A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 16. (Veszprém, 1982)

Holl Imre–Parádi Nándor: Nagykeszi középkori falu kutatása

IMRE HOLL— NÁNDOR PARÁDI ERFORSCHUNG DES MITTELALTERLICHEN DORFES VON NAGYKESZI Zur besseren Erkennung der mittelalterlichen Dörfer in Transdanubien wurde 1979 eine kleinere Forschungs­arbeit auf dem Gebiet des einstigen Dorfes Nagykeszi in der Nähe der heutigen Gemeinde Gyepűkaján im Komitat Veszprém angestellt. Die Mauer des einschiffigen Kirchengebäudes mit ge­raden Chorschluß, sowie der aus der Chormauerflut nördlich leicht herausragende Kirchenturm bestehen auch heute noch in ruinösem Zustand (Abb. 2 u. 3). Verglichen mit Befunden aus Untersuschungen an ähnlichen Kirchen aus dem romanischen Zeitalter, kann das 2. Viertel des 13. Jahrhundertes als Zeitpunkt für die Entstehung der Kirche bestimmt werden. Aus den Schurfgräben im Erkundungsprofil III westlich von der Kirche konnten die Reste eines Wohngebäudes freigelegt werden (Abb. 2, 4 u. 5). Im freigelegten Ofenraum des Hauses mit rechteckigem Grundriss stand der Ofen in der nordöstlichen Ecke (Abb. 4—6). Anhand von Beobachtungen bei bisher an­gestellten Ausgrabungsarbeiten in Dörfern von Trans­danubien (Sümeg—Sarvaly, Nagyvázsony—Csepely) kann man darauf schliessen, dass auf der Nordseite ein witerer Raum an die mit dem Ofen benachbarte Mauer angeschlossen war und das Haus zumindest aus 2 Räumen bestehen dürfte. Das Fundament des Hauses bestand aus einer mit etwas Stein gemischten Grobkie­selschicht (Abb. 4,6). Der Unterboden des Ofens, gebaut aus im unteren Teil in Ton gebetteten Steinen, hatte ein dreischichtig gelehmtes Unterfutter, was darauf hinweist, dass der Ofen zweimal erneuert worden war (Abb. 6—9). Aus jedem der 3 gelehmten Schichten des Ofenunterbodens kamen Bruchstücke von Tongefässen zum Vorschein (Abb. 13). Aus den Bruchstücken von der oberen und unteren Bodenschicht konnten mehrere Töpfe wiederhergestellt werden (Abb. 10, 11). Die Keramikgegenstände, gefunden im Hause (Abb. 12/1—3; Abb. 14/5) bzw. an anderen Ausgrabungs­stellen, glichen den aus Dorfsausgrabungsarbeiten in der Umgebung stammenden Keramiken. Die Entstehung des freigelegten Hauses lässt sich auf die zweite Hälfte des 15. Jh. oder auf die erstere Hälfte des 16. Jh. datieren. Das Fundament des Hauses, seine erschlossenen Abmessungen und die Grundrisslösung, die innere Einteilung sowie die Anordnung des Ofens weisen insgesamt darauf hin, dass es hierbei um ein aus der Volksarchitektur von West- und Südwest­Transdanubien bekanntes sog. Wohnküchenhaus handelt; dadurch wird wiederum die Annahme bestätigt, dass dieser Haustyp in den Dörfern des späten Mittelalters (15. bis 16. Jh.) auf dem mittleren Gebiet Transdanubiens allgemein verbreitet war. Die kleine Erdschanze, vom Kirchengebäude in nordwestlicher Richtung 130 m entfernt gelegen, ist von einem umlaufenden Graben umgeben (Abb. 2, 15— 16). Der Graben war nur geringfügig aufgefüllt und es kam gleich der stark kiesel- und sandhaltige Unter­grund zum Vorschein, was darauf hinweist, dass man den Graben während des Bestehens des Dorfes nicht auffüllen Hess (Abb. 15,17). Die hier gefundene Keramik (Abb. 20/1—5) dürfte in der 2. Hälfte des 15 Jahrhundertes bis Anfang des 16 Jahrhundertes entstanden sein, während das eiserne Messer (Abb. 21/7—7a) auf die 30er Jahre des 16 Jahrhundertes datiert werden kann. Im einen Teil der künstlich nicht erhöhten Erd­schanzung zeigte sich eine Schicht aus dem Gemisch grösserer Kiesel und kleinerer Steine, im anderen Teil eine Schicht aus runden Steinen, gemischt mit Ziegel­steinen und römischen Dachziegeln (Abb. 18). Hieraus kamen Keramikreste überwiegend aus der Arpadenzeit zum Vorschein (Abb. 19; Abb. 20/6—13). Spuren, die auf das einstige Bestehen eines Gebäudes oder auf den Abbrand desselben hinwiesen, waren nicht aufzufinden. Die Erdschanzung zählt von ihrer Grösse, insbeson­dere aber von ihrer orographischen Gestaltung her zu den kleinsten der bekannten Erdfestungen. Insgesamt gibt dies den Anlass, darauf zu schliessen, dass hier Ende des 12 Jahrhundertes, Anfang des 13 Jahr­hundertes ein Kleinadeligenhof entstanden war, der später nicht weiter ausgebaut wurde. Anstelle der Erweiterung ergab die Notwendigkeit der wirksamen Verteidigung eine bessere Lösung: Mitte des 13 Jahr­hundertes haben die hier ansässigen Kleinadeligen die Dorfkirche mit dem Schutzturm aufgebaut. Im Erdge­schoss hatte der Turm keinen Eingang und im 1. und 2. Obergeschoss war er mit Schießschartenfenstern ver­sehen (Abb. 3), wodurch der aus der Mauerflut auf der Nordseite ungewöhnlicherweise hinausragende Turm auch zur Verteidugung des westlichen Eingangs geeignet war. 202

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