K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Festvorträge - GESZTELYI, TAMÁS: Das Bildprogramm des gelb-lila Zimmers in Baláca

bei Ovid interpretieren. Hier bekommt der Held zuerst die Bezeichnung „ultor" , die ein eindeutiger Hinweis auf den Bürgerkrieg und auf den Sieg des Octavianus Augustus ist. 16 So stimmt die Bedeutung dieser Geschichte mit der des Pan-Typhon überein. Thomas hat vier Bildfelder vorausgesetzt, über das vierte hat sie aber nichts gesagt. Ei­gentlich war kein Fragment mehr vorhanden, das eine menschliche Gestalt gezeigt hätte. Es gibt aber eine Darstellung einer Waage in gelbem Feld (Abb. 5.); sie war also nicht in der Trennungszone, sondern in einem Bildfeld, und offensichtlich nicht allein, sondern in der Hand von jemandem. Die Waage hat aber keine bestimmte mythologische Geschichte. Sie kann die Waage des Schicksals sein oder das Attribut personifizierter Gottheiten, wie das der Justitia und der Aequitas. Die Waage weist vor allem auf die Gerechtigkeit hin. Die Bedeutung dieses Wertbegrif­fes ist wieder gut bekannt aus der augusteischen Propaganda. Auf dem Goldschild, den der Senat und das Volk dem Prinzeps geschenkt hat, ist sie eine der genannten Tugenden. Ihre Personifikation, Justitia - nach der zeitgenössischen Dichtung - kehrt aus dem Himmel auf die Erde mit dem augusteischen goldenen Zeitalter zurück. 17 Die Waage kann auch ein Sternbild des Zodiakos, die Libra bedeuten, die oft als anthro­pomorphes Zeichen dargestellt worden ist, d.h. vom Libripens gehalten. Die Darstellung kann auch so mit der frühkaiserzeitlichen Herrscherideologie in Verbindung stehen. Augu­stus ist eigentlich in diesem Zeichen am Ende des Septembers geboren, darauf hat Vergil in der Georgica (I 32.) hingewiesen. Auch Tiberius konnte das für sein eigenes halten, da auch er in diesem Zeichen geboren ist. 18 Außer den erwähnten hat die Libra auch eine astronomi­sche Bedeutung: wenn die Sonne in dieses Zeichen tritt, erfolgt die herbstliche Tagund­nachtgleiche, d.h. das aequinoctium. Bei den Darstellungen des Pan-Capricorn, des Perseus und der Waage ist ein gemeinsa­mer Zug, daß alle drei eine Verbindung mit der augusteischen Ideologie haben. Im Fall des Pan-Capricorn und der Waage ist gemeinsam, daß sie als Sternbilder Wendepunkte der Ekliptik sind und so auch auf die Wende der Jahreszeiten hinweisen. So taucht die Frage auf, ob die Perseus-Andromeda-Geschichte mit diesem Gedankenkreis zu tun hat. Es ist bekannt, daß auch Perseus und Andromeda ein charakteristisches Sternbild bedeu­ten, das ein Paranatellon des Tierkreiszeichens des Widders ist, d.h. daß es parallel mit die­sem am Horizont erscheint. 19 In das Zeichen des Widders tritt die Sonne am 22. März ein und unmittelbar danach folgt die Frühlings-Tagundnachtgleiche. 20 So kann das Steinbild Perseus - anstatt des Widders, der nie anthropomorph dargestellt worden ist - auf diesen Zeitpunkt des Jahres hinweisen. Wenn wir diese Anordnung der Wandmalerei des gelb-lila Zimmers annehmen, dürfen wir mit Recht fragen, wie das Satyr-Mänade-Paar dazu paßt und wo die Darstellung des vierten Wendepunktes der Sonne - die Sommersonnenwende - ist. Diese tritt im Zeichen des Krebses am 26. Juni ein. Auch er wurde anthropomorph nicht dargestellt, so können wir seine Erscheinung in der Wandmalerei direkt kaum erwarten. Das Eintreten der Sommer­sonnenwende erwähnen auch die augusteischen literarischen Texte - wie Ovid und Hygin 21 - nicht mit der Erscheinung des Krebses, sondern mit der des Orion, der ein Paranatellon ist. Die Darstellung des Orion, des fürchterlichen Jägers, ist in der Wandmalerei ein Unikum, wie die des Pan mit dem Capricorn. Als Sternbild stellte man sich ihn mit einem Hund und mit Jägerwaffen, mit einem Schwert oder mit einem Lagobolon, vor. So kann die krumme Linie neben dem Satyrkopf (Abb. 1.), die zweifellos ein Detail eines Lagobolons ist, auch das Attribut des Orion sein. Haar und Bart, die struppig dargestellt sind, passen besser zum wilden, gewaltigen Orion, als zu einem spielerischen, jungen Satyr. In diesem Fall können wir noch ein weiteres Fragment anschließen, das ein Stückchen eines Beines mit einer

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