A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 10. (Veszprém, 1971)
Békefi Antal: A bakonyi pásztorok zenei élete
Gesang und Musik aus dem Leben des Hirtenvolkes im Bakony-Gebirge l.TEIL /. Lieder Der Verfasser beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten mi volksmusikalischen Sammlungen auf dem Gebiet des BakonyGebirges, seiner engeren Heimat. Jetzt veröffentlichen wir den ersten Teil seiner Studie über das in schwingende Tönen zum Ausdruck kommende Leben des dortigen Hirtenvolks. Dieser Teil befaßt sich mit Hirtenliedern. Der zweite und letzte Teil der Studie, der sich mit der Instrumentalmusik der Hirten beschäftigt, erscheint im nächsten Jahrgang des Almanachs. Der vorliegende Studienteil enthält nicht nur den Text der Volkslieder, sondern will auch über Entstehen, Vererburg, Entwicklung und Variationen der Hirtenlieder, mit einem Wort über das Leben dieser Melodien auf den Lippen des Hirtenvolks Auskunft geben. Die hier zur Aufzeichnung gelangten 66 Melodien sind das Ergebnis von Sammlungen zwischen 1952 und 1969. Sie stammen überwiegend aus der Gegend von Zirc, aber sie vertreten zugleich auch andere Gegenden des Bakony-Gebirgslandes. Die Männer sind mit diesen Hirtenliedern besser vertraut, als das Frauenvolk, wurden doch etwa Zweidrittel dieser Lieder von Männern gesungen. Als beste Gewährsleute für die Authentizität der Melodien erwiesen sich Hirten zwischen 60 und 70 Jahren. Das alte melodische Erbe lebt nur noch auf den Lippen von Hirten, die von Kindesbeinen auf in diesem Beruf aufgewachsen sind. Leider geben sehr viele von ihnen eben in unseren Tagen diesen angestammten Beruf auf. Aus diesem Grunde ist es mehr als dringlich, diesen Liederschatz der Vergessenheit zu entreißen, solange dies überhaupt noch möglich erscheint. Das Hirtenvolk im Bakony-Gebirge und sein Liederschatz In der Hirtenwelt alter Tage gab es keinen rechten Hirten der diesem ehrsamen Namen auch verdiente, der nicht schon in jungen Jahren gesungen und musiziert hätte. Kinder- und Spiellieder gaben dem Beisammensein des jungen, Gänse und Kühe hütenden Volkes ihr farbiges Kolorit. Die Kindergruppen lernten die Lieder durch Hörgefühl, auch die Handhabung der Flöte eigneten sie sich intuitiv durch Probieren erfahrungsweise an. Schäferlieder Inhaltlich beschäftigten sich die Lieder der Schafhirten mit ihrem Alltagsleben, ihrer Gedanken- und Erlebniswelt und der Sehnsucht, die sie beseelt. Ihre ganze Liebe gilt der ihnen anvertrauten Herde, dem Leithammel und den Lämmchen mit den Glöcklein um den Hals. Auch der Schäferhund, der treue und helfende Gefährte kommt dabei nicht zu kurz und wird besungen. Aber auch die Sehnsucht nach der fernen Geliebten und nach der weinselig-frohmutigen Geselligkeit, die der Schafschur folgt, geben dem Hirten manchen Anlaß zu singen. In anderen Liedern wird auch der Schäfermeister besungen. Ein kleiner Bruchteil der Lieder geht mit jenen Schäfern ins Gericht, die Pflicht und Schuldigkeit mißachtend sich an fremden Schafen vergreifen. Solche Hirten mußten nur zu oft für ihre momentane Verleugnung von Ehre und Gesittung schwer büßen. Es gibt auch manche Lieder, in denen der zum Landstreicher gewordene selbstvergessene Schäfer, der auf den Pfad der Betyárén geraten war, für sein Schicksal das sich ins Verbotene verirrte oder an der Luzerne blähbäuchig angefressene Tier seiner Herde anklagt und wegen seines gescheiterten Hirtenlebens Klage führt. Vor der Verantwortung schlägt er sich in das Bakonyer Dickicht und vermeint auch aus dem Geläute der Halsglocken seiner Herde den gestrengen Ruf der Pandúrén hören zu müssen. Er tröstet sich aber damit, daß ihn nicht die eigene Verderbtheit, sondern die Grausamkeit und Engherzigkeit der bestehenden Gesellschaftsordnung vor den Richter stellten und zwischen die Kerkermauern zwangen. Lieder der Schweinehirten Diese stammen aus einer gleichartigen Erlebniswelt, wie jene der Schafhirten. Wiederkehrende Themen sind die Ferkel, Kauf und Verkauf auf dem Markte, das vereinsamte Hirtendasein im Rauhen und das Eicheln im Walde. Auch der reich bestickte Lodenmantel, die größte Zier des Hirtenlebens, wird besungen. Ach, wie oft wurde ein solches Schmuckstück zum Verhängnis, wenn der Hirt sich nicht scheute, auch fremder Tiere habhaft zu werden, um sich das Geld für den Besitz eines solchen Mantels beschaffen zu können! Interessant ist aber, daß der Hirt sich bei solchen Übergriffen auf fremdes Eigentum durch keinerlei Schuldbewußtsein plagen ließ, er tat es vielmehr als Bravourstück! Mit den Tänzen der Schweinehirten und den Melodien, die sie ihrem Horn zu entlocken wußten, befaßt sich unser Autor im zweiten, die Instrumentalmusik des Hirtentums behandelnden Teil seiner Studie. Lieder von Rinder- und Roßhirten Von diesen gibt es schon beträchtlich weniger, als von jenen der Schäfer und Schweinehirten. Thematisch ähneln aber auch diese Lieder den vorerwähnten, allerdings mit der Ausnahme, daß in diesen niemals vom Abtrieb der Tiere die Rede ist. Über das Abstimmen der Kuhglocken und dessen musikalischen Belange wird im allgemeinen erst im weiteren Inhalt dieser Studie die Rede sein. Hirtenballaden und Balladenlieder Auch in den Reihen des Hirtenvolkes machte sich eine Art sozialer Schichtung stark bemerkbar. Im Laufe der Zeit kam es zu einer ansehnlichen materiellen Differenzierung zwischen den Hirtenmeistern und den besitzlosen, umher416