Gizella és kora (Veszprémi Múzeumi Konferenciák 4. 1993)

Praznovszky, Mihály: Königin Gizella in den ungarischen historischen Dramen

Praznovszky, Mihály Königin Gizella in den ungarischen historischen Dramen Wenn wir über Gizella sprechen, müssen wir István suchen. In den Dra­men, wo die Gestalt des Hl. Königs István erscheint, finden wir auch seine bayerische Gemahlin. Wenn wir Gizella gefunden haben, so brauchen wir uns nicht zu empö­ren, was aus ihr geworden ist, denn es weiß niemand, wie sie eigentlich war. Der Dichter, der in die längstvergangenen Zeiten zurückgreift, kann frei mit seiner Feder umgehen. Vor allem, wenn er so weit zurückblicken muß, wie die ersten Jahrzehnten des ungarischen Staates. Er findet nicht viel, aber die meisten Dichter suchen auch nicht danach. Sie verlassen sich auf ihre Inspiration und gestalten ihre Helden demnach, was sie damit er­reichen wollen: eine Parabell. Bei weiniger begabten Schriftstellern dienen sie dazu, um auszudrücken, was sie zu sagen haben. Der Historiker darf vom Dichter die historische Wahrheit nicht verlangen. Und vor allem die historische Wahrheit, die er in einigen Fällen nicht einmal selbst genau und ausführlich kennt. Wenn Gizellas Gestalt in einem ungarischen historischen Drama er­scheint, müssen wir daran denken; wie wenig die Geschichte bisher über sie weiß und - aller Wahrscheinlichkeit nach - auch nie mehr über sie er­fahren wird. Einige verwischte Zeilen in mittelalterlichen Urkunden, ein nicht ganz wahrnehmbarer Textiflecken, ein rigoroser Grabstein - da liegt versteckt das Geheimnis des Lebens von Gizella, über das wir nicht einmal wissen, wie lange es dauerte. Wir wissen nicht wen und was diese toten Requisiten verbergen, wie ihr Leben war, wie ihre Persönlichkeit war, wel­cher Natur sie war, wie schön sie war; vielleicht war sie ein unschönes ro­bustes bayerisches Mädchen? Was konnte sie wohl gefühlt haben, als sie ­so zu sagen - als Opfer hierher, in die unbekannte Welt, zu einem unbe­kannten Mann zog. Hatte sie ihn liebgewonnen?, nicht nur aus Demut, son­dern vielleicht auch aus Frauenliebe? Konnte sie wohl auch diese geogra­phische Einheit liebgewinnen, die vor ihren Augen zu einem Vaterland wurde, vielleicht eben durch ihre Hilfe? War sie lebenslang eine Fremde hier, oder wurde sie auch ein bißchen zu einer Ungarin? Wer war also Gi­zella? Das werden wir nie erfahren. Der gelehrte Leser der mittelalterlichen Urkunden kann es vielleicht versuchen, aus der Vielfalt der lateinischen Buchstaben etwas herauszufinden und die Frage in allwissenderweise zu beantworten, aber der Dichter - in welchem Zeitalter auch leben mag-ist 97

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