er aus Predigten der Zeit bekannt ist, der vor allem bestrebt ist, „sein Volk zu beglücken". Aus diesem Grunde stiftet und fördert er auch eine katholische kirchliche Institution. Die Themenwahl für das Altarbild des Domes von Szombathely enthält in diesem Sinne einen unmißverständlichen Protest gegen die Kirchenpolitik Josephs II. Auf dem 1792 ausgeführten Altarbild stiftet nämlich der Heilige Stephan eine Abtei, die 1786 von Joseph II. aufgelöst wurde. Diese Verordnung erfüllte Bischof Szily bereits damals mit Gram: Jedermann weiß, was auf die übrigen Abteien zukommt, wenn nicht einmal die Mutter, die älteste, verschont blieb" - schrieb er dem Benediktinerabt von Dömölk. 21 Pannonhalma war also für ihn ein Symbol, er fühlte sich davon stark angezogen. Dies war auch dem Erzabt von Pannonhalma bekannt, deshalb ließ er unmittelbar vor der Auflösung die besondere Reliquie des Ordens, den von Maria Theresia geschenkt bekommenen Mantel des Heiligen Königs Stephan (damals war man noch überzeugt, daß er tatsächlich aus der Zeit des Königs Stephan stammte), heimlich in die Obhut des Bischofs Szily überführen. 22 Als der Bischof das Altarbild für seinen Dom bei Dorffmaister in Auftrag gab, wollte er den authentischen heiligen Stephan dargestellt haben, mit dem wahren Krönungsmantel und den wahren Krönungsinsignien. Er hielt dies auch Dorffmaister vor, der jedoch im Sinne der traditionellen Kunstauffassung mit dem oben bereits zitierten Satz „dem Mahler und Poeten ist alles erlaubt" antwortete. Schließlich hat der Auftraggeber Recht behalten, er bat den Maler, bei der Darstellung des Krönungsmantels und der Krönungsinsignien Stichvorlagen zu befolgen. Dorffmaister kam diesem Wunsch tatsächlich nach, die ihm von Bischof Szily brieflich empfohlenen und von ihm verwendeten Stiche können identifiziert werden: Es ist ein Blatt eines deutschen Stichverlags und ein Kupferstich von Samuel Czetter, der die Krönungsinsignien auf einem Kissen zeigt. 23 Die historische Treue des Altarbildes und die Authentizität der Darstellung liegt zum Teil in diesen Detaillösungen. Dorffmaister stützte sich aber nicht nur bei den Details, sondern auch bei der Gesamtheit der Komposition auf eine Stichvorlage, auf Vinzenz Fischers Komposition „Der heilige Stephan stiftet Bistümer in Ungarn". 24 (Abb. 58.) Nach Umgestaltung dieser Komposition malte er den heiligen König im Krönungsmantel mit den Insignien, umgab ihn mit einer zahlreichen, ungarisch gekleideten Gefolgschaft und stellte dem König den Baumeister zur Seite. Das Gemälde Dorffmaisters wurde Jahre vor Vollendung des Doms, für den es vorgesehen war, ausgeführt. Bischof Szily scheint aber einen Anlaß 117