Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 23/3. (1996-1998) (Szombathely, 1998)
Római Kor I. A szombathelyi Fő tér kutatása - Borhy László–Sosztarits Ottó: Dii Itinerarii, Itunus és Ituna – az Utazás istenei Savariában
SAVARIA 23/3 (1996-1997) PARS ARCHAEOLQGICA In Deutscher Übersetzung: „An die Dii Itinerarii beider Wege hat Lucius Pompeius Longinus in seinem eigenen Namen, und im Namen seiner Frau, Maicia, bzw. seines Sohnes Rusticus gerne sein Gelübde eingelöst, da sie (nämlich die Dii Itinerarii) es verdienten". Beide Inschriften fangen mit einem Dedikationsformel (Nr. 1.: Dativ Singular; Nr. 2.: Dativ Plural) an. Die in den Widmungen Bezeichnete Personen (Nr. 1.: Itunus et Ituna; Nr. 2.: Dii Itinerarii) sind alle hapax legomena, tauchten in der lateinischer Sprache vorher nicht auf. Aus dem gemeinsamen Fundort und aus der Tatsache, daß offensichtlich beide Inschriften nicht einfach in die Nähe voneinander, sondern ganz absichtlich aufeinander gelegt worden sind, kann man vielleicht darauf schließen, daß die Inschriften stammen aus einem ursprünglich gemeinsamen Ort, und auch die in der Widmung erwähnten Persönlichkeiten im selben Kreis zu suchen bzw. interpretieren sind. Die Götternamen Itunus et Ituna verfügen - genauso, wie die zusammenfassende Bezeichnung Dii Itinerarii über eine Bedeutung, die mit dem „Gehen, Reisen, Bewegen" in Zusammenhang stehen. Zu ihrer Ethymologisireung nehmen wir das Verb eo, ire, i(v)i, itum, näher aber sein supinum, von dem sich das Wort itus, -us (m) bilden läßt. In der römischen Götterwelt sind uns mehrere Götternamen bekannt, die über eine Endung -tunus, -tuna verfügen. Sei es hier genügend nur For-tu-na, Nep-tu-nu-s, Por-tu-nu-s zu erwähnen, deren Struktur in folgende Formalelemente sich segmentieren läßt: Wurzel (For-, Nep-, Por-), erweitert durch das Elementi -tu-, das ein Verbalabstractum bezeichnet, an das sich das Suffix -no- zusammen mit dem Kasusmorphem anschließt. Dadurch erhält das entsprechende Nomen die Bedeutung von „Herr sein über". So z.B. die Götternamen mit -no- Nep-tunu-s „Herr über das Nässen, Herr der Nässende", Pomo-na „Herrin über das Obst", Silva-nu-s „Herr über den Wald", Teuta-nu-s „Herr über das Volk" bedeuten Aufgrund der Analogien läßt sich feststellen, daß es sich einerseits sicherlich um Götternamen handelt, andererseits wurden diese Namen aus einem Substantiv itus, -us (m) gebildet, wurde durch das Verbalabstraktum -tu- und mit dem Suffix -no- erweitert. So kann die Bezeichnung des männlichen und weiblichen Aspektes dieser Gottheit als „Herr bzw. Herrin über die Bewegung, über das Gehen /als Handlung/ auf den Wegen", mit anderen Worten „Herr bzw. Herrin über die Reiseaz auf den Wegen" interpretiert werden. Diese Itunus und Ituna werden auf dem Altar Nr. 2. unter zusammenfassenden Namen als Dii Itinerarii genannt. Gottheiten für die Reise, das Weggehen und für die glückliche Rückkehr waren im römischen Pantheon durch die entsprechenden Aspekte von Iuno bereits vorhanden (z.B. Abeona, Adeona, Domiduca, Iierduca). Da aber die hier behandelten Gottheiten in dieser Form nur in Savaria vorkommen, kann man behaupten, daß sie nur für diese Umgebung von Bedeutung waren, wo sich die seit dem Beginn des 2. Jhs v.Chr. aus Aquileia her u.a. auch über Savaria nach Norden erstreckende Bernsteinstraße zusammen mit der damit verbundenen Handelstätigkeit und dem Fernverkehr durchgingen, die eine grundsätzliche Rolle bei der Gründung und Entwicklung der ersten Städte Pännoniens spielten. Unserer Meinung nach sind diese Götternamen als nach Analogien der römischen Götternamen ähnlicher Struktur ganz bewußt, fast „wissenschaftlisierend" geschaffen^ wobei4er Kult und Einfluß ; einîieimischer, während der Römerzeit aber in Vergessenheit geratener, mit Fernhandelsstraßen in Zusammenhang stehender Gottheiten nicht ganz auszuschliessen ist. Diese letztere Annahme kann durch eine weitere, im 18 Jh in Savaria aufgezeichnete seitdem aber leider verlorengegangene Inschrift bekräftigt werden, welche eine Dedikation Dus Semitatriçibus. Um den Ausdruck „utraque via" verstehen und interpretieren zu können, müssen wir den Fundort in Zusammenhang mit seiner topographischen Lage in der römischen Kolonie unter betracht zu ziehen. Wie oben erwähnt, wurden beide Altäre am Süden der römischen Stadt, intra muros, etwa 100 m westlich vom Südtor ans Tageslicht gebracht. Hier traf der sog. „Bernsteinweg", also ein Fernhandelsweg in die Stadt ein, der aus Aquileia her ausgehend sich über die frühesten Städte Pännoniens wie Emona, Celeia, Poetovio, Halicanum, Sala Savaria erreichte. Innerhalb der Stadtmauer stellte der Verlauf dieser Straße die nordsüdlichen Hauptachse (decumanus maximus) der Kolonie dar, wobei er das Stadtgebiet im Norden verließ und weiter nach Norden verlaufend über Scarbantia, Carnuntum, bzw. Vindobona über die Donau schreitend die Ostsee erreichte. Es scheint offensichtlich zu sein, die Lage des ehemaligen Heiligtums, wo die Altäre aufgestellt waren, in der Nähe dessen Bernsteinweges zu suchen, welcher sowohl in der Gründung Stadt, als auch ihrer frühen Leben so eine wichtige Rolle spielte. Aber wegen des Ausdrucks utraque via müssen wir eine weitere, mit dem Bernsteinweg gleichrangige via suchen. Dabei wurde das archäologische Archiv des Museums durchgeschaut, wobei eine interessante topographische Entdeckung gemacht wurde. In der 70-er Jähren wurden in der Stadt mehrere Rettungsgrabungen vom Museum durchgeführt, die u.a. die südwestliche Umgebung der römischen Stadt extra muros betrafen. Aus diesen gut dokumentierten - aber unpublizierten - Grabungen wurden wir auf eine Straßenstrecke aufmerksam, welche um die 126