Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 9-10. (1975-1976) (Szombathely, 1980)
Régészet - Tóth István: Az Iseum szobrászati díszítéséhez
zeichnet. In der antiken Provinz Pannonién ist uns nur ein einziger Ort, namens Savaria bekannt, nämlich der Vorgänger der heutigen Stadt Szombathely : die einstige Colonia Claudia Savaria, die im 4. Jahrhundert Mittelpunkt der Zivilverwaltung von Pannónia Prima, der häufige Aufenthaltsort der Kaiser im 4. Jahrhundert mit Kaiserpalast und die einstige Garnison der zu den legiones palatinae gehörenden lanciarii Sabarienses war. Der Vater Martins war hochstehender Offizier, im Range eines Tribuns. So ist es vorweg wahrscheinlich, daß seine Familie nicht auf dem Lande, sondern in der Provinzhauptstadt gewohnt hat. Martins Vater diente bestimmt in der vornehmen Formation der lanciarii Savarienses, die im ersten Drittel des 4. Jahrhunderts in Savaria stationierte. Auf Martins „Abstammung aus einem guten Haus" kann auch der Umstand hinweisen, daß er in die kaiserliche Garde von Mediolanum gekommen ist und noch dazu unter diejenigen 360 oder 400 Leibgardisten, die Iulianus Caesar im Jahre 355 nach Gallien begleitet haben. In der früheren Geschichtsforschung ging die wichtige Tatsache völlig verloren, daß Szombathely von der ersten Erwähnung aus dem 13. Jahrhundert in den Urkunden und Quellen in überwiegender Mehrheit der Fälle unter dem Namen Sabaria erwähnt wird, obwohl infolge der Gesetzmäßigkeiten der Ortsnamengebung diesen Namen die Benennung Szombathely schon längst verdrängt hätte müssen. Das unveränderte Bestehen des Stadtnamens vom Altertum an beweist soviel, daß die Stadt ständig bewohnt war und wir müssen das Bestehen der spätantiken Bevölkerung jahrhundertelang in Betracht nehmen. In Savaria stand im 9. Jahrhundert eine Kirche, der mit großer Wahrscheinlichkeit ein frühchristliches, unserer Meinung nach zu Ehren des Märtyrers Quirinus errichtetes Märtyrergrab oder eine memoria vorausgegangen ist, die auch noch in der Karolingerzeit benutzt wurde. Dieser Komplex ist die auch heute noch stehende, jedoch archäologisch kaum erforschte St. Martin-Kirche. Indem wir ganz entschieden betreffs der Geburt des Hl. Martins zu Savaria Stellung nehmen können, umso skeptischer sind wir „in der Frage des Geburtshauses des Hl. Martins". Zur Klärung der Frage müssen die historischen und archäologischen Vorereignisse geschildert werden. Traditionsgemäß wird das Geburtshaus des Heiligen — wie allgemein bekannt — unter der St. Martin-Kirche bzw. unmittelbar an ihr gesucht. Es soll aus den Angaben des Schematismus Sabariensis 1972 folgendes angeführt werden: „St. Martin-Pfarre (Tolbuchin str. 40). Die Pfarrkirche wird 1298 in einer Urkunde erwähnt. Im Jahre 1638 erhielten die Dominikaner die Kirche, der Pfarrer nahm hingegen die Burgkirche ein. .. Die Umgebung der Dominikanerkirche wurde 1930 wiederum zur Pfarrei. .. Die eine Seitenkapelle der Kirche bewahrt das Andenken der Geburtsstätte des Hl. Martins. Die Kirche ist Kunstdenkmal. Titulus der Kirche: Dreifaltigkeit, ihr Kirchtag ist der Dreifaltigkeitssonntag." Die christlichen Gläubigen von Savaria-Szombathely wußten wahrscheinlich von der Tradition her, daß Martin, der heilige Bischof der Stadt Tours in Savaria geboren wurde. In Savaria dürfte man ihn vor seinem im Jahre 397 eingetretenen Tode nicht verehrt haben. Die römerzeitlichen Apsis- und Mauerreste unter der heutigen St. Martin-Kirche bildeten aller Wahrscheinlichkeit nach die Aufbewahrungsstätte der sterblichen Überreste des im Jahre 303 den Bekennertod erlittenen Bischofs Quirinus — ausführlicher darüber haben wir bereits im Abschnitt über die Quirinus-Frage gesprochen. — In der Quirinus-Passion, die in den letzten Jahren des 4. oder in den ersten Jahren des 5. Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, wird nichts darüber erwähnt, daß man ihn in der „auf dem Geburtshaus des Hl. Martins" erbauten Basilika beigesetzt hätte. Wäre Martin in Savaria damals verehrt worden, so hätten die Verfasser der Passion dies auch gewußt und nicht versäumt dies zu erwähnen. Vor der drohenden barbarischen Gefahr wurden die heiligen Überreste des Quirinus in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts nach Rom überführt. Zum neuen Aufbau der vom großen Erdbeben zur Mitte des 5. Jahrhunderts und auch wahrscheinlich von den Barbaren in Mitleiden129