Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 3. (Szombathely, 1965)
Gerhard Schrot: Die historische Stellung der Glebae Adscriptio des Kaisers Constantin vom Jahre 332 U.Z.
Welche Verpflichtungen lagen nun unter den Bedingungen der Parzellenpacht, der locatio — conductio, auf Seiten des Pächters? Es handelte sich vor allem um folgende Leistungen: 1. Der Pächter hatte die pensio, den im Pachtvertrag fixierten Pachtzins zu zahlen. Die pensio bestand anfangs in Geld, das nach Columella 25 in diebus pecuniarum zu entrichten war. Doch bereits etwa um 100 u. Z., als ein spürbarer Rückgang der WareGeld-Beziehungen in der gesamten römischen Wirtschaft einsetzte, traten immer mehr die Naturalien an die Stelle des Geldes. Eine Notiz des jüngeren Plinius 26 scheint von allgemeiner Bedeutung für diese Annahme zu sein; er schreibt: „... medendi una ratio, si non nummo, sed partibus locem ac deinde ex meis aliquos operis exact ores, custodes fructibus ponam et alioqui nullum iustius genus reditus, quam quod terra, caelum, annus refert." Die Art und Weise der Naturalabgaben richteten sich dabei aber immer nach dem Prinzip der steten Produktionssteigerung. Das früheste und zugleich sehr ausführliche Dokument dazu ist die lex Manciana, ein Kolonenvertrag aus Mappalia Siga in der Provinz Africa aus dem Jahre 116/117 u. Z. 27 . Hier finden wir die speziellen Angaben: „Qui in fundo villae Magnae sive Mappalia Siga villae habent ... prestare debebunt : tritici ex aream partem tertiam, fabe ex aream partem quartam, horde ex aream partem tertiam, vinu de laco partem tertiam, olei coacti partem tertiam, mellis in alveis mellariis sextarios singulos"; demnach ist der Kolone verpflichtet, vom Weizen, von der Gerste, vom Wein und Öl je 1/3, von der Bohnenernte 1/4 und je Bienenstock 1 Sextarius=l/2 Liter an Honig abzuliefern. Die Bestimmung über die Anlage neuer Kulturen erscheinen nach der lex Manciana recht lohnend, da in dem Vertrag festgelegt wird, dass der Kolone, bezogen auf das neue Landstück, zunächst 5 Jahre abgabenfrei bleibt: „Si quod ficetum postea factum erit, eius ficeti fructum per continuas ficationes quinque arbitrio suo. .. percipere permittitur, post quintam ficationem ... conductoribus vilicisve eius fundi praestare debebit" Was hier für die Anlage einer Feigenanpflanzung gesagt wird, gilt gleichermassen für die Neupflanzung einer Weinplantage, worüber dann der Text der lex Manciana Auskunft gibt. Aus Angaben dieser Art entnimmt A. B. Ranowitsch 28 dass es dem Grundeigentümer bei der Schaffung der Kolonatsverhältnisse vor allem darum gegangen sei, einen steuerpflichtigen Stand an Arbeitskräften zu schaffen, den er in seinen Sklaven nicht besass. Ein vergleichender Blick auf Aegypten des 6. Jahrhunderts mag das bisher Gesagte ergänzen. Wir besitzen einen Pachtvertrag auf Papyrus 29 , den die Kolonen mit dem Grundeigentümer Flavius Apionus abschlössen. Der Vertrag wird mit dem stereotypen f [loioyovfiev eingeleitet, und die Kolonen versichern, pünktlich im Monat August den 10. Teil des Weinertrages abzuliefern: ÔLÔÔVXL. .. áfmeXcov rov rjfiüv xtrj/Ltxtoç èv xfl tovyr\ rov Meaoqr) /nrjvog tfj5 яосдоухг)5 дехащд ... oïvov. Ranowitsch will diese These damit beweisen, dass der colonus in den Codices oft mit dem tributarius identifiziert wird 30 . Allgemein ergibt sich aus den Modalitäten der Pachtzahlung, dass dem das Gesetz als ager in perpetuum locatus bezeichnet (Corp. Jur. Dig. 6, 3), ist erst seit Constantin üblich (Cod. Theod. 5, 12); trotz der Pachtzahlungen (pensio, raditus, vectigal, canon), bei denen auf jeden Fall willkürliche Zinssteigerungen verboten waren, z. B. unter Valentinian 364 u. Z. (Cod. Theod. 5, 12, 15) kann auf eine sozialökonomische Abhängigkeit des Emphyteuten vom Grundbesitzer geschlossen werden, da das betreffende Ödland ebenfalls zu dessen Fundus gehörte. 25 Colum. rust. 1, 7, 2. 26 Plin. epist. 9, 37, 3. 27 CIL VIII, 25 902; neueste Textausgabe mit Literatur und Erläuterung bei: S. Riccobono, Fontes Juris Romani Antejustiniani, 3 Bde, Florenz 1941, Bd. I, S. 484—490. 28 A. B. Ranowitsch, a. O., VDI 1/1951, S. 92. 29 Pap. Oxyr. XVI Nr. 1896. 30 Kolonen als steuerpflichtiger Stand in: Cod. Just. 11, 50 (49), 2; coloni als tributarii finden sich in: Cod. Theod. 10, 12, 2 und 11, 7, 2. 90