Gaál Attila (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 22. (Szekszárd, 2000)

Balázs Kovács Sándor: A megesett lányok és a házasságon kívül született gyermekek helyzete a Sárközben

Sándor Balázs Kovács Die Lage der gefallenen Mädchen und der unehelichen Kinder in Sárköz Im moralischen Bereich nimmt die Sexualmoral eine aussergewöhnliche Stelle ein. Es gibt kaum einen anderen Bereich der Moral, wo so viele Gesetze und genau formulierte Tabus existierten, wie im Geschlehtsleben. Dies bezieht sich nicht nur auf die vor-und ausserehelichen Liebesbeziehungen, sondern auch für das Liebesleben zwischen den Ehepartnern. Jede bäuerliche Gemeinschaft wusste genau Bescheid, was es bedeutet, wenn einer gegen die von der eigenen Gemeinschaft aufgestellten Regeln verstösst. Da muss aber betont werden, dass es um die Sitten der eigenen Gemeinschaft geht, da gerade im sexuellen Bereich erhebliche Unterschiede in der moralischen Praxis der verschiedenen Ortschaften festzustellen sind. Trotz der Unterschiede gibt es aber ein gemeinsames Tabu, das fast von jeder Gemeinschaft in Sárköz akzeptiert wurde. Wenn ein Mädchen vor der Ehe zu mehr als einen Mann eine Liebesbeziehung hatte, dann wurde sie von der Gemeinschaft als "Hure" betrachtet. Eine voreheliche Liebesbeziehung kam meistens dann ans Tageslicht, wenn das Mädchen schwanger wurde. Diese Sünde brachte wesentliche Änderungen in der gesellschaftlichen Lage der gefallenen Mädchen, die auch an der Kleidung ein sichtbares Merkmal ihres Sündenfalls zu tragen hatten. Kein Wunder, dass diese Mädchen um jeden Preis - eventuell auch mit Betrug - einen Vater für ihr ungeborenes Kind finden wollten. Im Gegensatz zu anderen Teilen des Landes mussten die unehelichen Kinder in Sárköz keine besonderen Nachteile oder Vorurteile erleiden. Ihr weiteres Schicksal wurde weiterhin durch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage ihrer Familie bestimmt. Wenn die Familie der Mutter wohlhabend war, konnte es auch vorkommen, dass sie zu den führenden Amtsträgern der Gemeinde gewählt wurden. Der Grossteil der unehelichen Kinder, die aus einer ärmeren Familie stammten, konnten auch als Erwachsene gut zurecht kommen. Die Mädchen heirateten Burschen oder Witwer ähnlichen gesellschaftlichen Standes. (Sie waren Hirten, oder andere Angestellte der Gemeinde, oft aus einem anderen Dorf stammende Personen.) Viele von den ärmeren unehelichen Jungen konnten sogar eine wohlhabende Witwe zum Altar führen. Die Zahl der unehelichen Kinder nahm im Laufe des 19. Jahrhunderts von Jahr zu Jahr zu. Einer der Gründe dafür war, dass in dieser Zeit imer mehr Vernunftehen geschlossen wurden. 276

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