K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Vorträge - HAGENDORN, ANDREA: Die villa rustica von Grossachsen, Rhein-Neckar-Kreis (D)

statt, die wirtschaftlichen Wohlstand bezeugen: Der 216 m 2 große Kernbau des Wohngebäu­des wurde auf 465 m 2 Grundfläche erweitert. Entscheidend ist dabei die Gestaltung der Ein­gangsfront, die durch den Anbau von zwei Risaliten in Verbindung mit der Anlage einer U­förmigen Porticus grundlegend verändert wurde. Die Risaliten sind aufgrund von Funda­menttiefe und Mauerstärke zweistöckig zu rekonstruieren. Mit dem Umbau wurde also nicht nur die Vergrößerung der Räumlichkeiten bezweckt, sondern auch eine Veränderung des Haustyps zur Porticusvilla mit Eckrisaliten 11 . Damit liegt für diesen Gebäudetyp, der insbe­sonders in den Nordwestprovinzen verbreitet war, ein weiterer Datierungsanhalt vor, der sein Aufkommen in die 2. Hälfte des 2. Jh's weist 12 . Die Wirtschaftsräume haben ihre Funk­tion beibehalten, hinzu kam ein zweiter größerer Keller (K2). Der hinter dem Südrisaliten errichtete Raum war als einziger mit einem Hypokaustum ausgestattet. Beheizung sowie La­ge und Größenordnung legen nahe, daß er als Triclinium (Tr) genutzt wurde 13 . Die Risalitfront des Wohngebäudes wurde durch die Anlage des Wasserbeckens überaus repräsentativ gestaltet. Es nimmt mit seiner Ausdehnung von 32 x 7 m fast die gesamte Breite der Hausfront ein. Die baulichen Veränderungen im Bad führten zu einer Vergrößerung der einzelnen Räu­me; die Gesamtgrundfläche wurde so von 84 m auf 176 m erweitert. Den bestehenden Raumfunktionen wurde ein sudatorium (S) hinzugefügt. Auch der Tempel wurde von 12 auf 36 m 2 Grundfläche ausgebaut. Auffallend sind seine breiten Mauern, deren Fundamente in der ersten Bauphase 0,90 m, in der nun erfolgten Er­weiterung 1,20 m breit waren, und die 1 m tiefe Fundamentierung, die eine Gebäudehöhe von etwa 7 m vermuten läßt. In der spätestens um 210 n. Chr. erfolgten dritten und letzten Ausbauphase wurde an die Rückfront des Wohngebäudes ein zweistöckig zu rekonstruierender Anbau errichtet. Die Maßnahme, die vorrangig einem größer gewordenen Platzbedürfnis Rechnung trug, führte in harmonischer Weise die Risalitarchitektur fort. Die Notwendigkeit, den Anbau durch ei­nen Flur mit den bestehenden Räumlichkeiten zu verbinden, veranlaßte zu Umbauten in der rückwärtigen Porticus und im Keller der zweiten Periode. Dabei wurde die zentrale Halle um die Breite der ehemals nördlich anschließenden Raumflucht erweitert. Das Badegebäude wurde zu diesem Zeitpunkt ebenfalls mit einem Anbau versehen. In dessen rechteckigen Vorbau war wohl ein Labrum (B) aufgestellt. Im benachbarten Raum ließ sich eine mehrsit­zige Latrine (La) mit Wasserspülung nachweisen. Die neuen Einrichtungen verdeutlichen die nunmehr gehobenen Ansprüche der Besitzer. Der Tempel und das Wohngebäude wurden, wahrscheinlich ebenfalls in der 3. Steinbau­phase, über einen kolonnadenartigen Verbindungsgang mit dem Wohngebäude verbunden. Ein in direkter Weise vergleichbarer Befund ist m. W. bislang in den Nordwestprovinzen nicht bekannt geworden. Einzellige turmartige Bauten, durch Kolonnaden mit anderen Ge­bäuden in architektonischen Zusammenhang stehend, sind jedoch sowohl in den Villenland­schaften der pompejanischen Wandmalereien, als auch auf Wandmalereien aus den Provin­zen dargestellt 14 . Sie werden in der Literatur als Speicher, Wohn- und Tempelbauten disku­tiert. Bestimmend für ihre jeweilige Ansprache sind Fassadengliederung und Eingangssitua­tion 15 . Von besonderem kulturhistorischem Interesse ist das repräsentative Zierbecken vor der Eingangsfront. Wasserbassins sind Bestandteil der italischen Villenlandschaften und ha­ben im Zuge der Romanisierung auch Eingang in die Konzeption der ländlichen Einzel­siedlungen in den Nordwestprovinzen gefunden 1 . Sie fanden als reine Zierbecken, als Fischbecken 17 und als Löschteiche Verwendung, wobei das eine das andere nicht aus­schloß. Direkte Hinweise für die Nutzung des Großsachsener Beckens sind nicht gegeben; unab-

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