A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 10. (Veszprém, 1971)

Békefi Antal: A bakonyi pásztorok zenei élete

wandernden Hirtenjungen „niederen Standes". Die Groß­bauern wachten unerbittlich darüber, daß die Hirtenjungen nicht etwa ihren Töchtern nachstellen. Der tragische Aus­gang vieler solcher Annäherungsversuche spiegelt sich auch in der Dichtung der Bakonyer Hirten. Noch schärfer traten die sozialen Gegensätze in Erscheinung, wenn sich zwischen einem solchen Habenichts-Hirtenjungen und der Tochter eines begüterten Grundherren, zu dessen Gesinde der Hirte gehörte, eine Gefühlsregung entwickelte. Auch hierüber wissen manche, in der Studie enthaltenen Balladen zu be­richten. Die im Verlauf der Sammlung aufgezeichneten modulier­ten Melodien bilden sozusagen „Liederfamilien". Diese wur­den vom Autor der Studie durch die synoptische Wiedergabe der Liedertexte bzw. ihrer Melodien (Anführung der iden­tischen Melodien bzw. Textteile der Lieder untereinander) augenfällig gemacht. Nach den Balladen veröffentlicht der Autor unter dem Titel „Kanászozás" ein interessantes, singend zu Gehör gebrachtes Knabenspiel mit Motiven aus dem Hirtenleben. Dieses soll die Hirtenbuben zu Geschicklichkeit, guten Einfällen und Schlagfertigkeit aneifern. Das Spiel kann auf Grund an­schaulicher Zeichenskizzen und einer detaillierten Beschrei­bung leicht eingeübt werden. Bemerkungen Dieses Kapitel enthält die auf das Melodische bezüglichen musikalischen Bemerkungen, die Variationen und Ab­weichungen der einzelnen Melodien, die Quellen der bereits früher aufgezeigten Varianten der hier zur Veröffentlichung gelangten Lieder sowie die von den Sängern bezüglich dieser Lieder geäußerten Bemerkungen. Die musikologische Charakteristik der Liedersammlung : Silbenzahl, Verszeile-Enden und Versaufbau Mehr als die Hälfte der Lieder besteht aus Verszeilen mit geringer Silbenanzahl. Am häufigsten sind unter den 6—7-—8 und 9 Silben zählenden Verszeilen die isometrischen Acht­silbigen (16 Lieder). Die 10—11 Silben zählenden Lieder — deren Versstruktur mit wiederkehrenden Verszeilen in unse­ren heute gesungenen Liedern am häufigsten in Erscheinung tritt — finden sich ebenfalls recht zahlreich unter unseren Hirtenliedern (27 Lieder). Die Hälfte der Lieder gehört zu jenen, deren erste Verszeile stimmlich höher liegt, als die letzte. Vom Gesichtspunkt der Versstruktur gehört die Hälfte der Melodien zu jenen, die sich „nicht wiederholen". Führend sind jene (13), deren Versmelodien auf vier verschiedene musikalische Grundkerne aufgebaut sind. Ihnen folgen jene (12) aus drei melodischen Grundkerne. Was die Tonbreite anbelangt, beschränkt sich die Hälfte der in Frage kommenden Melodien auf eine Oktave, aber auch die andere Hälfte liegt nicht höher oder tiefer als 1 bis 2 Tonstufen. (Nur fünf erreichen die große Dezime.) Die große Mehrheit der Lieder ist authentisch und nur drei sind plagal. In bezug auf die Tonart hat die große Mehrheit (sechs Siebentel) der Melodien einen Moll-charakter, Am reichsten sind die pentatonische Tonreihe (19 Melodien) und die „La" Tonreihe (23 Melodien) vertreten. Lediglich ein Siebentel der Melodien hat einen Dur-charakter, von diesen vertreten sieben die Dur-Tonart selbst und zwei die „Sol" Tonreihe. Unter den Tonreihen der übrigen 9 Melodien finden sich ge­mischt die Elemente der „Sol",„Mi", „La" pentatonischen und der „La" Tonreihen. Eigenheiten in der Gesangsweise der Hirten In bezug auf die Vortragsweise ist unter den Hirtenliedern das „Parlando-Rubato" weit häufiger, als bei den Bauern­liedern. Von den weiter oben genannten 66 Hirtenliedern gehören 35 in die „Parlando-Rubato"-Gruppe. Es gibt aber auch solche Melodien, deren „rubato" Vortragsweise ers während des Singens immer straffer wird und als regelrechte „giusto"-Melodien ihren Abschluß finden. In bezug auf die Intonation sind die neutrale Terz und die Septime zu erwähnen, die im Bakony ebenso anzutreffen sind, wie anderwärts in Transdanubien. Zuweilen wird aber unter diesen Liedern auch die Sexte schwankend. Melodische Verzierungen kommen auch heute noch beim Bakonyer Hirtenvolk recht zahlreich vor, wenn sich diese für gewöhnlich auch nur auf einige wenige, fast unmerkliche Beugungen, Zusatzwörtchen oder kleinere Glissandos be­schränken. Nur verschwindend wenige empfinden noch die Übung der urtümlichen, reicheren, melizmatischen Gesangs­weise. Recht oft benützen die Hirten in der Gesangsweise auch kleinere, unbetonte Zusatzwörtchen, wie z. B. „hejde", ,,'szongya" usw. oder die Aussprache erleichtender und ver­bindender „j" Töne, welch letzteren sie auch den mit Vokalen beginnenden Verszeilen voranzusetzen pflegen. Variationsbereitschaft, Improvisation, assimilierende oder umwandelnde Kraft Die Frage, warum der Sänger variiert, wird in der Studie wie folgt beantwortet: a) im Interesse der Ausdrucksweise; b) im Interesse einer stärkeren Betonung; c) damit der Hirte der selten oder schon seit langem nicht gesungenen, bereits etwas in Vergessenheit geratenen Melodie eine neue Fassung gebe, sie neubelebe, verbessere, restauriere; d) aber auch der Abwechslung wegen. An einigen Beispielen können wir sodann das Variieren und die Variationsbildung studieren. Tatsache ist, daß die Hirten ihre Melodien viel häufiger variierten, als der einfache Bauer. In der Einsamkeit ihres täglichen Lebens, beim Singen in ihrer Abgeschiedenheit sind sie nicht gezwungen, sich dem Gesang anderer anzupassen. Eben deshalb ist die Klang­führung ihrer Melodie nicht immer so endgültig herausgebil­det, wie jene der in geschlossener Gemeinschaft lebenden Bauern. Das Variieren steht in engem Zusammenhang mit der Improvisation, da ja die Hirten, sobald sie improvisieren, ihre neuen Melodien aus den ihnen bereits geläufigen Wendungen von Text und Gesang, aus deren einzelnen Motiven „kom­ponieren", d. h. zusammenfügen. Der Verfasser führt zur Bestätigung dieser Behauptung mehrere Melodienbeispiele an. Sehr interessant sind auch die beiden improvisierten Hirtenmelodien, in denen gleich­falls die Elemente der überlieferten Melodien und Texte zu erkennen sind. Ein überzeugendes Beispiel der im Volke intuitiv lebenden Kraft zur Assimilierung von Melodien ist, wie der Volks­mund die seinem Geschmack nicht genehmen Motive von volkstümlichen Kunstliedern den eigenen Überlieferungen entsprechend umbildet. Um dies zu beweisen, vergleicht der Autor die Originalfassung dreier solcher volkstümlichen Kunstlieder mit der Form, in der diese Lieder heute vom Volk gesungen werden. Abschließend werden auch, nach Dörfern gruppiert, An­gaben über die Sänger gemacht u. zw. unter Berücksichtigung ihrer soziographischen Verhältnisse. Der erste, die Lieder behandelnde Teil der Studie über die Musik der Bakony-Hirten wird von mehreren Tabel­len, Zeichnungen und einer Kartenskizze nochanschaulicher gestaltet. Dr. Lajos Kiss, Hauptmitarbeiter des mit der Volksmusik­forschung befaßten Arbeitskollektivs der Ungarischen Aka­demie der Wissenschaften, würdigt die Studie wie folgt: — In seiner lehrreichen und wertvollen Arbeit faßt der Autor die Ergebnisse seiner in der Hirtenwelt des Bakony durchgeführten volksmusikalischen Forschungen zusammen. Die Erforschung der Volksmusik dieser einst so lebensstarken, heute aber bereits im Niedergang befindlichen Volksschicht nahm erst sehr spät ihren Anfang, glücklicherweise konnte aber der Verfasser noch immer sehr viele wertvolle Melodien 27 417

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