Kralovánszky Alán – Palágyi Sylvia szerk.: A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 13. – Történelem (Veszprém, 1978)

CENNERNÉ WILHELMB GIZELLA: A dunántúli végvárábrázolások tipológiai kérdései

DIE TYPOLOGISCHEN FRAGEN DER WESTUNGARISCHEN FESTUNGS-DARSTELLUNGEN Der Artikel verfolgt die Entwicklung der darstellerischen Tradition von Festungs- und Stadtansichten aus Westungarn. Während der Zeit des Aufblühens der Veduten-Kunstgattung war Ungarn von der türkischen Macht teilweise besetzt und von erneuten osmanischen Kriegszügen bedroht. Auf Textteil und Illustrationen der topografisch-historischen Beschreibun­gen über unser Land sind die geschilderten Verhälthisse klar ablesbar. Das Werk des Casseler Hofkünstlers Wilhelm Dilich - „Vngerische Chronica" (Cassel, 1600) - das den Grund­stock an ungarischen Veduten enthält, verdankt seine Ent­stehung der «rneut aufflammenden Waffentätigkeit am Ende des XVI. Jahrhunderts. Dilich war selbst nie in Ungarn, seine wahrheitsgetreuen Schilderungen entsprossen einer, bisher noch nicht geklärten ikonografischen Quelle, und lebten noch in den Länderbeschreibungen zu Zeiten der Wiedererobe­rungskriege, weiter. Vesprin, Várpalota (1. Bild) und Totis werden gänzlich, Raab, Papa, Visegrád und Stuhlweissenburg grösstenteils nach Dilich" s Vorlagen abgebildet. Um die Wende des XVI-XVII. Jahrhunderts sind auch andere ungarische Städteansichten im umfangreichen Werke von Georg Braun und Franz Hogenberg „Urbium praecipua­rum mundi theatrum" erschienen. (3. Bild) Die grossformati­gen Radierungen, zum Teil nach den Vorzeichnungen von Georg Hoefnagel entstanden, zeigen andere Veduten, als die kleinen, aber fein durchgearbeiteten Illustrationen in Dilich' s Band. Die aus der Vogelperspektive, grundrissartig gestaltete Ansicht der Stadt und Festung Raab, greift auf die Feldlager­darstellungen aus dem Jahre 1566 zurück. Dieser Typ erfreut sich auch später in den Schilderungen von Kriegsereignissen grosser Beliebtheit. Die zweite, meist Dilich nachgeformte grafische Folge ist die Illustrierte Kriegsgeschichte von Hieronymus Ortelius aus dem Jahre 1602 erschienen in Nürnberg mit der detaillierten Erzählung aller osmanischen Heerzüge und Eroberungen. Hans Sibmacher, der Radierer hatte das Dilich'sehe Werk ge­kannt, im Falle von Raab (Hogenberg), Stuhlweissenburg (2. Bild) (Sibmachers eigene Darstellung der Belagerung von 1601) und Papa (Hogenberg), Kanizsa (Custos) folgte er aber früheren Darstellungen anderer Künstler. Die „Chronologia" des Orteilus erlebte im XVII. Jahrhundert mehrere Neuauf­lagen, die alle zum Weiterleben der Stadtansichten von Dilich mithalfen. In den, in kriegerischer Hinsicht stilleren Jahrzehnten in Der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts können wir die westungarischen Festungs- und Städteansichten in Daniel Meissners und Eberhard Kiesers emblematischen „Thesaurus philopoliticus" wiederfinden. Die Zusammensteller der Folge wählten weitsichtiger unter den Vorbildern und liessen auch den Darstellungstypen von Braun-Hogenberg Raum. In den 60-er Jahren des XVII. Jahrhunderts belebte sich die türkische Kriegstätigkeit wieder. Neue, bisher unbeach­tete Landesteile wurden von den Heeren heimgesucht, und auf den Blättern der entsprechenden Literatur vorgestellt. So die seit 1543 unter türkischer Herrschaft stehende Festung Fünfkirchen, die am Anfang des Jahres 1664 von christlichen Truppen erfolglos belagert, und in Feuer gelegt wurde. Die Darstellungen auf Flugblättern und im Kompendium „Denkmal Serinischer Heldenthaten. .. S. 1. et a." be­schränken sich auf den Grundriss der Mauern mit einigen Bau­ten im inneren von orientalischem Gepräge. Die bis zur West­grenze vorstossenden osmanischen Truppen lenkten die Auf­merksamkeit auf die kleineren Festungen-Herrschaftssitzen von diesem Gebiet. Die Beschreibungen dieses Feldzuges be­dienten sich der Zeichnungen des Johann Ledentu in den Stichen des Lukas Schnitzer. (Türkische und Ungarische Chronica . . .) Zu Zeiten der Wiedereroberungskriege, am Ende des XVII. Jahrhunderts ist die Bereicherung der wahrheitsgetreuen Städteschilderungen durch die Teilnahme sämtlicher Genie­Offiziere, gegeben. Das allgemeine Interesse an denwiederer oberten Gebieten wird aber wegen Ermöglichung der raschen Produktion wieder mit den Nachbildungen von Dilich's Wer­ken, gesättigt. (6. Bild) Das repräsentative Werk des Zeital­ters, das Geometrie-Lehrbuch des späteren Josefs I. mit Fes­tungs-Ansichten aus Ungarn geziert, schöpft aus mehreren ikonografischen Quellen. Dilich, Sibmacher, das „Denkmal Serinischer Heldenthaten" Ledentu und der die Ansichten der Herrschaftshöfe der Familie Esterházy schaffende Matthias Greischer sind ebenfalls unter den Vorlagen vertre­ten. (5. Bild) Nach Beenden der Türkenkriege am Ende des XVII. Jahr­hunderts und nach der Zerstörung sämteieher ungarischer Festungen durch die Wiener Regierung beginnt in der Ge­schichte der ungarischen Veduten eine neue Epoche. Bei der Bewertung der Beliebtheit der Dilichschen Vorlagen können wir nur Vermutungen aussprechen: die un­sicheren Verhältnisse, die die Herreise verhinderten, oder die Hochschätzung der Tätigkeit von Dilich, als Vedutenzeichner, können als deren Ursache angenommen werden. Die nächste Aufgabe der Forschungen soll aber die Aufklärung von Dilich's Quellen und die eingehende Untersuchung der Ent­stehungsgeschichte späterer Folgen bilden. Anschrift des Verfassers: Cennemé Wilhelmb Gizella Magyar Nemzeti Múzeum H - 1088 Budapest Múzeum krt. 14-16. 148

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