Mészáros Gyula: A regölyi aranysír (Szekszárd, 1972)
dieses Gebietes durch die Hunnen im Jahre 408, zogen die mit den Römern verbündeten alanischen Heere zum Teil in die westliche Provinz des Reiches: nach Gallien (Frankreich). Die Alanen bilden also jene iranische Volksgruppe, die einmal mit den Hunnen, ein anderes Mal wiederum gegen sie verbündet aus Südrußland nach Westeuropa eingedrungen ist und der wir das Grab von Regöly und die ähnlichen Funde zuschreiben können. Unsere Annahme wird auch von dem Umstand unterstützt, daß eine geringere Gruppe der sich den germanischen Vandalen angeschlossenen Alanen mit diesen zusammen über Gibraltar entlang der nordafrikanischen Küste bis Karthago gezogen ist, wo sie sich niedergelassen und lange Zeit hindurch die südlichen Provinzen des gegenüber gelegenen Italiens beunruhigt hat. Wie bereits hingewiesen, finden wir auch in der Umgebung von Karthago (im Gebiet des heutigen Tunesiens) Goldschmuckstücke von Regölyer Typ vor. Wir folgten den Alanen auf ihren Weg von Südrußland über das Gebiet Ungarns bis zur französischen Ortschaft Airan —ja selbst bis Karthago — auf der Spur, wie dies durch die Identität der Schmuckbeigaben der Gräber und auch von der geschriebenen Geschichte bezeugt wird. Sehen wir nun, was außer den Schmuckstücken die Beigefäße der Gräber uns sagen. 1. Der einfache, handgeformte oder scheibengedrehte Tonbecher kommt unter den Grabbeigaben der meisten völkerwanderungszeitlichen Völker vor. Sie verfügen über keine nähere zeitbestimmende oder ethnische Bedeutung. 2. Der tonnenförmige Typ des Glasbechers, den wir im Grabe der alanischen Fürstin zu Regöly gefunden haben, weist auf charakteristisch spätrömische Zeiten hin, d.h. auf die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts. Am nächsten zu Regöly ist ein ähnliches Exemplar in Csákvár (Komitat Fejér) zum Vorschein gekommen. 3. Der große schwarze Tonkrug, mit seiner feinkannelierten Schulterverzierung und ausgezeichneten Technik sowie graziler Form stammt aus Südrußland und kann über Rumänien, Slowakei und Ungarn bis Österreich verfolgt werden. (Abb. 9, Taf. IX, 1-3, X. a-b). Während jedoch diese Krüge mit ihren langen Halsstücken, mehr oder weniger trichterförmigen, engen Mündungen und doppelstumpfförmigen Körpern einen identischen Typ vertreten, steht der Fund von Regöly, obwohl er der Form nach ein mit den vorangehenden verwandtes Exemplar ist, mit seiner Adlerkopfverzierung bisher unter den keramischen Erzeugnissen der Völkerwanderungszeit allein. Sein Ursprung kann vielleicht mit der an Tiermotiven reichen, ebenfalls iranisch-sassanidischen Kunst in Verbindung stehen. Was ist die Bedeutung des in das Grab beigelegten, mit Tierkopf verzierten Gefäßes? In der Geschichte der Menschheit begegnet man zahlreichen solchen Gesellschaften, deren führende Schicht oder Herrscher ihre Herkunft von einem Tierahnen ableiten. Dies ist z. B. bei den Kelten zu sehen, die dem Eber besondere Ehren zukommen ließen. Solchem Tierkult, einer solchen Tradition der von einem Tiere abgeleiteten Herkunft begegnet man bei den Ägyptern, Römern, Hunnen, Germanen, ja selbst in dem ungarischen Ursprungsmythus: in der Form eines Turulvogels (Traum der Emese). Im Zusammenhang mit dem schwer verwundeten, jedoch geheilten Schädel der alanischen Fürstin von Regöly muß bemerkt werden, daß die Völker der Völkerwanderungszeit Trepanationen durchführen konnten.