K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Vorträge - VAN DOORSELAER, ANDRE: Neue Ergebnisse zur Anwesenheit von römerzeitlichen Villae im Scheldetal/Belgien

ANDRÉ VAN DOORSELAER NEUE ERGEBNISSE ZUR ANWESENHEIT VON RÖMERZEITLICHEN VILLAE IM SCHELDETAL (BELGIEN) Für Belgien ist es allgemein die gültige Regel, dass die Regionen Haspengouw und Con­droz, d.h. die fruchtbaren Lehm- und Lössboden in der Römerzeit das exzellente Verbrei­tungsgebiet der Villae waren und ebenso der Tumuli (Abb. 1), der Gräber der Villaeverwal­ter. Der Lehmboden ist äusserst geeignet für Ackerbau und Landwirtschaft, besonders für Getreidearten. Denn ist es auch nicht verwunderlich dass dieses Gebiet, im Hinterland der Reichsgrenze gelegen, als sogenannte Getreidescheune funktionierte. Dieses Gebiet kannte zur Zeit der Pax Romana eine Wirtschaftexpansion, die sich widerspiegelt einmal in einer dichten Verbreitung der Villae - manchmal immens gross - aber mehr noch im Luxus der Grabbeigaben der Grabhügel. Diese lassen den materiellen Reichtum der Villaeverwalter er­kennen (Abb. 2). Seitdem man mehr und mehr Interesse für regionale Archäologie zeigt und archäologi­sche Untersuchungsprojekte unternimmt, bekommen wir mehr und mehr nuancierte Befun­de. Ich komme nun zuerst auf die Geschichte der regionalen archäologischen Untersuchun­gen im Scheldetal zu sprechen (Abb. 3). Ab 1973 wurden in Kerkhove (Gemeinde Avelgem, Westflandern) systematische Aus­grabungen durchgefürht auf einem Sandlehmrücken, nordwestlich der Scheide, an einem äl­teren Seitenarm entlang. Die Ausgrabungen fingen an mit Prospektionsarbeiten durch den Regionalarchäologen M. Rogge. Sie stehen unter der Verantwortung des V.O.B.O.W. (Ver­ein für archäologische Untersuchungen in Westflandern), mit M. Rogge, S. De Cock und mir und werden teilweise intensiviert durch ein Untersuchungsprojekt der K. U. Löwen (Projekt OT/IX/16) mit mir and M. Rogge .' Die Ergebnisse dieser Grabungen waren für die Region Scheldetal überraschend: An der Grenze der Civitas Menapiorum (nördlich der Scheide) und der Civitas Nerviorum (südlich der Scheide) war in der Römerzeit ein Art Umschlagplatz angelegt, an einem Seitenarm der Scheide und ganz in der Nähe eines Kreuzungspunktes eines Wegs mit der Scheide, nämlich der Weg Richtung Küstengebiet einerseits und Richtung Blicquy, weiter Verbindung mit dem Bavay-Köln, andererseits (Abb. 4). Dieser Umschlagplatz, 4 ha gross, fungierte wie ein Sammel- und Verteilpunkt innerhalb eines interessanten Landwirtschaftsgebietes. Drei Gebäudetypen kennzeichen den Platz: 1. Verwaltungsgebäude (mit Wohnraum?), alle in Mittelmeerbaustil mit zentralem, offenem, inneren Hof und mit Hypocaustum; 2. Horrea oder Getreidelager; 3. ein Badehaus (Abb. 5). Die Anlage ist nach römischer Tradition ganz symmetrisch ausgebaut, jedesmal wieder in den drei Bauphasen: Um die Mitte des 1. Jhdts ein Holzbau, ersetzt durch einen Steinbau, der noch kurz vor dem Ende des 2. Jhdts zerstört wurde. Im 3. Jhdt wurden die Bauten nochmals in Stein errichtet und der ganze Komplex mit einem tiefen Graben und einer schwere Palisade umgeben. Ein Tor wurde an der Ostseite des Komplexes ausgegraben (Abb. 6). Die Horrea lagen konzentriert ganz in der Nähe von einer Art Anlaufhafen an dem schon erwähnten Seitenarm der Scheide. Der ganze Komplex wird am Ende des 3. Viertels des 3. Jhdts komplett zerstört. In der Auffüllung des Grabens fand man ein nordsüdausgerichtetes Körpergrab, datierend vom ausgehenden 3. oder beginnenden 4. Jhdt mit u.a. einem spiralförmigen, silbernen Fin­gerring des Typus Beckmann 31, mit Verbreitungsschwerpunkt nördlich des Rheins. In der

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