K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - HAGENDORN, ANDREA: Die villa rustica von Grossachsen, Rhein-Neckar-Kreis (D)
ANDREA HAGENDORN DIE VILLA RUSTICA VON GROSSACHSEN, RHEIN-NECKAR-KREIS (D) Die villa rustica von Großsachsen liegt im rechtsrheinischen Teil der Provinz Obergermanien auf dem Territorium der Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium am unteren Neckar 1 . Nach modernen geographischen Gesichtspunkten ist als Lagebezeichnung für den Siedlungsplatz die Rheinebene, etwa 15 km nördlich von Heidelberg und 2 km westlich des Odenwaldes anzugeben. Bei dem Landstrich handelt es sich um eine sehr fruchtbare Altsie dellandschaft 2 . Von wirtschaftlicher Attraktivität war in römischer Zeit darüberhinaus die verkehrsgünstige Nähe zum Civitasvorort Ladenburg 3 und zu dem auf Gewerbe und Handel ausgerichteten Vicus von Heidelberg-Neuenheim 4 . Hier fanden sich Absatzmärkte für die wohl überwiegend landwirtschaftlichen Güter und für die Landbevölkerung die Möglichkeit, ihren Bedarf an den Produkten des dort angesiedelten Gewerbes zu decken. Dementsprechend ist eine dichte ländliche Besiedlung zu erwarten und zum Teil durch archäologische Aufschlüsse auch belegt 5 . Durch großflächige Ausgrabungen untersucht wurden bislang zwei Villenplätze, die villa rustica „Ziegelscheuer" 6 bei Ladenburg und die des 5 km entfernten Großsachsen. Die Ausgrabungen in Großsachsen wurden vom Landesdenkmalamt Karlsruhe unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. E. Schallmayer nach ersten Sondagen 1983 in vier Grabungskampagnen in den Jahren 1984—1987 durchgeführt 7 . Vom Villenareal wurden vollständig ergraben: Das zentrale Wohngebäude, ein vor dessen Eingangsfront liegendes Zierbecken, ein hinter der rückwärtigen Hausfront befindlicher einzelliger Tempel, das freistehende Bade^ebäude und ein abseits liegendes Sanktuarium. Wirtschaftsgebäude wurden keine erfaßt . Sie konnten auch durch Luftbilder bislang nicht zufriedenstellend erschlossen werden. Die Besiedlung setzte in Großsachsen frühestens um 120 n. Chr. ein, also bald nach Abzug der ala I Cannanefatium aus Ladenburg (nach 98 n. Chr.) und der Gründung der Civitas unter Trajan um 110 n. Chr. 9 Es ist anzunehmen, daß zu diesem Zeitpunkt das weitere Umland flächig aufgesiedelt wurde. Während der ersten 30 Jahre erstellten die Neusiedler zwei einander ablösende Wohngebäude in Holzbauweise. Um 150 n. Chr. erfolgte dann an gleicher Stelle der Steinausbau des Wohngebäudes und die Errichtung weiterer Steinbauten: den einzelligen Tempel 10 , ein kleines Sanktuarium und das Badegebäude. Bei dem Wohngebäude handelt es sich zu diesem Zeitpunkt um einen einfachen Rechteckbau. Es gliedert sich in eine zentrale Mittelhalle, die beidseitig von je zwei symmetrisch angelegten Räumen flankiert wird. Den drei Raumfluchten ist eine Porticus (oder ein geschlossener Korridor) vorgelagert, die die Funktion des Eingangsbereiches übernimmt und über eine Rampe (R) zugänglich ist. Eine ebenerdig angelegte Herdstelle in der Mittelhalle (H) weist diese nicht nur als den Mittelpunkt bildenden Wohnraum, sondern zugleich als Wirtschaftsraum aus. Die nördliche Raumflucht blieb ausschließlich hau s wirtschaftlichen Funktionsbereichen vorbehalten: Einer der seitlichen Räume (W) war mit einem Backofen augestattet, während der Keller (Kl) unter dem rückwärtig anschließenden Raum der Vorratshaltung diente. Das Badegebäude zeigte schon in der ersten Phase alle für den Badevorgang notwendigen Einrichtungen: apodyterium (A),frigidarium (F), tepidarium (T) und caldarium (C). Um 170/180 n. Chr. fanden großangelegte Um- und Ausbauten der bestehenden Gebäude