Vadas Ferenc (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 15. (Szekszárd, 1990)
Handelsbeziehungen - Csanád Bálint: Gedanken über den Handel und „Handel” im 7. Jh. in den osteuropäischen Steppen
Den Forschern der Steppenarchäologie sind natürlich die Funde von Mala Perescepino, Kelegeja, Glodosy, Novye Senzary, Voznesenke vom Mittleren bzw. Unteren Dnepr-Gebiet gut bekannt. 11 Es ist ebenso keine Neuheit, daß auch Gegenstände sassanidischer Herkunft in diesen Grabkomplexen vorhanden waren, wie z.B. Goldgefaße, Silberschalen, und Glasbecher. 12 Weiter betrachtet die internationale Kunstgeschichte oft und ausfuhrlich den berühmten Krug mit der Senmurw-Darstellung aus Pavlovka und das Gefäß mit Bacchantinen aus Sloboda Limarovka, die in demselben Gebiet gefunden worden sind und chronologisch mit den erwähnten Grabfunden gleichzeitig sind. (Merkwürdigerweise widmet die sowjetische Archäologie und Frühgeschichtsforschung diesen Funden keine Aufmerksamkeit. Das ist auch der Fall bei den von den internationalen Kunstgeschichtlern nicht einmal zitierten sassanidischen Schalen und Rhyta aus Chomjakovo im Oberen Dnestr-Gebiet.) Ein Blick auf die Fundkarten der Gebiete östlich des Dons im 7. Jahrhundert überzeugt uns, daß Fundstücke von mittelasiatischer Herkunft aus dem Territorium Chasariens praktisch seltener ans Tageslicht kamen, als westlich davon. Wie sind sie so weit nach Westen gelangt? Diese Frage ist bisher lediglich im Fall des sassanidischen Teils des Grabes von Mala Perescepino gestellt worden. 13 Es lohnt sich aber, ohne eine befriedigende Antwort geben zu können, diese Fundtypen einmal zusammenfassend unter die Lupe zu nehmen. Zuerst ist zu bemerken, daß es ziemlich gut möglich ist, die Zeit der Deponierung dieser Funde festzustellen. Fast eindeutig ist die Chronologie der Gräber von Mala Perescepino und Novye Senzary: aufgrund von Münzen Constans des II und des ersteren auch aufgrund seiner Identifizierung mit dem um 660 gestorbenen Kuvrat, sind sie um 654-660 zu datieren. 14 Die Zeit der Gräber von Kelegeja, Glodosy und Voznesenke ist aufgrund ihrer vielfältigen Analogien mit dem frühawarischen Fundmaterial und ihres totalen Unterschieds von der Saltovo-Majaki-Kultur auf die erste Hälfte des 7. Jh. zu bestimmen. 15 Mit Hilfe von typochronologisch gut bearbeiteten Beigaben eines Grabes von Skalistoe in der Krim können die Krüge mit typischer sassanidischer bemalter Verzierung („Ente" in Medaillonen) auch in diese Periode datiert werden. Die übrigen Silberwaren können durch dem Mangel an Begleitfunden lediglich mit Argumenten der Kunstgeschichte datiert werden, die ich übrigens oft ungewiß und recht fraglich finde. So seien sie der Meinung der überwiegenden Zahl von Forschern nach, alle in der spätsassanidischen Periode, d. h. im 5-7. Jh. hergestellt worden. Wir sind also in einer Zeit, in der die politische Macht der Chasaren in westlicher Richtung nicht über den Don hinaus reichte; das war die Blütezeit Magna Bolgarias. 16 Die Frage aber, die automatisch gestellt wird, nämlich wie Waren mittelasiatischer Herkunft in dieses Gebiet gelangen könnten, sind wir nicht in der Lage, beim gegenwärtigen Forschungsstand genau zu beantworten. Ich betone aber, daß diese Frage selbst bisher nicht formuliert wurde, aber allein die Tatsache schon dies tun zu können, betrachte ich als Zeichen einer gewissen historiographischen Fähigkeit der Archäologie. Der folgende sehr gekürzte Überblick über die eventuellen Interpretationsmöglichkeiten hat nur die einzige Zielsetzung: klarzustellen, wie schwer (oder sogar unmöglich!) es ist, in einer bestimmten Periode und Gegend Europas zu entscheiden, ob die fremden Waren Früchte eines weitreichenden Handels oder anderer Aktivitäten sind. Unter den obenerwähnten Fundobjekten wurde lediglich im Fall Mala Perescepinos die Frage nach der Art der Provenienz der mittelasiatischen Gefäßen 14