A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 16. (Veszprém, 1982)
Uzsoki András: Az első magyar királyné, Gizella sírja
ANDRÁS UZSOKI DAS GRAB GISELAS, DER ERSTEN KÖNIGIN UNGARNS In der historischen Fachliteratur wird seit Jahrzehnten über die Frage diskutiert, wo die Frau des ersten ungarischen Königs, Stephan I., dem Heiligen (I. István), Gisela (Gizella) begraben wurde. Nach Meinung einiger wurde sie in Székesfehérvár (Stuhlweißenburg), der mittelalterlichen Hauptstadt des Landes, in der Alba Regia-Kathedrale neben ihrem Königsgatten begraben. Die meisten Meinungen bestanden jedoch — in zwei Gruppen gespalten — auf Veszprém bzw. Passau. Die für Veszprém argumentierenden Historiker vertreten die Ansicht, daß Gisela in der von ihr erbauten bischöflichen Kathedrale begraben wurde, weil ihrer Meinung nach Veszprém die Stadt der Königinnen war. Die zweite Gruppe der Forscher behauptet jedoch, daß Königin Gisela nach dem Tod von König Stephan in Begleitung von Kaiser Heinrich III. in ihre Heimat zurückgekehrt ist, sich in Passau im Nonnenkloster der Benediktiner in Niedernburg niedergelassen hat und dort begraben ist, was durch ihr bis heute erhaltenes Grab und Grabmal belegt wird. Die für Veszprém eintretenden Historiker erkennen das Passauer Grab nicht an, ihrer Meinung nach ist das nicht das Grab der ungarischen Königin Gisela. Die vorliegende quellenkritische Studie wurde zum 1000. Geburtstag der Königin Gisela geschrieben und vertritt die Auffassung, daß die erneute Behandlung der Problematik und die Einnahme eines objektiven Standpunktes in der Diskussion zeitgemäß ist. Aus diesem Grund wurden die mittelalterlichen Urkunden und Chroniken und mit dem Anspruch auf fast völlige Vollständigkeit die sich mit der Frage befassende Fachliteratur untersucht. Die sich auf Veszprém beziehenden ungarischen Urkunden des Mittelalters bezeugen nur das Folgende: a) Die Krone der Königin Gisela wurde in der von ihr reich ausgestatteten bischöflichen Kathedrale von Veszprém aufbewahrt, von wo sie im Jahre 1217 durch Andreas II. (II. András) weggebracht worden ist. b) Mehrere Urkunden erwähnen, daß die Königinnen in der bischöflichen Kathedrale von Veszprém gekrönt wurden und daß sich ihr Thronsessel ebenfalls hier befindet. Konkrete Angaben über eine Krönung in Veszprém sind jedoch nicht überliefert. c) Erst in einer Urkunde aus dem Jahre 1216 wird erwähnt, daß der Bischof von Veszprém das Recht hatte, die Königin zu krönen. Die Bischöfe von Veszprém versahen über Jahrhunderte die Aufgaben des Kanzlers der Königin. In keiner einzigen mittelalterlichen Urkunde gibt es Hinweise darauf, daß Königin Gisela in der Kathedrale von Veszprém beerdigt worden sei. Die von König Stephan herausgegebene Gründungsurkunde des Bischofstums Veszprém enthält auffälligerweise nicht einmal den Namen der Königin Gisela, obwohl ohne Zweifel die Kathedrale von der Königin erbaut und eingerichtet wurde. Die Urkunden bezeugen also nicht, daß Gisela in Veszprém begraben wurde. Königin Gisela wurde im Jahre 985 geboren. Ihre Eltern waren der bayrische Herzog Heinrich und Gisela von Burgund, ihre Brüder der Kaiser Heinrich II. und der Augsburger Bischof Bruno und ihre Schwester Brigitte. Ihre Vorfahren väterlicherseits waren die Mitglieder des Herrscherhauses bis zu Heinrich I. aufwärts. Die Ehe zwischen Gisela von Bayern und Stephan aus dem Hause der Árpádén steht in engem Zusammenhang mit der Gründung des christlichen ungarischen Staates. Das beispielhafte Leben des königlichen Paares sowie die Heiligsprechung von König Stephan im Jahre 1083 schufen die Grundlage dafür, daß sie ständigen Gestalten der Chroniken des XI — XVI. Jahrhunderts werden sollten. Die Volkstümlichkeit von König Stephan in den Chroniken nähert sich der des fränkischen Karl dem Großen und auch Gisela ist unter den häufig genannten Königinnen anzutreffen. Etwa 100 ungarische und ausländische Chroniken, Annalen, Gestas und Geschichtsarbeiten gedenken ihr. Die Mehrzahl der Aufzeichnungen beschränkt sich auf die Ehe von Gisela und Stephan sowie auf mit der dynastischen Ehe zusammenhängenden Bekehrungsund kirchenorganisatorischen Arbeiten. Die wesentlichen Aussagen der Quellen des XI. Jahrhunderts können wie folgt zusammengefaßt werden: a) mit der Ehe von Gisela von Bayern und Stephan von Ungarn traten die heidnischen Ungarn zum christlichen Glauben über b) Königin Gisela alterte — ein aktives christliches Leben führend — in Ungarn. c) der ungarische König Peter I. enteignete die Güter der Witwe Gisela, bedrängte sie und hielt sie unter Aufsicht. Der Tod oder die Beerdigung von Gisela wird nicht erwähnt. Unter den Quellen des XII. Jahrhunderts gedenken neunzehn Quellen ausführlich Gisela, und zu diesem Zeitpunkt entsteht die positive Beurteilung über die Königin, die in den späteren Quellen allgemein wird: die Ehe von Gisela und Stephan ermöglichte die Bekehrung der heidnischen Ungarn. Die deutschen und westeuropäischen Quellen betonen das Heidentum der Ungarn, und deren Bekehrung wird in erster Linie Königin Gisela und Kaiser Heinrich II. zugeschrieben, aber auch die Tugenden von König Stephan werden ehrbar erwähnt. 21 Quellen des XIII. Jahrhunderts teilen praktisch unverändert die Angaben der Chroniken des vorhergehenden Jahrhunderts mit, aber daneben taucht auch eine völlig neue Angabe auf. Albericus, ein Zisterziensermönch aus Monasterium Trium Fontium macht dem Hörensagen nach die Angabe, daß Gisela nach dem Tod von Stephan viel Böses angerichtet habe und sie deshalb ermordet wurde. Diesen Bericht von Albericus lehnt die Kritik als völling unbegründete Nachricht ab. Die sogenannte polnisch-ungarische Kronik wiederum erwähnt, daß Gisela, die Königin von Ungarn, gestorben ist, aber wie und wo berichtet sie nicht. Die für das angebliche Gisela-Grab in Veszprém plädierenden Historiker erwähnen diese Angabe als einen Beweis ihrer Ansicht. Die Geschichtsarbeiten des XIV Jahrhunderts liefern keine neuen Angäben über Gisela und etwa das gleiche kann über die Quellen des XV. Jahrhunderts gesagt werden — von einigen Ausnahmen abgesehen, welche jedoch völlig neue Angaben über den Tod und die Bestattung von Gisela machen. In dem von Schritovinus (Schreitwein) in den vierziger Jahren des XV Jahrhunderts zusammengestellten Katalog der Diözesen Lorch und Passau schreibt der Chronist, daß Gisela nach dem Tod von Stephan nach Passau gegangen ist, dort Nonne wurde, am 7. Mai 1095 verstarb und auch ihr Grab sich dort befindet. Im wesentlichen genau dieselbe Angabe wird in der im Jahre 1476 beendeten „Collectanea Historica (História ducum Bavarorum)" gemacht. Im zweiten Buch des ,,Annalium Bambergensium" schreibt M. Hoffmann, daß Gisela von Kaiser Heinrich III. nach Germanien zurückgebracht wurde, wo sie in Passau im Kloster Niedernburg Äbtissin wurde und am 7. Mai 1095 starb. 166