A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 18. (Veszprém, 1986)

Bóna István: Javarézkori aranyleleteinkről. Fejezetek a magyar ősrégészet múltszázad-századeleji történetéből

1846 bringt Fl. Römer 1865 in ungarischer Sprache (Arch Közi V, 1865, 31) wiederum, in den Jahren 1860 sind in der ungarischen Fachliteratur auch mehrere heimische Nach­richten über den Fund erschienen. Daß es hierzu erst in den Jahren 1860 gekommen ist, läßt sich damit erklären, daß das absolutistische Regime zwischen 1849 und 1860 die Publikation von archäologischen Arbeiten in ungarischer Sprache nicht zugelassen hat. 1884 verlangte F. Pulszky selbst die große Lochscheibe zur Austeilung aus Wien, an derer - nicht zufälligerweise ­für das Stück in der Vitrine der kupferzeitlichen Golschmucke Platz sicherte. J. Hampel bezweifelte aber die kupferzeitlichen Zeitbestimmungen von F. Pulszky und des­halb verschwand der Fund jahrzehntelang aus dem Blickfeld der heimischen Forschung. J. Hampel gab nicht nur über Tiszaszőlős keine Nachricht, sondern veröffentlichte nach Pulszkys Abgang und Tod (1895/97) keinen einzigen, in das Museum neu aufgenommenen kupferzeitlichen Goldfund. Der Pfarrer von Tiszafüred, E. Tariczky führte 1872 ­mit der heutigen Fachbezeichnung - Folkloresammlungen in Tiszaszőlős durch, sodann begann er als Ergebnis seiner Sammeltätigkeit 1872 und 1876 „außerordentliche Dinge zu erzählen" (Romer 1878, 178). Tarickys Märchen gründe­te sich darauf, daß die Ortsbewohner am 21. Juni 1839 an der Fundstelle des einige Tage früher zum Vorschein gekom­menen Goldschatzes in die hohe Uferwand des Überschwem­mungsgebietes der Theiß hineingruben und bei ihrer Budde­lei ein Skelett fanden. Da sie auch diesmal an einige Goldge­genstände stießen, verknüpfte ihre Phantasie sofort den Schatz mit seinem „Behüter" oder „Besitzer": mit dem To­ten. Zwar vermutete die Bevölkerung von Tiszaszőlős alldies für das Grab und die Schätze eines Räuberhäuptlings aus dem ausgehenden 18. Jh., doch interpretierte der Pfarrer, der als Phantast die illusorische östliche Verwandtschaft forschte, das Gehörte ganz anders. Er deutelte solange an den Erzäh­lungen herum, bis er es ihm gelang einen mit seinem Pferd zusammen bestatteten skythischen Ritter „in Goldharnisch" zu kreieren. Der Ritter wurde - seiner Phantasie nach ­natürlich mit seinem Goldhelm, goldbeschlagenen Schwert, Glasperlen und Gefäß bestattet. Die letzteren Funde paß­ten zwar nicht in das Bild hinein, doch konnte dies der be­geisterte Amateur nicht wissen. Allein Fl. Römer war damit im reinen, daß die im Grab gefundenen Gegenstände nichts mit den urzeitlichen Golden haben, er sah nämlich noch die Eisen- und Gefäßfragmente, die aus dem Grab von Tiszasző­lős der Schatzkammer zu Buda eingeliefert wurden. Seiner Beurteilung nach: „les pieces en fer démontrent que la trou­vaille dont il est question, date d'une époque relativement récente" (Römer 1878, 179). Diese warnende Feststellung wurde von der Forschung bis auf heute nicht beachtet. Obwohl es sich gelohnt hätte, ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Eine ganze Reihe von Angaben beweisen, daß sich an der Fundstelle des Schatzes auch ein sarmatisches Gräberfeld befand (es gibt nur sehr wenige solche Uferwände an der Theiß, die keine solchen hätten!), aus Gräbern stam­mende Knochen und Funde kamen 1855 und auch 1862 in der Umgebung der Fundstelle des Schatzes zum Vorschein, 1876 wurden sogar zahlreiche, dort gefundene, intakte Schädel zur Schau gestellt, unter diesen auch der Schädel des „Ritters mit dem goldenen Harnisch". Schade, daß die­ser letztere nicht mehr vorhanden ist, es handelte sich näm­liőh wahrscheinlich um einer Frauenschädel. Wir haben mit den späteren Funden zusammen zwischen 1839 und 1950 zumindest von 10, am Theißufer bei Tiszaszőlős gefundenen sarmatischen Gräbern Kenntnis. Außer jedem Zweifel stammte aus einem Frauengrab des 4. Jhs die auch heute noch im Nationalmuseuni aufbewahrte Perlenhalskette und ein nur von einem Foto bekannter Tonbecher, den E. Taricz­ky als die Grabbeigaben des „Ritters mit Goldharnisch" aufgetischt hat (Abb. 18.) Den verdienstvollen Pfarrer kränkte nur, daß seine Märchen bei Fl. Römer keinen Glau­ben fanden. Die neuesten Forschungen von J. Makkay ermittelten, daß der kupferzeitliche Goldschatz am 13. Juni 1839 gefun­den wurde. Das Skelett kam hingegen am 21. Juni zum Vor­schein. Der einen Teil der Golde vor den Behörden verheim­lichende Grundbesitzer verteidigte sich damit, daß es sich nicht um einen einzigen Schatz handelt, sondern um zwei verschiedene Funde, die einzeln das zur staatlichen Dreitei­lung benötigte Goldgewicht nicht erreichen. Die wichtigsten Stücke des Goldfundes kamen zuerst nach Budapest, sodann nach Wien. Unter ihnen befindet sich die große goldene Lochscheibe (der goldene „Harnisch" des E. Tariczky), an welcne sich die Ortsbewohner gut erinnerten. In den kupfer­zeitlichen Schatzfunden kam aus den großen Lochscheiben gewöhnlich stets nur je ein Exemplar vor (Mojgrád, Hencida, Hatvan, Marosvásárhely), es besteht also keine Grundlage für die Hypothese von J. Makkay, laut dem eine andere, noch größere Lochscheibe in Verlust geraten bzw. mit der gro­ßen Lochscheibe von Mojgrád identisch wäre (Makkay 1982, 20-21, 1981/5, 36-37). Während das letztere eine abwei­chende Form und Verzierung zeigt, wurde die große Loch­scheibe von Tiszaszőlős unbedingt an Ort und Stelle erzeugt, sein allernächstes Pendant ist die im nahen Tiszavalk-Tê­tes gefundene Tonnachahmung (Patay 1979, Abb. 8). Den von E. Tariczky eingesammelten Angaben nach erin­nerten sich die Bewohner von Tiszaszőlős selbst noch nach einem Drittel Jahrhundert gut an die Goldschmucke, sie kannten und beschrieben fast ohne Ausnahme die zuletzt nach Wien gelangten Exemplare. Außerordentlich wichtig ist ihre Mitteilung, daß kein einziger Goldgegenstand das Niveau der Kunst der dörflichen Zigeunerschmiede über­troffen hat, sämtliche Schmucke waren gezogenes and gehäm­mertes Gold. Von einem Pferd oder Reiter, wie auch von prunkhaften, völkerwanderungszeitlichen Schmucken war überhaupt keine Rede. Alldies wurde von E. Tariczky seiner Erzählung hinzugefügt. Nach der Publikation des Schatzes von Tiszaszőlős (Miloj­cic 1953) hielt P. Patay - die Warnung von Römer außer acht gelassen - die ,Angaben" von Tariczky mit den vor­handenen Funden in der Weise für zusammenfügbar, daß er ein schwerreiches, kupferzeitliches Grab (oder Gräber) in Verdacht hatte (Patay 1955 und 1959). J. Makkay machte aus den Vorstellungen von Patay geradezu ein kupferzeit­liches „Fürstengrab" und selbst die Problematik des Schwer­tes dachte er damit zu überbrücken, daß der Fürst ein Schwert aus „Meteoreisen" gehabt hätte (Makkay 1979, 567). Als er später an den Gedanken kam, daß die verscholle­nen-verborgenen Golde von Tiszaszőlős im Mojgráder Fund auf uns blieben, schenkte er volles Glauben dem ursprüng­lichen Märchen von Tariczky. Einen Teil der Mojgráder Gol­de (die völkerwanderungszeitlichen Falsifikate) erklärte er für den Schmuck eines hunnischen oder gepidischen Fürst­en (1985/1, 80). Der „korrigierte" Fundort des Grabes ist natürlich Tiszaszőlős-Nagyaszópart geworden. Es blieb ihm nur die Erklärung des kupferzeitlichen Gold­schatzes übrig. Seiner Meinung nach wurden die einst verbor­genen und bei der Grabung des Grabschachtes für den völker­wanderungszeitlichen Fürsten von neuem gefundenen kupfer­zeitlichen Golde aus Pietät um den Sarg des Fürsten gelegt oder man achtete gar nicht auf den Goldschatz, der beim Einstürzen des Sarges aus der Höhe auf die spätere Bestat­tung fiel (Makkay 1985/1,194). Und so weiter . . . Aus den zeitgenössischen und späteren Angaben kann auch heute klar festgestellt werden, daß man in Tiszaszőlős am 21. Juni 1839 auf ein sarmatisches Frauengrab gestoßen ist. Das Grab - ungeachtet dessen, daß es anläßüch der Jagd nach kupferzeitlichen Golden zum Vorschein gekommen ist - hat nichts mit dem Goldschatz zu tun. Ein von den Findern eingeholter, bedeutender Teil des Schatzes kam nach Wien und nur der geringere Teil blieb bei dem einen, die Aus­lieferung verweigernden Grundbesitzer. Dieser Teil ist spä­ter verschollen. Andere Goldschmucke und gar nicht wenige, zerstreuten sich an den Händen der Finder. Die Nachfor­80

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